Inhalt

Mehr Raum für Gedanken – Dezember

Ein modernes Gebäude mit Flachdach. Im obersten Stock befinden sich bodentiefe Fenster. Das Gebäude hat eine graue Fassade. Der oberste Stock hat eine rostbraune Fassade.
Foto: Michael Heinrich © Bezirk Oberbayern

Hier wird diskutiert, debattiert und manchmal auch gestritten. Hier werden Koalitionen geschmiedet und beendet. Vor allem aber werden hier weitreichende Entscheidungen getroffen, die das Leben vieler Menschen in Oberbayern prägen – speziell im Sozialen. Der Plenarsaal des Bezirks Oberbayern ist der Ort, an dem der oberbayerische Bezirkstag tagt und jedes Jahr über einen Zwei-Milliarden-Haushalt bestimmt. Die sieben bayerischen Bezirke – in Deutschland ein- malig – werden von dem demokratisch gewählten Bezirkstag verwaltet und sind vor allem zuständig für die überregionale Sozialhilfe in Form von Eingliederungshilfe oder Hilfe zur Pflege. Doch die Aufgaben sind noch viel weiter gefasst. Sie erstrecken sich von Gesundheit über Kultur, Heimat und Bildung bis hin zu Naturschutz.

Modernität trifft auf Tradition

Über all das wird hier im Plenarsaal des Bezirks Oberbayern in der Münchner Innenstadt entschieden – und das seit 2018 in ganz neuem Rahmen. Damals wurde nach eineinhalb Jahren Bauzeit das komplett umgestaltete Obergeschoss mitsamt Plenarsaal wieder eröffnet. Schon lange hatten dort Raumangebot und Raumtechnik nicht mehr den Anforderungen entsprochen. Es entstand ein völlig neuer Gebäudeteil, dessen herausgehobene Stellung sogar von außen sichtbar ist. Schließlich kragt der Baukörper des Plenarsaals auf der Straßen- und Innenhofseite aus und hebt sich auch mit seiner Fassade von den anderen Teilen des Verwaltungsgebäudes ab. Was heute so selbstverständlich aussieht, bedeutete einen echten Kraftakt. Schließlich musste das gesamte fünfte Obergeschoss abgebrochen und anschließend an gleicher Stelle neu aufgebaut werden. Dabei wurde der Plenarsaal nicht nur verbreitert, sondern auch um zwei Meter erhöht. „Damit die Gedanken mehr Raum bekommen“, wie Bezirkstagspräsident Josef Mederer bei der Übergabe des Raums an die Mitarbeitenden der Bezirksverwaltung scherzte.

Ein großer heller Raum mit vier langen Tischreihen. Die Tische sind weiß und die Stühle sind schwarz. Auf jedem Platz ist ein Sprechermikrofon.
Foto: Michael Heinrich © Bezirk Oberbayern

Wo bei der Fassade Metall in Form von Kupfer verwendet wurde, dominiert im Inneren der Werkstoff Holz. Die Architektur knüpft damit trotz ihrer Modernität an traditionelles Bauen in Oberbayern an und schafft zugleich eine Verbindung zu Einrichtungen des Bezirks Oberbayern wie den Schulen für Holz und Gestaltung in Garmisch-Partenkirchen. Besonders sticht die Decke des Sitzungssaals mit ihrer Faltung heraus. Sie ergibt sich aus dem Holztragwerk, das die äußere Hülle des Plenarsaals bildet, und trägt entscheidend zur guten Raumakustik bei.

Barrierefreiheit groß geschrieben

Überraschungen birgt das Innenleben des Saals. So gibt es beispielsweise eine mobile Trennwand, mit der man den Raum innerhalb weniger Minuten für kleinere Sitzungen teilen kann. Dass Inklusion dem Bezirk Oberbayern ein besonderes Anliegen ist, zeigt sich darin, dass viel Wert auf Barrierefreiheit gelegt wurde. Wo früher Stufen zur Dachterrasse führten und Rollstuhlfahrenden den Zugang verwehrten, befindet sich nun alles auf einer Ebene. Außerdem wurde im Fußboden eine sogenannte Hörschleife verlegt, mit der Menschen mit Hörhilfen die Debatten besser verfolgen können. „Unser Alltag wird zu einem wesentlichen Teil durch die Architektur bestimmt, die uns Tag für Tag umgibt“, zitierte Bezirkstagspräsident Mederer bei der Neueröffnung den Architekturkritiker Jürgen Tietz. Freundlich und sachlich präsentiert sich der neue Plenarsaal des Bezirks Oberbayern. Vielleicht gelingt es ja, dass sich die Architektur in den Sitzungen des Bezirkstags widerspiegelt.