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München, den Datum: 26.02.2024

100 Tage im Amt: Bezirkstagspräsident Schwarzenberger zieht positive Bilanz

Nach 100 Tagen im Amt ist traditionell der Zeitpunkt für eine erste kleine Rückschau. Für Bezirkstagspräsident Thomas Schwarzenberger war das am 10. Februar. Im Gespräch blickt er auf die Zeit seit seiner Wahl am 3. November 2023 zurück.

Ein Mann sitzt am Schreibtisch vor einem Computer, hat Papiere in der Hand und lächelt freundlich in die Kamera.
Bezirkstagspräsident Thomas Schwarzenberger (Foto: Wolfgang Englmaier © Bezirk Oberbayern)

Herr Schwarzenberger, Sie sind seit 2013 Bezirksrat und daher mit dem Bezirk Oberbayern gut vertraut. Gibt es etwas, das Sie im Amt als Bezirkstagspräsident trotzdem überrascht hat?
Thomas Schwarzenberger:Wirklich positiv aufgefallen ist mir die freundliche Aufnahme hier im Bezirk. Ich habe viele Menschen kennengelernt, die mir sehr geduldig vieles erklärt haben. Eine Aufgabe ist hingegen, dass ich mich viel schneller auf Neuerungen oder Veränderungen einstellen muss, weil die Vielfalt der Themen so groß ist. Ich musste feststellen, dass ich doch nicht alle Einrichtungen des Bezirks bis ins Detail gekannt habe. Da gilt es noch einiges zu lernen.

Der Bezirk Oberbayern hat zahlreiche eigene Einrichtungen und finanziert sehr viele Einrichtungen und Dienste im Sozialen. Wie machen Sie sich dort bekannt?
Das ist eine große Herausforderung. Ich habe mir vorgenommen, mich bei Antrittsbesuchen vorzustellen und mit den Mitarbeitenden ins Gespräch zu kommen. Durch die große Anzahl und die vielen verschiedenen Träger ist das aber eine Mammutaufgabe, die ich nicht von heute auf morgen erledigen kann.

Welche Bilanz ziehen Sie nach den ersten 100 Tagen?
Persönlich ziehe ich eine positive Bilanz. Ich glaube, der Start ist ganz gut gelungen, wenn man bedenkt, dass ich als neuer Präsident in einen fahrenden Zug eingestiegen bin. Die Zusammenarbeit mit allen Kolleginnen und Kollegen ist sehr gut, und auch der Austausch mit der Politik klappt. Wir sind im regen Gespräch und die ersten Gremiensitzungen haben gut funktioniert.

Wo wollen Sie neue Akzente setzen?

Natürlich möchte ich als neuer Präsident gestalten und nicht nur verwalten. Der zunehmende Fachkräftemangel zwingt uns dazu, Wege zu finden, wie wir als Arbeitgeber die benötigten Mitarbeitenden akquirieren können, und wir müssen auch die Digitalisierung in der Verwaltung vorantreiben. Außerdem müssen wir versuchen, Prozesse neu zu gestalten, um zu vereinfachen, schneller zu werden und zu entlasten. Ein ganz wichtiges Anliegen sind aber auch Erinnerungskultur und Demokratiebildung, gerade in den heutigen Zeiten. Wir als Bezirk müssen diese Themen dauerhaft für alle Generationen platzieren und aktuell halten.

Gremiensitzungen kennen Sie ja aus Ihrem Amt als Bürgermeister der Gemeinde Krün im Landkreis Garmisch-Partenkirchen. Wo ist der Unterschied zu den Ausschüssen und Sitzungen im Bezirk?
Die meisten Gremien beim Bezirk sind größer als der gesamte Gemeinderat in Krün. Der komplette Bezirkstag ist in dieser Periode mehr als sechs Mal so groß. Das ist von daher schon ein großer Unterschied. Und auch die politische Spreizung – von ganz links bis ganz rechts – ist breiter als in meiner Heimatgemeinde. Aber über 20 Jahre Erfahrung mit der Leitung verschiedener Gremien, bei einfacheren Sachverhalten ebenso wie bei schwierigen Themen, helfen mir an dieser Stelle sehr gut.

Wie gehen Sie mit rassistischen und behindertenfeindlichen Statements um?
Hier gibt es für mich nur die rote Karte. Gerade bei den Aufgaben, die die Bezirke beziehungsweise die Bezirksrätinnen und Bezirksräte erfüllen und bearbeiten, haben Rassismus und Behindertenfeindlichkeit überhaupt keinen Platz.

Beruf, Ehrenamt und Privates: Wie bekom­men Sie das alles zusammen?
Es ist in der Tat noch eine große Herausforderung für mich, Gemeinde, Bezirk und Privatleben unter einen Hut zu bringen. Die zeitlichen Anforderungen sind enorm, und neben den Aufgaben bei der Gemeinde auch noch einen riesigen Apparat wie den Bezirk Oberbayern zu leiten, ist schwierig genug. Für Privates bleibt da leider nicht mehr allzu viel Zeit. Aber ich gehe davon aus, dass das besser wird, wenn sich mehr Routine eingestellt hat.

Was war die schönste Erfahrung in den vergangenen 100 Tagen?
Das war und ist für mich tatsächlich der Kontakt mit vielen Menschen, die ich vorher nicht gekannt habe, und mit denen ich jetzt gemeinsam für die Menschen und Einrichtungen in Oberbayern arbeiten darf.

Und das größte Aha-Erlebnis?
Überrascht haben mich die Größe und die Anzahl der Liegenschaften des Berufsbildungswerks München in Johanneskirchen. Deshalb muss ich da möglichst schnell hin, um mir ein besseres Bild von der Einrichtung zu machen.
(Interview: ug/ks)