Inhalt

Im Interview: Volksmusikpfleger Leonhard Meixner

Leonhard Meixner ist der neue Volksmusikpfleger des Bezirks Oberbayern. Meixner hat am 20. Oktober die Leitung für das Sachgebiet „Volksmusikpflege“ am Zentrum für Volksmusik, Literatur und Popularmusik (ZeMuLi) des Bezirks Oberbayern in Bruckmühl übernommen. Seit 2010 war er dort bereits als freier Mitarbeiter tätig. Im Interview stellen wir Leonhard Meixner vor.

Ein Foto von einem jungen Mann, der eine Brille, ein weißes Trachtenhemd, eine Trachtenweste und einen Trachtenhut trägt.
Volksmusikpfleger Leonhard Meixner (Foto: Wolfgang Englmaier © Bezirk Oberbayern)

Sie sind als ehemaliges Mitglied der „Cubaboarischen“ und als Leiter Ihres aktuellen Projekts „Cubaboarisch 2.0“ überregional bekannt. Was reizt Sie an der Stelle als Volksmusikpfleger des Bezirks Oberbayern?

Leonhard Meixner Ich bin seit meiner Kindheit mit traditioneller Volksmusik verbunden. Schon im Kinderchor durfte ich bei der Kinderlieder-CD „Beim Bimperlwirt, beim Bamperlwirt“ vom Volksmusikarchiv mitsingen. Volksmusik war auch der Grund, warum ich Musiker werden wollte. Ich liebe den überlieferten Volksgesang, Ziachmusi, Tanzlmusi und Zithermusi. Mit dem Volksmusikarchiv bin ich seit langem eng verbunden. Bei vielen Veranstaltungen und Tonaufnahmen durfte ich als Sänger und Musiker mitwirken. Durch meine Mitarbeit im VMA und jetzigen Zentrum für Volksmusik, Literatur und Popularmusik konnte ich mir einen guten Überblick über die Bestände und Sammlungen verschaffen und die Arbeit des Volksmusikpflegers kennenlernen. Meine Heimat Oberbayern, die Volksmusik, der Dialekt, das Brauchtum, die Tracht: Das ist meine Identität. Für mich ist diese Position nicht Beruf, sondern Berufung.

Sie waren bereits freier Mitarbeiter am ZeMuLi. Was haben Sie dort gemacht und inwiefern helfen Ihnen diese Vorerfahrungen bei Ihrer neuen Aufgabe?

Meixner Ich war viele Jahre freier Mitarbeiter und durfte mich in vielen Bereichen einbringen. Unter anderem habe ich den Bestand der Tonaufnahmen im Volksmusikarchiv verwaltet, in der Urheberrechtsdokumentation mitgearbeitet und Arrangements für kleine Blasmusikbesetzungen, Blechbläser und Chorsätze erstellt. Dadurch kenne ich das Haus sehr gut, was mir in meiner neuen Aufgabe sehr hilft.

Wie ist Ihre neue Funktion mit Ihren musikalischen Aktivitäten zeitlich und organisatorisch vereinbar?

Meixner Natürlich geht es mir darum, meine Aufgabe als Volksmusikpfleger mit ganzem Herzen zu erfüllen, denn ich liebe Musik und ganz besonders unsere oberbayerische Volksmusik. Gleichzeitig ist mir meine Tätigkeit als Musiker und Sänger wichtig. Dafür möchte ich auch Zeit finden. Eine gute Vorausplanung ist das A und O.

Die Volksmusik teilt sich seit einigen Jahren in traditionelle und neue Volksmusik. Wo schlägt Ihr musikalisches Herz – in Altbayern bei der traditionellen Musik oder in Kuba bei Mambo, Son und Salsa?

Meixner Dazu muss ich sagen, dass der Begriff „neue Volksmusik“ irreführend ist. Diese Einteilung wird zwar oft zur Unterscheidung traditioneller und moderner Stile verwendet, ist aber meiner Meinung nach nicht hilfreich. Die überlieferte Volksmusik mit ihrem historischen Hintergrund ist das, was wir als kulturelles Erbe schätzen und bewahren müssen. Diese „echte" Volksmusik als authentisches, unverfälschtes Kulturgut wird auch immer als solche bestehen. Und mein Herz schlägt natürlich hier in meiner Heimat Oberbayern. Durch meine Reisen in andere Länder und Musikrichtungen wurde mir aber auch bewusst, wie wertvoll unsere oberbayerischen Musiktraditionen und deren Pflege sind. Und auf Kuba habe ich natürlich die überaus lebensfreudige Musik erlebt und auch dafür eine Leidenschaft entwickelt.

Traditionelle und neue Volksmusik müssen ja kein Gegensatz sein. Wie vereinen Sie die beiden Richtungen?

Meixner Selbstverständlich ist es kein Widerspruch, nicht nur die überlieferte Volksmusik zu pflegen, sondern als Musiker auch in anderen Musikrichtungen zu wirken. Wir leben in einer globalisierten, gut vernetzten Welt. Durch Internet und Social Media hat jeder Zugang zu einer Fülle von Musikrichtungen und -stilen. Dies beeinflusst natürlich die musikalische Entwicklung junger Musikantinnen und Musikanten.

Sie sind in Bruckmühl mit traditioneller Volksmusik aufgewachsen. Wie wollen Sie diese bewahren?

Meixner Vorbilder wie der Kiem Pauli und Wastl Fanderl haben es vorgemacht, dass es nicht nur wichtig ist, zu sammeln und zu forschen, sondern auch den Menschen die Lieder und Melodien nahe zu bringen. Für mich ist es ganz wichtig, in Kontakt mit der Volksmusikszene zu bleiben und altes und wiederentdecktes Liedgut den Menschen zugänglich zu machen.

Die Volksmusikpfleger des Bezirks Oberbayern waren bisher viel draußen unterwegs und haben Menschen auf Marktplätzen und in Wirtshäusern zum Singen gebracht.

Meixner Das sind natürlich große Fußstapfen, in die ich trete. Ich konnte bei einigen Fahrten und offenen Singen bei Ernst Schusser dabei sein. Seine Hingabe und Leistungsbereitschaft waren enorm. Ich werde auch neue Wege gehen, die Menschen zu erreichen. Soziale Medien können dabei helfen. Das Miteinandersingen und Musizieren sind mir große Anliegen. Ich möchte alle Volksmusikinteressierten erreichen.

Seit Juni 2021 sind im ZeMuLi in Bruckmühl Volksmusik, Literatur und Popularmusik vereint. Welche Chancen bietet das für die Volksmusikpflege?

Meixner Ich finde es zum Beispiel sehr vorteilhaft, die Popularmusik mit im Haus in Bruckmühl zu haben. Es gibt da viele Schnittpunkte und Gemeinsamkeiten. Hier kann man fachübergreifend gemeinsame Projekte verwirklichen. Und das Archiv für regionale Musikkultur und Literatur bildet die Basis der Volksmusikpflege. Alte Handschriften, Sammlungen und Liederaufzeichnungen sowie alle Fachliteratur: Hier findet zwischen Pflege und Archiv ein reger Austausch statt. Ich bin sehr froh, dass wir in Bruckmühl ein so großes Archiv haben.

Zur Person:

Leonhard Meixner aus Bruckmühl ist 33 Jahre alt. Er hat seine musikalische Ausbildung an der Berufsfachschule für Musik Altötting erhalten. An der Hochschule für Musik in Nürnberg hat er zudem ein Diplom als Musikpädagoge erworben. Meixner war unter anderem Lehrkraft an der Musikschule Rosenheim und freier Mitarbeiter am Zentrum für Volksmusik, Literatur und Popularmusik des Bezirks Oberbayern in Bruckmühl. Von 2006 bis 2018 war er Mitglied bei der Musikgruppe „Die Cubaboarischen“; seit 2018 ist er Leiter des Projekts „Cubaboarisch 2.0“.

Weitere Informationen finden Sie in der Pressemeldung.

Blick in eine Ausstellung in der Galerie des Bezirks Oberbayern. An den Wänden abstrakte Bilder am Boden der galeire kleine Skultprue aus Ton
Foto: Wolfgang Englmaier © Bezirk Oberbayern

Themen im Bereich Kultur

  • Förderung

    Hier erhalten Sie Informationen zu den Voraussetzungen der Förderung und Antragsformulare zum Download.

  • Museen

    Die Museen des Bezirks Oberbayern geben Einblicke in die ländliche Vergangenheit der Region. Darüber hinaus ist der Bezirk an der Trägerschaft vieler anderer Museen beteiligt.

  • Schafhof - Europäisches Kunstforum

    Der "Schafhof" ist das Europäische Kunstforum des Bezirks Oberbayern und liegt am Stadtrand von Freising im Großraum München.

  • Kloster Seeon

    Das Kultur- und Bildungszentrum des Bezirks Oberbayern im Kloster Seeon dient als Bildungsstätte und lädt zu kulturellen Veranstaltungen und Ausstellungen.

  • Galerie Bezirk Oberbayern

    Die Galerie Bezirk Oberbayern in der Prinzregentenstraße zeigt ein breites Spektrum von Kunstprojekten aus Oberbayern mit dem Schwerpunkt "Kunst inklusive!".

  • Forum Heimat und Kultur

    Der Kultur- und Begegnungsort im Kloster Benediktbeuern

  • Zentrum für Volksmusik, Literatur & Popularmusik (ZeMuLi)

  • Auszeichnungen und Preise

    Förderpreise und Auszeichnungen des Bezirks Oberbayern: Oberbayerischer Kulturpreis, Nachwuchs-Förderpreise, Lore-Bonner-Preis, Konzert "Bestnoten hören" und Bezirksmedaille.

  • ZAMMA - Das Festival in Oberbayern

    Der Bezirk Oberbayern richtet das "ZAMMA - Kulturfestival Oberbayern" alle zwei Jahre in einer anderen oberbayerischen Kommune aus.

Publikationen im Bereich Kultur

Alle Publikationen anzeigen

Aktuelle Meldungen

  • ZAMMA: Da ist Musik drin

    Auf dem Programm stehen zahlreiche Musikveranstaltungen, und es ist von Django 3000 über Volksmusik bis zur Kinderband Schlawindel für jeden Geschmack etwas dabei. Auch zum Trommeln, Tanzen und Mitsingen gibt es ...

    Datum: 15.05.2024

  • Pfingstferien an der Glentleiten

    Programmhöhepunkte sind am Pfingstsonntag der Internationale Museumstag mit freiem Eintritt für alle, der Mühlentag am Pfingstmontag und zum Ferienende der erste Tag der Freilichtmuseen in Bayern mit einem Programm rund um Nachhaltigkeit....

    Datum: 15.05.2024

  • Theater, Tanz und neue Töne

    Ob Kunst, Literatur, Musik oder Film: Der Bezirk Oberbayern fördert Projekte aus allen Kultursparten. Rund 1,9 Millionen Euro haben der Kultur- und der Bezirksausschuss des Bezirkstags jetzt für die Förderung der ...

    Datum: 07.05.2024

  • Grasmarkt Holzkirchen

    Wer gerne singt, tanzt, bastelt oder gärtnert und noch bei einem ZAMMA-Projekt mitmachen möchte, sollte den Grasmarkt am 28. April 2024 nicht verpassen.

    Datum: 19.04.2024

Mehr Meldungen anzeigen

Termine / Veranstaltungen

  • Ausstellung "Upgrade-Aufwertung" mit Robert Bisl und Daniel Engelberg

    Der Ursprung der Arbeiten der beiden Bildhauer Robert Bisl und Daniel Engelberg liegt in der Aufwertung gefundener Materialien. Galerie Bezirk Oberbayern

    Daniel Engelberg
  • »Werkstoffe aus Holzfasern«

    Die Sonderausstellung im Holztechnischen Museum Rosenheim befasst mit Holzfasern, die als Ausgangsstoff für viele Produkte dienen können. Holztechnisches Museum Rosenheim

    Silvester Obermaier
  • Gardening of Soul

    Die Ausstellung präsentiert die Arbeiten von internationalen Künstlerinnen und Künstlern im Rahmen des internationalen Kooperationsprogramms. Schafhof - Europäisches Kunstforum Oberbayern

  • Digital Fairy Tales

    Digitale Videos, inspiriert von deutschen Märchen, die Franz Xaver von Schoenwerth Mitte des 19. Jahrhunderts gesammelt hat, interpretieren zeitgenössische Videokünstlerinnen und Videokünstler neu. Schafhof - Europäisches Kunstforum Oberbayern

  • Geschirr aus Ton bemalen

    mit Anmeldung in der Hafnerei Freilichtmuseum Glentleiten

Alle Termine anzeigen