Galerie Bezirk Oberbayern feiert Doppeljubiläum mit Vernissage

Neue Ausstellung mit Katrin Bittl und Reiner Heidorn 

Zum Jubiläum, das in einer öffentlichen Feier im Bezirk Oberbayern begangen wird, ist eine Publikation erschienen. Sie wirft einen Blick auf die Ausstellungen der letzten 25 Jahre und beschreibt die inklusive Ausrichtung der Galerie. Bildende Künstlerinnen und Künstler mit und ohne Behinderungen stellen dort gemeinsam aus. Die Ausstellungen sind so gestaltet, dass Menschen mit Einschränkungen daran teilhaben können. So werden Tastführungen und Führungen in Leichter Sprache angeboten und jede Veranstaltung in die Deutsche Gebärdensprache übersetzt. Zum Konzept gehört auch, dass jeweils zwei Kunstschaffende ihre Arbeiten unter einem gemeinsamen Titel präsentieren.

Katrin Bittl ist manchen vielleicht durch ihr Bild der Erzherzogin Magdalena von Österreich mit Lippen-Kiefer-Gaumenspalte bekannt. Es gehört zu ihrer Reihe der „Übermalungen“ historischer Werke, auf denen sie die abgebildeten makellosen Körper mit sichtbaren körperlichen Einschränkungen versieht. Mit dieser künstlerischen Intervention wollte sie Menschen mit Behinderungen aus ihrer Unsichtbarkeit herausholen. Zu sehen waren die Bilder 2020 im International Munich Art Lab. Auch in der Ausstellung beim Bezirk Oberbayern stellt die in Dachau lebende junge Künstlerin, die in diesem Jahr ihr Studium an der Akademie der Bildenden Künste im München abschloss, gesellschaftliche Normen in Frage.

Zugleich spielt in der Schau, die Bittl gemeinsam mit dem Weilheimer Maler Reiner Heidorn bestreitet, auch die Botanik eine Rolle. So verortet Bittl ihren eigenen Körper in der Pflanzenwelt: „Wenn ich mich selbst als Pflanze betrachte, kann ich mir meinen Platz unter allem, was lebendig ist, zurückerobern. Ich stehe nicht am Rand, an keinem Außen, alles wird eins.“ In ihren Bildern, Performances und Animationen erforscht sie den eigenen Körper als den einer Frau mit Behinderung. Ihre Performances lassen sich in der Kunstrichtung Disability Body Art Performance verorten. Zu sehen ist in der Ausstellung ihre neueste Videoperformance Harvest, die eine Maschine aus dem Pflegebereich in einen neuen Kontext stellt.

Wählt Bittl für ihre hintergründigen Bilder gerne die kleine Form – sechs mal acht Zentimeter große Ölgemälde und kaum größere Bleistiftzeichnungen, bevorzugt Heidorn das große Format. Seine energetische, meist monochrome Ölmalerei füllt riesige Leinwände. Heidorn ist künstlerischer Autodidakt mit internationaler Bekanntheit. Sein Markenzeichen ist eine ganz eigene Maltechnik, die er Dissolutio nennt, was Verschwinden bedeutet. Inspiriert ist Heidorns Malerei von Mikroskop-Aufnahmen: Süßwassertropfen, Chlorophyll, Pflanzenzellen. Auf der anderen Seite wirken seine Arbeiten wie große Naturszenerien, obgleich sie keine realen Landschaften zeigen. Seine Bilder haben grundsätzlich keinen Anfang und kein Ende. Sie suggerieren den Wunsch, sich mit der Natur zu vereinen oder sich gar in ihr aufzulösen. Und sie stehen für eine Absage an Wirtschaftswachstum und die Ausbeutung natürlicher Ressourcen.

Begleitprogramm zur Ausstellung:
14.10.2023, 18 – 1 Uhr: Lange Nacht der Münchner Museen mit Führungen, Musik und einer Performance von Katrin Bittl und Reiner Heidorn
24.10.2023, 18 Uhr: Podiumsdiskussion zu Kunst und Inklusion anlässlich des Jubiläums zehn Jahre Kunst inklusive!
15.11.2023, 18 Uhr: Führung in Deutscher Gebärdensprache
1.12.2023, 18 Uhr: Tastführung
26.1.2024, 15 – 17:30 Uhr: Kreativ-Workshop
6.2.2024, 18:30 Uhr: Führung in leicht verständlicher Sprache

Der Eintritt ist bei allen Veranstaltungen außer der Langen Nacht frei.
Ausstellungstext in Leichter Sprache und in Brailleschrift, barrierefreier Zugang