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Der Ermordeten gedenken

München, den Datum: 18.01.2025
Gesundheit

„Bibliothek der Namen“ wird am kbo-Isar-Amper-Klinikum eingeweiht

Vor 85 Jahren begann mit der Deportation von Patienten aus der Klinik, die damals Heil- und Pflegeanstalt Eglfing-Haar hieß, eines der dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte: die systematische Ermordung von Menschen mit psychischen Erkrankungen und Behinderungen durch das NS-Regime.

Man sieht eine große dunkelblaue Tafel, auf der viele kleine, weiße Schilder angebracht sind. Daneben steht "Die Würde des Menschen ist nicht (nicht ist durchgestrichen) unantastbar"
An zentraler Stelle gleich neben dem ersten »Euthanasie«-Mahnmal von 1995 steht die etwa sechs mal zwei Meter große Metallwand, auf deren Vorderseite die Namen derjenigen zu sehen sind, die in der laufenden Woche Geburtstag haben. Durch die neu eingeweihte Bibliothek der Namen beim kbo-Isar-Amper-Klinikum wird der NS-Opfer aus der Heil- und Pflegeanstalt Eglfing-Haar gedacht. (Foto: Henner Lüttecke © kbo-Isar-Amper-Klinikum München-Ost)

Der Beginn eines beispiellosen Verbrechens

Mit der Deportation von 25 Männern aus der Heil- und Pflegeanstalt Eglfing-Haar in die Tötungsanstalt Grafeneck bei Reutlingen begann eine Mordserie, die etwa 300 000 Menschen aus psychiatrischen Anstalten und Behinderteneinrichtungen das Leben kostete. Allein in Haar fielen rund 4 000 Menschen der „Euthanasie“ zum Opfer, sie starben durch Hunger, Vernachlässigung und gezielte medizinische Maßnahmen.

Ein langer Weg zur Anerkennung

Nach dem Krieg gab es zwar eine Phase der juristischen Aufarbeitung dieser Verbrechen. Diese betraf aber nur wenige Täter und Täterinnen. Eine breite Aufarbeitung und Beschäftigung innerhalb der Medizin und Öffentlichkeit fand nicht statt. Auch innerhalb der betroffenen Familien der Opfer wurde das Schicksal ermordeter Angehöriger vielfach verschwiegen. Erst eine jüngere Generation von Ärztinnen und Ärzten begann ab den 80er Jahren sich mit der Geschichte der eigenen Einrichtung zu beschäftigen und die „Euthanasie“-Verbrechen stärker in die Öffentlichkeit zu bringen.

Erinnerung durch die „Bibliothek der Namen“

Im kbo-Isar-Amper-Klinikum in Haar wird mit der neu eröffneten Bibliothek der ­Namen an die Opfer dieser Verbrechen erinnert. Jedes Opfer bekommt eine eigene persönliche Namenstafel, auf der die wichtigsten Informationen zu sehen und zu lesen sind: Vor- und Nachname, Geburtstag sowie Todestag und Todesort. Dadurch rücken die Opfer in den Mittelpunkt der Betrachtung und die anonymen Zahlen werden zu individuellen Schicksalen.

Außerdem werden jede Woche hier an der „Bibliothek der Namen“ diejenigen Personen der Öffentlichkeit vorgestellt, die in der jeweiligen Woche Geburtstag gehabt hätten.

Ein älterer Mann sitzt an einem Tisch, vor ihm liegt eine weiße Tafel. Er klebt gerade ein Schild auf diese Tafel.
Bezirkstagspräsident Thomas Schwarzenberger versieht die Tafel eines Opfers mit dessen Namen und Daten. Gemeinsam haben Politikerinnen und Politiker, Vertreterinnen und Vertreter der Gedenkinitiative für die »Euthanasie«-Opfer, der Selbsthilfevereinigung der Angehörigen psychisch erkrankter Menschen (ApK) und Mitarbeitende des Klinikums die Tafeln fertig gestellt. (Foto: Henner Lüttecke © kbo-Isar-Amper-Klinikum München-Ost)

Aufarbeitung als Verpflichtung

Bezirkstagspräsident Thomas ­Schwarzenberger hob die Bedeutung der Erinnerungs­kultur hervor: „Erinnerungskultur ist keine in die Vergangenheit gerichtete Arbeit, sie bildet eine Richtschnur für unsere Gegenwart und Zukunft. Wir als Bezirk Oberbayern sehen es als unsere Verantwortung, die Geschichte unserer Institutionen zu erforschen, die Täter klar zu benennen und die Angehörigen bei der Aufklärung und Recherche zu unterstützen. Die Opfer haben es verdient, dass man ihre Lebensgeschichten aufarbeitet und vorstellt."