Inhalt

„Zur Freude an der Kunst verführen“

München, den Datum: 26.06.2023

Interview mit C. Bernd Sucher, Kurator von Suchers Seeoner Leidenschaften

Zum 30-jährigen Bestehen von Kloster Seeon als Kultur- und Bildungszentrum des Bezirks Oberbayern setzt C. Bernd Sucher, Autor, Kulturkritiker und leidenschaftlicher Liebhaber der Schönen Künste, mit acht Sonderveranstaltungen sein bekanntes Format „Suchers Leidenschaften“ neu in Szene: In Kloster Seeon präsentiert er eine ganze Woche lang persönliche Highlights aus Literatur, Musik und Film. Hier spricht er darüber, wie er die Künstlerinnen und Künstler für dieses besondere Event gewonnen hat.

Veranstaltungs-Signet mit dem Text: "Suchers Seeoner Leidenschaften - 22.-30.Juli 2023"
Suchers Seeoner Leidenschaften - 22.-30.Juli 2023

Welche Verbindung haben Sie zu Seeon?
Sucher Ich habe eine Zeitlang hier im Kirchenchor gesungen. Und ich habe dort schon mehrere Vorträge in der Reihe Suchers Leidenschaften gehalten, auch über die wenig bekannte Gertrude Stein.

Nach welchen Kriterien haben Sie das Programm für die Festwoche in Seeon zusammengestellt?
Suchers Seeoner Leidenschaften möchten Unterhaltung bieten, intellektuelle und amüsante. Deshalb ist das Angebot so vielfältig: zwei Lesungen, ein Lieder-, ein Opern-, ein Chansonabend, eine One-Man-Show mit Philipp Moschitz, eine Open-Air-Filmvorführung und als Eröffnung ein Knaller: der gefeierte Lyriker und Dramatiker Albert Ostermaier zusammen mit DJ Hell! Ich möchte gemeinsam mit befreundeten Künstlerinnen und Künstler präsentieren, was mir Freude bereitet – um anderen Freude zu bereiten. Ich möchte zur Freude an der Kunst verführen.

Wie lange hat die Vorbereitung für „Suchers Seeoner Leidenschaften“ gedauert?
Den Plan gab es zu Beginn des Jahres, darüber nachgedacht hatte ich allerdings schon länger. Ich überzeugte die Professorinnen und Professoren der Theaterakademie August Everding in München davon, mit ihren Studentinnen und Studenten mitzumachen. Außerdem gewann ich Künstlerinnen und Künstler, mit denen ich zuvor schon im Gärtnerplatz- und Prinzregententheater und für mehrere Hörbücher zusammen­gearbeitet hatte, nach Seeon zu kommen und dieses ehrgeizige Projekt zu unterstützen.

Suchers Leidenschaften gibt es seit 1990. An welchen anderen besonderen Orten wurde diese Reihe gezeigt?
Die Leidenschaften begannen im Cuvilliés-Theater in München und sie wurden – ich denke, das darf ich sagen – eine Erfolgsgeschichte. Es folgten jahrelange Serien am Nationaltheater in Weimar, am Burgtheater in Wien, am St. Pauli Theater in Hamburg, am Zürcher Schauspielhaus und an anderen deutschsprachigen Häusern. Besonders schön waren meine Pariser Leidenschaften: Les Passions de Bernd Sucher am Odéon und an der Pariser Oper. Sieben Bücher entstanden, zwanzig CDs mit namhaften Schauspielerinnen und Schauspielern, es kamen die Musikalischen Leidenschaften hinzu; und das Fernsehformat in den dritten Programmen gibt es auch!

Das Kultur- und Bildungszentrum Kloster Seeon besteht jetzt seit 30 Jahren und bietet dem Chiemgau ein buntes Kulturprogramm. Wie hat sich die Kulturszene in Bayern in den letzten 30 Jahren verändert?
Ich muss gestehen, dass ich die Kulturszene außerhalb Münchens erst seit knapp zwanzig Jahren verfolge, seit ich auch in der Nähe des Klosters lebe. Mir scheint, dass das Angebot ständig wächst und in seiner Vielfalt wirklich überrascht. Es gibt das Bauerntheater ebenso wie professionelle Konzerte und Opernaufführungen. Die Versuche, Menschen zu begeistern, auch für schwierige Programme, sind wunderbar und wunderbar erfolgreich. Und sie beweisen: Ein Leben ohne Musik, Literatur, Theater und Film ist eher ein tristes! Hier im Chiemgau werden Landschaft und Kultur zu Freudenspendern.

(Interview: we)

Portraitfoto eines Mannes im blauen Anzug und roter Krawatte. Er lehnt en einem Fensterbrett und sieht hinaus ins Helle.
Portrait C. Bernd Sucher, Kritiker, Schriftsteller (© 2019 Thomas Dashuber)

Biografisches

C. Bernd Sucher studierte Germanistik, Theaterwissenschaften und Romanistik. Bis 2005 schrieb der Theaterkritiker exklusiv für die Süddeutsche Zeitung und arbeitete danach als freier Autor und Kritiker. An der Hochschule für Film und Fernsehen München leitete er ab 1997 den Postgraduate-Studiengang „Theater-, Film-, Fernsehkritik“ in Kooperation mit der Theaterakademie August Everding. Mit seiner literarischen Vortragsreihe „Suchers Leidenschaften“ begeistert er seit 1999 das kulturinteressierte Publikum in (fast) ganz Europa. Sucher ist Mitglied des Autorenverbands PEN und Verfasser zahlreicher Bücher. Er lebt und arbeitet in München und im Chiemgau.