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Schutz für jugendliche Opfer von Gewalt

München, den Datum: 15.06.2023

Königin Silvia von Schweden bei Einweihung des neuen Childhood-Hauses

Hoher Besuch im kbo-Kinderzentrum München: Königin Silvia von Schweden kam Mitte Juni selbst in das Zentrum, um ein Childhood-Haus einzuweihen. Dabei handelt es sich um eine Anlaufstelle für Kinder und Jugendliche, die Opfer oder Zeugen von sexualisierter, körperlicher und psychischer Gewalt wurden. Das neue Angebot ist kinderfreundlich, multi­disziplinär und ambulant.

Gruppe von Männern in dunklen Anzügen und eine Frau im Kostüm läuft auf die Kamera zu. Im Vordergrund ein rotes Band.
Unterwegs, um gemeinsam das rote Band zu durchschneiden und damit das neue Childhood-Haus einzuweihen (von links): Bezirkstagspräsident Josef Mederer, Königin Silvia und Prof. Dr. Volker Mall, Ärztlicher Direktor des kbo-Kinderzentrums München (© Alex Schelbert / wildcard.de)

Bundesweit gibt es bereits acht Childhood-Häuser, in Bayern ist es die erste Anlaufstelle ihrer Art. Initiatorin dieses Modellprojekts ist die World Childhood Foundation. Deren Gründerin Königin Silvia von Schweden unterstrich in ihrer Eröffnungsrede die Wichtigkeit des Projekts: „Es erfüllt mich mit großem Stolz, dass wir nun die Türen des neunten Childhood-Hauses in Deutschland öffnen und so endlich Kindern und Jugendlichen auch in Bayern mit dem Childhood-Haus-Konzept einen besseren Zugang zu Schutz, Hilfen und rechtlicher Klärung ermöglichen können.”

Sicheres Umfeld für traumatisierte Kinder

Das Childhood-Haus bietet eine möglichst umfassende Versorgung der betroffenen Kinder und Jugendlichen. Darüber hinaus können hier alle Professionen interdisziplinär zusammenarbeiten: Fachleute mit ärztlichem, psychologischem, polizeilichem Hintergrund sowie Expertinnen und Experten der Rechtsprechung und der Jugendhilfe. Das Ziel ist, mit den Kindern und Jugendlichen in einem sicheren Umfeld zu arbeiten, ohne sie im Zuge des Strafverfahrens erneut zu traumatisieren. „Ich freue mich sehr, dass München ab heute mit dem Childhood-Haus in Großhadern einen neuen Schutzraum für Kinder bietet. Es kann schwer traumatisierten Kindern den Weg zum Gericht ersparen″, sagte Bayerns Justizminister Georg Eisenreich.

Ruhe, Schutz und Sicherheit

Sozialministerin Ulrike Scharf gratulierte zur Einweihung und hob hervor: „Das Childhood-Haus unterstützt Kinder, wenn sie Missbrauch und Gewalt erleiden. In ihren schweren Stunden, gerade im Rahmen der strafrechtlichen Aufarbeitung, gibt es den Kindern, Ruhe, Schutz und Sicherheit.“ Beate Ehrt, Präsidentin des Amtsgerichts München, ergänzte: „Hier stehen die Kinder und Jugendlichen im Mittelpunkt. Das ist Kinderschutz im besten Sinne!“
Die neue Einrichtung befindet sich in dem Neubau, den das kbo-Kinderzentrum München, das kbo-Heckscher Klinikum für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie und das kbo-Isar-Amper-Klinikum gemeinsam nutzen. (Astrid Dennerle)


Childhood-Haus München

Das Childhood-Haus nimmt die Idee des skandinavischen Barnahus ­(wörtlich: „Kinderhaus“) auf. Kindgerechte Vernehmungen, medizinische und forensische Untersuchungen, psychologische und sozialpädagogische Begleitung sowie eine kinder- und jugendpsychiatrische Einschätzung sollen unter einem Dach erfolgen. Das Ziel: bestmögliche Aufklärung der Hintergründe sowie Wohlbefinden und Schutz der betroffenen Kinder und Jugendlichen.
Das Childhood-Haus München - Modellprojekt Bayern ist eine Kooperation zwischen dem Amtsgericht München, dem Polizeipräsidium und dem kbo-Kinderzentrum München. Genutzt werden dabei auch die bewährten Strukturen im Kinderschutz in Bayern sowie die langjährige Zusammenarbeit zwischen der Bayerischen Kinderschutzambulanz, der Jugendhilfe, dem kbo-Heckscher Klinikum und dem kbo-Kinderzentrum München.
Das Childhood-Haus verfügt über eine hochmoderne audiovisuelle Vernehmungsanlage und Räumlichkeiten, die eine Trennung von Betroffenen und Beschuldigten ermöglichen. Dadurch können dort nicht nur polizeiliche, sondern auch richterliche Vernehmungen stattfinden. Darüber hinaus steht ein vollständig ausgestatteter Untersuchungsraum für den Hintergrunddienst des Institutes für Rechtsmedizin der LMU zur Verfügung.
Integriert in die Behandlungs­konzepte des kbo-Kinderzentrum Münchens und des kbo-Heckscher ­Klinikums wird den betroffenen ­Kindern und Jugendlichen Krisenintervention sowie Betreuung ange­boten, ambulant ebenso wie (teil-)stationär.