Inhalt

Update für das Juwel im Chiemgau

München, den Datum: 27.11.2024

Zukunftskonzept Kloster Seeon steht vor dem Abschluss

Vor zehn Jahren hat der Bezirk Oberbayern beschlossen, Kloster Seeon grundlegend zu modernisieren. Im Interview erklärt Leiter Gerald Schölzel, mit welchen Maßnahmen sich das Kultur- und Bildungszentrum des Bezirks seither zu einem der renommiertesten Tagungshotels in Deutschland entwickelt hat.

Ein Porträtfoto eines älteren weißen Mannes im Anzug. Er trägt eine Brille und hat graue Haare.
Gerald Schölzel ist mit der Modernisierung seines Hauses sehr zufrieden. (Foto: Wolfgang Englmaier © Bezirk Oberbayern)

Herr Schölzel, wie sind Sie die General-Modernisierung angegangen?
Gerald Schölzel: Wir mussten damals genau definieren, was der Markt zukünftig braucht. Und das ist nicht einfach, denn in einer Zeitspanne von fünf bis zehn Jahren entstehen Produkte, die man bei der Planung noch gar nicht gekannt hat. Deswegen haben wir überlegt: Was braucht der Kunde, was braucht der Markt der Zukunft, was möchte der Denkmalschutz und was der Bezirk Oberbayern? Wichtig war uns vor allem das Thema Wertigkeit. Außerdem wollte sich der Bezirk dort wiederfinden. Des­wegen wurden für die Neugestaltung der Hotelzimmer die Schulen für Holz und ­Gestaltung mit ins Boot geholt, und für die Dienstkleidung das damalige Trachten-Informationszentrum. Das hat viel Freude gemacht und dazu geführt, dass wir jetzt dort stehen, wo wir aktuell sind.

Gab es ein Projekt, das Ihnen besonders am Herzen lag?
Vielleicht das sogenannte Hirschfeld-­Anwesen – der letzte Privatbesitz auf der Klosterinsel, der plötzlich zum Kauf stand. Damit hatten wir endlich wieder einen freien Weg um das Kloster herum. Ein bisschen schwierig war es mit dem dortigen Kramerhaus. Die Frage war: Was machen wir jetzt damit? Wir haben uns dann neben Zimmern im Obergeschoss für einen Board-Meeting-Raum entschieden: einen geschützten Bereich für Gruppen aus dem oberen Management. Außerdem haben wir zusammen mit der Kirche einen Aufzug installiert, damit man sowohl barrierefrei die Kirche besuchen als auch aufs Zimmer kommen kann. Ein einzigartiges Projekt – wo sonst noch betreiben ein Hotel und die Kirche gemeinsam einen Aufzug?

Was war Ihnen noch wichtig?
Als Hotelfachmann weiß ich, dass das ­Essen für das Gelingen einer Tagung eine große Rolle spielt. Allerdings gibt es auch immer weniger Köchinnen und Köche auf dem Markt. Bei uns gibt es künftig nur noch drei oder vier Fachkräfte in der ­Küche. Der Rest sind angelernte Mitarbeitende, die aber mithilfe von modernen Produktionsmethoden alles abdecken ­können. Wir haben inzwischen eine der modernsten Tagungshotelküchen in ganz Deutschland. Abends können wir mit nur zwei Küchenhilfen 200 Personen ­versorgen.

Bick auf ein verscneiten Kirchenbaumit zwei Zwiebeltürmrn und raureif-bedekcten Bäumen. Im Vordergrund eine Holzbrücke
Mit der Neugestaltung der Außenanlagen ist das Zukunftskonzept Kloster Seeon abgeschlossen.

Was hat sich inhaltlich noch verändert?
Bemerkenswert ist vielleicht auch, dass wir die Zimmer auch mit Blick auf den touristischen Markt umgebaut haben, und zwar mit dem Fokus auf eine durchschnittliche Aufenthaltsdauer von 1,5 Tagen. Deswegen gibt es in den Zimmern auch keine Schränke mehr. Das funktioniert sehr gut für unsere Zielgruppe, das sogenannte Sinus-Milieu: Leute, die in Großstädten leben, keine Kinder haben oder bei denen die Kinder schon aus dem Haus sind. Durch diese neue Zielgruppe ist nicht nur unsere Auslastung, sondern sind auch die Erträge extrem gestiegen.

Haben sich die Kosten und Mühen der vergangenen zehn Jahre gelohnt?
Absolut, vor allem auch in Anbetracht der jetzigen wirtschaftlichen Situation. Das sieht man gerade bei den historischen Gebäuden, die auf dem Tagungsmarkt sind und bei denen man nicht klug renoviert hat, wie zum Beispiel in Kloster Banz. Diese Häuser haben es jetzt schwer. Das hat der Bezirk zum Glück anders gemacht. Das Haus steht toll da und hat eine sehr gute Marktposition: ein Juwel im Chiemgau, mit einer Aufgabe als Tagungshotel ebenso wie als Kulturbetrieb für die gesamte Region.