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„Alle miteinander, bergauf und bergab“

1. Preis geht an Malteser Hilfsdienst und Deutschen Alpenverein für Projekt Alpen.Leben.Mensch / Laudatio Bezirksrat Markus Raschke


Inklusion ist vielfach eine Hürde, die wie ein Berg erscheint. Mit Reinhold Messner kann man sagen: „Die Berge, die es zu versetzen gilt, sind in unserem Bewusstsein.“ Das gilt für Inklusion wie für Integration – es geht in unseren Köpfen los.

Ich habe nun die Ehre, Ihnen den ersten Preisträger des Inklusionspreises 2022 vorzustellen: Das Projekt Alpen.Leben.Mensch. Unser 1. Preisträger erfüllt alle Kriterien des Preises und bildet das Motto „Wir sind Heimat – Vielfalt leben vor Ort: Kultur, Natur, Umwelt und Mobilität barrierefrei gestalten“ in ganz besonderer Weise und sogar darüber hinaus ab.

Alpen.Leben.Mensch wurde 2015 ursprünglich als Integrationsprojekt gestartet, um Geflüchteten zu ermöglichen, unsere Heimat und die Berge zu erleben. Ab 2019 wurde die Initiative von Malteser Hilfsdienst und Deutschem Alpenverein (DAV) von einem Integrations- zu einem Integrations-Inklusionsprojekt unter dem Motto „gemeinsam unterwegs“, das trotz Pandemie und Schwierigkeiten durch sehr viel persönlichen Einsatz fortgeführt werden konnte.
Wer mit den engagierten Menschen bei den Maltesern oder dem DAV spricht, merkt sofort das Feuer und die Begeisterung, mit der unter schwierigen Umständen dieses Projekt seit einigen Jahren aufrechterhalten wird – und sich regen Zuspruchs erfreut.

Wandertouren oder Klettern im ganzen Alpenraum – Hunderte Menschen erleben so in die Berge – jeder 10. davon mit einem Handicap. 25 Touren im Jahr von Wanderungen mit Eseln, vom Spaziergang am See bis hin zu Gondelfahrten auf die Berge – A.L.M. ermöglicht verschiedene Arten, Natur und Berge zu erleben.

Barrierefrei – auch unter Verwendung von Piktogrammen und Leichter Sprache wird möglich, dass sich wirklich alle Menschen zu den Touren anmelden können. Niedrigschwellig, unbürokratisch und mit einer sympathischen herzlichen Selbstverständlichkeit. Ob 1:1-Touren oder große Gruppen mit Familien und vielen Kindern, Geflüchteten, Einheimischen, Menschen mit und ohne Behinderungen, Menschen mit verschiedenen Sprachen, Hautfarben und Erfahrungen – sie alle bekommen mit dem Projekt Alpen.Leben.Mensch die Chance, Heimat und Natur zu erleben, mobil zu sein und Berge zu erklimmen.

Alpen sind für Menschen in Oberbayern ein demokratischer Sehnsuchtsort: Alle, die dort unterwegs sind, kennen die Begegnung und Hilfsbereitschaft, suchen Abenteuer und Naturerfahrung. Am Berg sind alle gleich, alle per Du, alle miteinander, bergauf und bergab.
Besonders gerührt hat mich der Bericht von Frau Winter von dem Jungen mit Downsyndrom, der sich mit einem geflüchteten Jungen aus Palästina auf den Touren angefreundet hat – inzwischen kommen die beiden gemeinsam regelmäßig zu den angebotenen Touren und übernehmen sogar kleine Aufgaben im Projekt. Wenn Frau Winter davon erzählt, merkt man, wie beseelt sie davon ist, wie sehr auch die engagierten Mitwirkenden in diesem Projekt davon überzeugt sind und dafür schwärmen und brennen, daher freut es mich besonders, hier auch stellvertretend Freifrau von Freyberg, Frau Winter, Herr Winter und Herr Dr. Wabel zu begegnen.

Erst vor einer guten Woche sind dank Ihrer Arbeit 30 Menschen und darunter einige mit Behinderung in den Alpen unterwegs gewesen. Gegenseitige Hilfestellung am Berg – ein Geflüchteter schiebt den Rollstuhl eines Einheimischen, die Einheimische erklärt den Geflüchteten die Flora und Fauna – Naturerfahrung, Sprachaustausch. So geht Integration und Inklusion bei gemeinsamer Brotzeit, gegenseitiger Handreichung auf dem gemeinsamen Weg.
Dieses Projekt weckt Begeisterung, auch bei mir persönlich, je mehr ich darüber erfahre, desto mehr bin ich dankbar, hier davon berichten zu dürfen. Für mich persönlich und auch die anderen Jurymitglieder war einstimmig klar: Dieses Projekt ist ganz besonders und erhält völlig zu Recht diese besondere Würdigung des Bezirks Oberbayern mit dem 1. Preis des Inklusionspreis 2022.

Wie eingangs erwähnt, Inklusion ist eine Herausforderung – und für manche ein Mount Everest – aber Sir Edmund Hillary sagte: „Es ist nicht der Berg, den wir bezwingen – wir bezwingen uns selbst.“ Und genau das passiert in diesem Projekt. Vielen Dank.

Sehr geehrte Freifrau von Freyberg, sehr geehrter Herr Dr. Wabel, ich darf Sie nun stellvertretend auf die Bühne bitten, um den Preis von Herrn Bezirkstagspräsident Mederer entgegenzunehmen.