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Gut aufgestellt in die Zukunft

München, den Datum: 26.09.2022

Matthias Riedel-Rüppel, Intendant des Kleinen Theaters Haar, zu Eigenproduktionen

Das Veranstaltungsprogramm des Kleinen Theaters Haar ist vielfältig und hat inzwischen eine große Fangemeinde. Was auf die Bühne kam – Theaterstücke, Konzerte, Kinderprogramme – wurde bisher einfach eingekauft. Das ändert sich gerade, denn das Theater setzt nun zusätzlich zu Fremd- auch auf Eigenproduktionen. Im Gespräch erzählt der Intendant des Kleinen Theaters Haar, Matthias Riedel-Rüppel, wie es dazu kam und was er sich davon erhofft.

Portraitfoto eines Mannes mit markanter, runder Brille, die einen dicken, schwarzen Rand aufweist.
Theaterintendant Matthias Riedel-Rüppel (© kbo - Kliniken des Bezirks Oberbayern)

Wie kam es zu dieser Idee, dass das Kleine Theater Haar Stücke selbst produziert?
Matthias Riedel-Rüppel Der erste Schritt dahin war eine einfache Kooperation mit einer Theatergruppe. Und zwar arbeiten wir mit dem in München ansässigen Ensemble Persona zusammen, in dem freischaffende Theaterleute arbeiten. Für die letzte Spielzeit, also 2022/23 haben wir das Stück Der Gott des Gemetzels von ­Yasmina Reza koproduziert.


Wie lief das ab?
Wir haben das Ensemble für eine Neuproduktion finanziell unterstützt. Die Rechte an dem Stück hat das Ensemble gemeinsam mit dem Kleinen Theater ­gekauft. Durch die Pandemie konnten sich viele kleinere Anbieterinnen und Anbieter nicht mehr auf dem Markt etablieren. Durch die Kooperationshilfe können wir auch wieder neues Gastspieltheater im Kleinen Theater ermöglichen.


Mit Erfolg?
Durchaus. Seit der Premiere in Schloss Nymphenburg 2022 ist das Ensemble auf Tournee unterwegs – beispielsweise in Buxtehude, Gifhorn und auf Schloss ­Clemenswerth in Sögel, alles Orte in Niedersachen, aber auch in Großhansdorf in Schleswig-Holstein. Im diesem Jahr folgen Ibbenbüren, Schaffhausen, Kaufbeuren und Rheda-Wiedenbrück.


Das war der Anfang.
Ja, in der neuen Spielzeit 2023/24 sind wir noch einen Schritt weiter gegangen und haben zwei Stücke selbst produziert, die im Mai und Oktober Premiere haben. Die erste der beiden Eigenproduktionen ist das Kinderstück Räuber Hotzenplotz von Otfried Preußler. Die Idee ergab sich im Gespräch in unserem Theater­garten in Haar. Wir saßen mit Schauspielerinnen und Schauspielern zusammen, die das Kleine Theater schon kannten und Lust hatten, mal etwas für Kinder zu machen. Die Regie wird der Volksschauspieler, Theaterregisseur und Kabarettist ­Winfried Frey übernehmen, der in ­Trudering, also gleich ums Eck, wohnt. Die Bürgerstiftung Haar unterstützt uns bei diesem Projekt, indem sie bereits zwei Vorstellungen für die 950-Jahr­­feier der Gemeinde gekauft hat.


Und die zweite Eigenproduktion?
Das ist ein Theaterstück des Amerikaners Wilton Manhoff, die Komödie Eule und Kätzchen. Sie wurde übrigens 1970 verfilmt mit Barbra Streisand und George Segal.


Worum geht es?
Zwei Menschen, die gegensätzlicher nicht sein könnten und am Ende zueinander finden. Das klingt banal, aber das Stück lebt von herrlichen Dialogen. Es ist ein Zwei-Personen-Stück, solche Stücke sind jetzt in der Postpandemie gefragt, weil sie auch als Gastspiel funktionieren, relativ günstig sind und flexibel umsetzbar für alle Bühnen. Die Premiere am 14. Oktober 2023 ­findet natürlich im Kleinen Theater Haar statt.


Das klingt spannend! Und woher kommt das Geld für solche Eigenproduktionen?
Die sind gar nicht teurer, weil wir sie auf dem Gastspielmarkt anbieten können. Das ist eine gute Refinanzierungsmöglichkeit. Der Verkauf läuft über die Inthega, die Interessengemeinschaft der Städte mit Theatergastspielen e. V., dort ist auch das Kleine Theater Haar Mitglied. Unterm Strich ist das günstiger, als wenn wir nur Gastspiele einkaufen. Im Juni veranstaltet die Inthega eine Messe in Bielefeld, da können unsere neuen Stücke gebucht werden.


Wollen Sie das Modell weiter ausbauen?
Nur in gewissem Umfang, denn das erfordert personelle Ressourcen und viel Organisation, man muss ja auch den Vertrieb lenken. Das Kleine Theater wird nie ein eigenes Ensemble haben, sondern nur projektbezogen solche Produktionen machen. Aber so wie wir es jetzt machen, passt es sehr gut.


Was begeistert Sie daran?
Richtig schön sind die Proben bei uns, wir haben ja die Infrastruktur, die Technik und die Erfahrung, wie Gastspiele aussehen müssen, da wir das Ganze von der anderen Seite her kennen. Und bei den Eigenproduktionen sind wir viel direkter an der Entstehung des Programms dran. Wir halten Ausschau nach Schauspielerinnen und Schauspielern, die gut miteinander funktionieren, und es ist ein schöner Umgang miteinander: eine Begegnung auf Augenhöhe, einfach menschlich und herzlich.


Haben Sie fürs Theater noch andere Pläne?
Also ich werde nie anfangen, selbst ­Regie zu führen (lacht), ich möchte nur ­Produktionen ermöglichen. Ich stelle mir ja immer die Frage, wie ich unser Theater zukunftssicher machen kann. Eine kommunale Förderung für Eigenproduktionen wird es nicht geben, aber so, wie wir es jetzt machen sind wir gut aufgestellt, so kann es weitergehen.
(Interview: ks)