Inhalt

Fels in der Brandung - Dezember

Eine leicht schneebedeckte Holzbrücke führt über einen See, hin zum von kahlen Bäumen verdeckten Kloster Seeon.
Viele Wege führen nach Kloster Seeon, und nun führt auch wieder einer rund um das frühere Benediktinerkloster im Seeoner See. (© Pixabay)

Ruhig thront Kloster Seeon im Sonnenlicht, scheinbar unberührt von allen Irrungen und Wirrungen der Zeit. Wer sich auf einen Spaziergang rund um die alten Mauern begibt, könnte glauben, dass sich hier seit Jahrhunderten nichts verändert hat. Doch weit gefehlt. Die „Insel der Ruhe und Gelassenheit“, wie Kloster Seeon gerne genannt wird, hat in ihrer langen Geschichte schon so viele Umbrüche erlebt, dass damit ganze Bücher gefüllt werden können. Vom Benediktinerkloster, in dem auch der junge Mozart immer wieder Station machte, über einen Adelssitz, ein Heilbad, eine NS-Eliteschule, ein Lazarett, ein Flüchtlingslager, eine Polstermöbelfabrik und eine Ausbildungsstätte der Bayerischen Bereitschaftspolizei bis hin zum heutigen Kultur-und Bildungszentrum des Bezirks Oberbayern war es ein weiter und unruhiger Weg.

Und auch jetzt ist der Ort schon wieder im Wandel. Denn der Bezirk Oberbayern, seit 1993 Eigentümer des historischen Gebäudes auf einer Halbinsel im Seeoner See, hat Großes damit vor. Unter dem Titel „Zukunftsprojekt Kloster Seeon“ soll hier am Seeoner See eines der modernsten Tagungszentren in Deutschland und zugleich ein Ort für Kultur und Erholung mit Ausstrahlung weit über die Region hinaus entstehen – ohne die Historie des Jahrhunderte alten Gebäudes außer Acht zu lassen. „Man kann etwas Neues schaffen und gleichzeitig den Geist des Alten bewahren“, beteuert Gerald Schölzel, der Kloster Seeon seit 2015 leitet. Stück für Stück nähert man sich dieser Vision an. So gelang es, das frühere Kramerhaus direkt neben dem Tagungszentrum aus Privatbesitz zu erwerben und damit den Weg frei zu machen für umfassende Veränderungen. Aus dem Gebäude entstand ein behutsam renoviertes Gästehaus, der Zugang zur Klosterkirche gleich daneben wurde barrierefrei gestaltet und der lange brach liegende Rundweg um die Halbinsel im Klostersee wieder in Stand gesetzt. Hecken und kranke Bäume entlang des Ufers wurden entfernt und neue Wege angelegt, umrahmt von Blumenwiesen und modernen Skulpturen.

Damit jedoch nicht genug. Neben dem öffentlichen Parkplatz hat der Bezirk eine Hackschnitzel-Heizanlage als Ersatz für die bisherige Ölfeuerung gebaut. Und das frühere „Café Bistro Leuchtenberg“ auf dem Weg zur Halbinsel soll bis zum Sommer 2022 unter dem neuen Namen „Mesnerhaus“ wiedereröffnet werden: mit Klosterladen, Gastronomie, Ausstellungsraum und – in einem Nebengebäude – Räumen für die Imkerei- und Fischerei-Fachberatungen des Bezirks Oberbayern. Geplant sind außerdem ein Bienenlehrpfad, ein Bootsanlegeplatz für die Fachberatung Fischerei und ein Räucherplatz für Fische im früheren Backhaus – als Schmankerl für Gäste und Ausflügler.

Doch auch im Hauptgebäude ist Vieles im Umbruch. Das Haus bekam eine komplett neue IT-Infrastruktur und die in die Jahre gekommenen Zimmer wurden renoviert. Erneuert wurden außerdem die Küche und das Tagungsrestaurant, das nun unter dem Namen „Ex libris“ firmiert. Eine Erinnerung an die frühere Funktion des Raums als Bibliothek – und wieder ein Anklang an das historische Erbe von Kloster Seeon, das der Bezirk Oberbayern unbedingt erhalten will. Oder, wie es Bezirkstagspräsident Josef Mederer ausdrückt: „Unser Ziel ist es, die Historie mit der Zukunft zu verknüpfen, damit Kloster Seeon weiterhin vielen Menschen zur Erholung und Besinnung und als Ort für inspirierende Begegnungen dienen kann.“