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Erinnerungskultur als theatrales Ereignis

München, den Datum: 22.12.2023

Musical VILLA HAAR im Kleinen Theater Haar

Geschichte an dem Ort zu erzählen, an dem sie auch gespielt hat, ist etwas Besonderes. Dieses geschieht eindrücklich in dem vom Kleinen Theater Haar produzierten Musical VILLA HAAR. Das Stück erzählt am Beispiel einer Zeitzeugin das Schicksal von Patien­tin­nen und Patienten, die während der NS-Diktatur in der ehemaligen Heil- und Pflege­an­stalt Haar ermordet wurden.

Das Musical spielt sowohl im Jahr 2018 als auch in der Zeit der NS-Diktatur: Als die 88-jährige Emma von Blumberg 2018 Dr. Sarah Wülfing trifft, ahnen die beiden Frauen noch nicht, dass sie schicksalhaft seit 1943 miteinander verbunden sind. Dr. Wülfing ist zum Zeitpunkt des Treffens 51 Jahre alt. Sie kennt das Sterben in den ehemaligen Hungerhäusern der damaligen Heil- und Pflegeanstalt Haar nur schemenhaft aus Erzählungen. Während der NS-Zeit war der Psychiater Dr. Hermann Pfanngiesser ärztlicher Direktor der Anstalt. Pfanngiesser hatte wiederum eine Beziehung zu Maria Gwandl – verantwortliche Krankenschwester und Wülfings Großmutter.

Emma von Blumberg hingegen erinnert sich traumatisch an ihre Zeit als Patien­tin in der Heil- und Pflegeanstalt: an den Tod ihrer kleinen Freundinnen und Freunde, die bizarren, grotesken Taten jener „vier Wahnsinnigen“ – vier Pfleger, die sich unter Anleitung der verantwortlichen Krankenschwester Gwandl dem Regime anbiederten. In Emmas Erinnerung verankert ist aber auch der Beginn ihrer großen Liebe zu ihrem späteren Ehemann Falk von Blumberg und ihr gemeinsames Überleben.

Vier Frauen vor schwarzem Hintergrund blicken in die Ferne; drei von ihnen halten sich an den Händen.

„Uns geht es darum, den Opfern der mörderischen NS-Diktatur ein Denkmal zu setzen. Wir geben ihnen ein Gesicht“, erzählt der Intendant des Kleinen Theaters Haar, Matthias Riedel-Rüppel, der das Stück auch produziert hat. VILLA HAAR schaffe den Spagat zwischen Erinnerungskultur und Unterhaltung. Es gelinge erstmals über das Genre Musical als populäres theatrales Ereignis hinaus eine generationenübergreifende Aufmerksamkeit für die Historie des Nationalsozialismus und dessen beispiellosen Zivilisationsbruch zu erzeugen.

Für das schwierige Thema stehen im Kleinen Theater Haar herausragende Akteurinnen und Akteure aus Deutschland und Österreich auf der Bühne. „Wir haben die Aufgabe zu erinnern, Geschichte für die Nachwelt zu erhalten und so zu erzählen, dass hingehört und nichts vergessen wird,“ ist sich Intendant Riedel-Rüppel ­sicher. „Dieses wird uns mit VILLA HAAR gelingen.“

Premiere ist am 18. Januar im Kleinen Theater Haar. Tickets gibt es bei allen bekannten Vorverkaufsstellen und unter www.reservix.de. Weitere Informationen: www.villahaar-musical.de (cmy)