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Junge Kreative auf der Heim+Handwerk

Verleihung des Oberbayerischen Förderpreises für Angewandte Kunst 2022


Beim 13. Oberbayerischen Förderpreis zeichnete Bezirkstagspräsident Josef Mederer drei Nachwuchskünstlerinnen und drei Nachwuchskünstler mit insgesamt 12.000 Euro aus. Ihre Arbeiten konnten sich gegen 76 andere Arbeiten im Wettbewerb durchsetzen. Der Förderpreis ist 2022 wieder zu Gast auf der Messe „Heim und Handwerk“. 37 Arbeiten sind in einer Ausstellung auf dem Messestand zu sehen.



Gruppenfoto mit zwei jungen Männern und zwei jungen Frauen. Sie lächeln und halten Blumensträuße in den Händen. In der Mitte ein älterer Herr. Sie alle stehen vor einer weißen Wand und auf einem helllblauen Teppich.
Die Preisträgerinnen und Preisträger des Oberbayerischen Förderpreises für Angewandte Kunst 2022:
(von links) Carlotta Wirtl, Tornike Abuladze, Ju Young Kim, Bezirkstagspräsident Josef Mederer, Nelly Stein, Zhipeng Wang (Foto: Peter Bechmann © Bezirk Oberbayern)

Auf dem Stand 828 in der Halle A6 war die Spannung groß unter den Gästen, die sich zwischen Möbelstücken, Schmuck-Vitrinen, Holzskulpturen und beleuchteten Glasobjekten der Ausstellung einen Platz gesucht hatten. Denn Bezirkstagspräsident Josef Mederer verkündete am Eröffnungstag der Messe Heim und Handwerk die Gewinner des 13. Oberbayerischen Förderpreises. In seiner Rede zeigte er sich darüber glücklich, dass der Preis nach zwei Jahren pandemiebedingter Pause wieder auf der Messe zu Gast war. Außerdem betonte er die Bedeutung des „Neu-Denkens und Anders-Machens in Zeiten fortgesetzter Krisen und Herausforderungen“.

Der erste mit 4.000 Euro dotierte Preis ging an den 35-jährigen georgischen Künstler Tornike Abuladze. Er wurde für Glasobjekte ausgezeichnet, die mit dem Thema Handy spielen. Die Arbeiten heißen Snake, Kim II und Siri. Snake besteht aus farbigen Glasprismen in Schlangenform. Der Titel spielt auf das gleichnamige erste Handyspiel an. In Kim II spielt der Künstler mit der Allgegenwart des Handy-Selfies, indem er das Porträt der Social-Media-Promi Kim Kardashian per Sandstrahlverfahren in Ausschnitten auf mehrere Glasscheiben graviert. „Wie kann ich Ihnen helfen“ steht auf Englisch auf dem Objekt Siri. Die Standard-Frage der Künstlichen Intelligenz Siri wird bei diesem Glas-Objekt zum ironischen Kommentar. Tornike Abuladze hat von 2004 bis 2008 an der staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Tiflis (Georgien) studiert, bevor er 2015 an der Akademie der Bildenden Künste in München ein Designstudium begann. Er ist heute Assistent von Thiery Boissel in der Werkstatt für Glasmalerei der Akademie.

Den zweiten Preis über 3.000 Euro erhielt die Künstlerin Nelly Stein (35) für ihre zweiteilige Arbeit mit dem Titel „Die Revolution der kleinen Dinge muss weitergehen“. Sie besteht aus einem großen ringförmigen Objekt aus Bronzeguss. Er erinnert an textile und pflanzliche Strukturen und einem Samthemd, das mit Abbildungen des Rings bedruckt ist und auf diese ironische Weise das schwere Objekt tragbar macht. Die Jury bezeichnet die Arbeit als „Prosa, die in Schmuck gegossen ist“. Nelly Stein studierte von 2007 bis 2021 in Leipzig Kunstpädagogik, bevor sie in die Schmuckklasse von Burg Giebichenstein wechselte. Seit 2014 studiert sie bei Professorin Karen Pontoppidan an der Akademie der Bildenden Künste in München.

Der dritte mit 2000 Euro dotierte Preis ging an den in München lebenden Schreiner und Gestalter im Handwerk Korbinian Amann (32) für einen Möbelobjekt mit dem Namen "Tilio". Es ist eine Art Sitzball aus gewölbten Eschenholz-Leisten, die von einem kantigen Metallfuß gehalten werden. Tilio verleitet nicht nur zum aktiven Sitzen, sondern ist ein Grenzgänger zwischen Möbel und Skulptur, den der Gestalter als einen „Genuss für Haptik, Hüften und Optik“ bezeichnet. Korbinian Amann war von 2020-2021 an der Akademie für Gestaltung und Design in München, nachdem er sieben Jahre als Geselle im In- und Ausland Erfahrung gesammelt hatte. Seine Schreinerlehre absolvierte er in Kempten.

Neben den drei Hauptpreisen vergab die Jury drei mit jeweils 1.000 Euro dotierte Anerkennungen.
Eine Anerkennung geht an die aus Schongau stammende Holzbildhauerin Carlotta Wirtl (22) für eine Serie mit dem Titel „zuhause“ .Die erste Arbeit heißt „zuhause / wenn ich zurückkomme“ und zeigt ein Waschbecken in ihrem Elternhaus. Aus dem Wasserhahn läuft ein hölzerner Strahl in ein angeschnittenes Becken. Die zweite Arbeit heißt „ zuhause / wenn ich laufe“. Sie zeigt eine Miniatur-Straßenkreuzung, bei der alle Laternen und Masten perspektivisch verzogen sind. Die Bildhauerin macht mit ihren Skulpturen - wie sie selbst sagt - „Schnappschüsse aus ihrer Erinnerung“. Carlotta Wirtl beendete 2022 ihre Ausbildung an der städtischen Berufsschule für das Holzbildhauerhandwerk in München und studiert momentan an der Akademie für Bildende Künste in Karlsruhe bei Prof. Stephan Balkenhohl.

Eine weitere Anerkennung geht an den chinesischen Schmuckkünstler Zhipeng Whang (26), der aus Kaffeebohnen und Teeblättern drei Siegel-Ringe dem Titel „Identity Ring 1-3“ geschaffen hat. Die Schmuckstücke besitzen eine lebhafte und leicht polierte Oberfläche und unterscheiden sich im „Stein“, der einmal als Halbkugel, einmal als flache Scheibe und einmal als etwas höhere Scheibe auf dem Ringkorpus sitzt. Für den Künstler stehen diese beiden Getränke für die unterschiedlichen westlichen und östlichen Kulturen und ihre Verschmelzung macht das Objekt zu seinem „Identitätsring“. Zhipeng Wang hat im chinesischen Hangzou Kunst und Schmuck studiert, bevor er 2020 an die Akademie der Bildenden Künste nach München in die Klasse für Schmuck und Gerät bei Professorin Karen Pontoppidan wechselte.

Die dritte Anerkennung über 1.000 Euro geht an die südkoreanische Künstlerin Ju Young Kim (31) für eine Mischung aus Lichtobjekt und Spieltisch mit den Titel „Form eines leeren Dreiecks, Verlierer Quadrat.“ Die von unten beleuchtete Tischfläche aus grünen und weißen Feldern ist einmal Schachfeld und einmal Go-Feld, je nachdem ob man die quadratische oder die dreieckige Einteilung der Felder wahrnimmt. Die Künstlerin Ju Young Kim, die noch zwei weitere Objekte in der Ausstellung zeigt, war Gaststudentin an der Akademie in Prag, machte dazwischen in Seoul ihren Bachelor of Arts bevor sie 2019 an die Akademie der Bildenden Künste nach München in die Klasse von Professor Olaf Nicolai wechselte.

Der Bezirk Oberbayern verleiht seit 2010 jährlich den Oberbayerischen Förderpreis für Angewandte Kunst in den Bereichen Schmuck, Gerät, Keramik, Holz, Glas, Textil, Papier, Metall, Stein und Kunststoff. Mit dem Preis zeichnet er den Nachwuchs aus Kunst, Handwerk und Design für herausragende Leistungen aus. Das Höchstalter für Teilnehmende beträgt 35 Jahre. Über die Vergabe des Preises entscheidet eine Fachjury.

01.12.2022