Zwischen Upcycling und Lowtech
München, den Datum: 27.11.2019Verleihung des Oberbayerischen Förderpreises für Angewandte Kunst 2019
Zum zehnten Mal verlieh der Bezirk Oberbayern am 27.11. den Oberbayerischen Förderpreis für Angewandte Kunst. Die Publikumsmesse Heim+Handwerk bot dafür den perfekten Rahmen. Vier Nachwuchstalente erhielten vier gleichwertige Preise, die mit jeweils 3.000 Euro dotiert waren. In einer Ausstellung werden 30 teils mehrteilige Arbeiten der vier Preisträger und 15 weiterer Bewerber dem Messepublikum vorgestellt.Während Bezirkstagspräsident Josef Mederer sich bei seiner Rede auf das Bauhaus-Manifest berief und den Zusammenhang zwischen Handwerk und Kunst betonte, drückte der Geschäftsführer der Messegesellschaft GHM, Dieter Dohr, seine Wertschätzung für die Zusammenarbeit der Messe mit dem Bezirk als Ausrichter des Förderpreises mit den Worten aus: "Unsere Messe ist eigentlich um Ihre Ausstellung herum gebaut" und verband dies mit der Hoffnung, dass die Kooperation im nächsten Jahr weitergehe.
Anschließend bedankte sich der Präsident bei der zehnköpfigen Jury, die aus 65 Kreativen mit insgesamt 150 Wettberwerbs-Objekten vier Preisträger ausgewählt hatte. Sie erhalten vier mit 3.000 Euro dotierte Förderpreise.
Ein Förderpreis ging an Magdalena Kern (23) für eine innovative Textilarbeit, bei der sie Webkanten, ein Abfallprodukt der Weberei, als Flor, als Netz oder als großflächige Textilien weiterverarbeitet. Das Ergebnis ist optisch und haptisch reizvoll und wegweisend im Sinne der Nachhaltigkeit und des "Upcycling". Nach dem Besuch der Fachoberschule für Gestaltung in München machte Magdalena Kern am Campus Münchberg der Hochschule Hof ihren Bachelor für Textiles Design.
Einen weiteren Förderpreis erhielt Stefan Kiesel (32) für einen zerlegbaren Ess-Tisch, der ohne Zargen auskommt. Der Tisch „k1“ besticht durch seine Einfachheit und Eleganz. Eine Tischplatte aus Eiche Natur wird von vier Tischbeinen aus geräucherter Eiche getragen, die als Zapfen direkt in ihr stecken. Im Konzept, das der Bewerbung beigefügt ist, bezeichnet Kiesel den Tisch als Beispielprodukt, der mit „Lowtech“, also auch in Schreinereien mit einfacherer Ausstattung hergestellt werden kann. Stefan Kiesel hat nach seiner Schreinerlehre an der Schule für Holz und Gestaltung des Bezirks Oberbayern in Garmisch-Partenkirchen einen Bachelor in Innenausbau an der Technischen Hochschule in Rosenheim und einen Master für Advanced Design an der Hochschule München gemacht.
Die Preisträgerin Bokyung Kim (33) wurde für Porzellangefäße ausgezeichnet, die sie ausschließlich an der Töpferscheibe dreht und dekoriert. Sie stellt mit der traditionellen Technik nicht nur besonders zarte Gefäße her, sondern nutzt die Scheibe auch für die Dekoration mit dem Pinsel, die über einfache Dekors weit hinausgehen. Bokyung Kim stammt aus Südkorea und lebt und arbeitet in Dießen am Ammersee. Nachdem Sie in an der Seoul National Universtiy ihren Master of Fine Arts gemacht hatte, schloss sie an der Kunsthochschule Halle/Burg Giebichstein einen Master in Produktdesign an.
Henriette Olbertz-Weinfurter (34) erhielt einen Förderpreis für zwei Installationen aus Flachglas und mundgeblasenen Glas. Ihre Arbeiten heißen „Vollendete Zukunft“ und „Barockfilter“. Sie entführen den Betrachter in die Zukunft und in eine Parallelwelt. „Vollendete Zukunft“ ist „eine Erinnerung aus Glas an die in der Zukunft ausgestorbenen Wale“. Dabei sind es nur noch vage abstrakte Erinnerungen, die in den Glasskulpturen archiviert werden. Im Werk „Barockfilter“ stellt die Künstlerin ihre Erfahrung beim U-Bahn-Fahren mit Barockmusik auf dem Kopfhörer in farbigen Glasscheiben dar, die wie transparente Kulissen hintereinander geschichtet sind. Henriette Olbertz-Weinfurtner hat nach ihrer Ausbildung zur Glasbildnerin und zur Glasmacherin in Zwiesel an der Akademie der Bildenden Künste in München ein Studium der Freien Kunst im Bereich Glas absolviert.
Bis zum 1. Dezember werden die 30 Arbeiten auf einer 240 m² großen Sonderfläche in der Halle A1 der Öffentlichkeit vorgestellt.
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Die Preisträgerinnen und Preisträger des Oberbayerischen Förderpreises für Angewandte Kunst: (von links) Magdalena Kern, Stefan Kiesel, Henriette Olbertz-Weinfurter, Bokyung Kim und Bezirkstagspräsident Josef Mederer.
Foto: Peter Bechmann
Copyright: Bezirk Oberbayern
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Magdalena Kern bekam den Förderpreis für eine Textilarbeit, bei der sie Webkanten, ein Abfallprodukt der Weberei, als Flor, als Netz oder als großflächige Textilien weiterverarbeitet.
Foto: Peter Bechmann
Copyright: Bezirk Oberbayern
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Magdalena Kern: "T01", Webkanten, genäht, gestickt, Siebdruck, 95 x 50 x 0,3 cm
Foto: Peter Bechmann
Copyright: Pressestelle Bezirk Oberbayern
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Stefan Kiesel erhielt den Förderpreis für einen zerlegbaren Ess-Tisch, der ohne Zargen auskommt.
Foto: Peter Bechmann
Copyright: Bezirk Oberbayern
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Stefan Kiesel: »ESSTISCH K_1«, Vollholz
180 x 90 x 74 cm
Foto: Privat
Copyright: Stefan Kiesel
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Die Preisträgerin Bokyung Kim (33) wurde für Porzellangefäße ausgezeichnet, die sie ausschließlich an der Töpferscheibe dreht und dekoriert
Foto: Peter Bechmann
Copyright: Pressestelle Bezirk Oberbayern
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Bokyung Kim: »CYLINDER I« Porzellan; gefärbt, gedreht,
bemalt, poliert; 1280°C Reduktionsbrand
Ø 24 x 16 cm.Foto: Privat
Copyright: Bokyung Kim
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Henriette Olbertz-Weinfurter (34) erhielt einen Förderpreis für zwei Installationen aus aus Flachglas und mundgeblasenen Glas.
Foto: Peter Bechmann
Copyright: Pressestelle Bezirk Oberbayern
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Henriette Olbertz-Weinfurter: »VOLLENDETE ZUKUNFT« Flachglas;mundgeblasen, Palladium, Objekte mit Gummi, Stahl
variable RauminstallationFoto: Henriette Olbertz-Weinfurter
Copyright: Privat
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