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Dialog 3/5 am 19. Oktober 2017: "Dynamik für unsere Alpenflüsse"

Warum brauchen wir die Wildheit der Flüsse?
Warum müssen wir die Natur am Fluss steuern?
Zwanzig konkrete Projektideen für unsere Alpenflüsse – da schau her!

Uferzone an der Ammer
Foto: Wolfilser © fotolia.com / Wolfilser

Es tut sich was – Projektideen für die Zukunft der Alpenflüsse. Der dritte Teil der Dialogreihe zum Hotspot-Projekt steht unter dem Motto „Dynamik für unsere Alpenflüsse“


Mit welchen konkreten Maßnahmen kann man Lech, Ammer, Isar und Loisach als natürliche Lebensadern mit einer hohen Artenvielfalt erhalten beziehungsweise verlorengegangene Dynamik wiederherstellen? Das auf sechs Jahre angelegte Hotspot-Projekt hat zum Ziel, die Situation der vier Alpenflüsse mit ihren stark gefährdeten Ökosystemen dauerhaft zu verbessern. Die Veranstaltungen der Dialogreihe werden vom Bezirk Oberbayern in Kooperation mit dem ZUK und gemeinsam mit weiteren 17 Verbundpartnern des Gesamtprojektes durchgeführt und haben zum Ziel, kommunale Gebietskörperschaften und staatliche Behörden, Naturschutz-, Landwirtschafts- Sport- und Tourismusverbände sowie andere Interessensgruppen miteinander ins Gespräch zu bringen. Im Mittelpunkt des dritten Dialogforums, das am 19. Oktober 2017 im Zentrum für Umwelt und Kultur (ZUK) im Kloster Benediktbeuern stattgefunden hat, standen konkrete Projektideen für jeden der vier oben genannten oberbayerischen Alpenflüsse. Der „Dialog 3“ stellte unter dem Motto „Dynamik für unsere Alpenflüsse“ verschiedenen Strategien zur Umsetzung der vorgestellten Maßnahmen zur Diskussion.

Bis zu fünf konkrete Maßnahmen pro Fluss

Mit rund 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmern ging die Dialogreihe zum Hotspot-Projekt „Alpenflusslandschaften – Vielfalt leben vom Ammersee bis Zugspitze“ in die dritte Runde. Nach den Grußworten von Hausherr Pater Karl Geißinger, Rektor des ZUK, und des stellvertretenden Bezirkstagspräsidenten von Oberbayern Michael Asam, stellte der koordinierende Projektleiter Dr. Wolfgang Hug vom WWF zur Projekthalbzeit eine Broschüre mit dem aussagekräftigen Titel „Es tut sich was“ vor. Darin sind bis zu fünf konkrete Maßnahmen-Ideen pro Fluss, die im Rahmen des Hotspot-Projekts in Arbeitsgruppen erarbeitet wurden, in Kurzform dargestellt. Ausführlichere Informationen liefert die Langversion der Broschüre „Alles im Fluss“. So sollen am Lech unter anderem technische Lösungen gefunden werden, damit Fische wieder flussauf- und flussabwärts wandern können. An der Ammer will man dagegen versuchen, alte Flussschleifen wieder anzubinden. Die intensive Freizeitnutzung an der Isar soll durch Kooperationen von Naturschutz- und Tourismusvereinen sowie durch ökologische Ausbildungsprogramme in positive Bahnen geleitet werden. Und an der Loisach hat man sich unter anderem zum Ziel gesetzt, Auwald-Reste zu verbreitern sowie Moore und Streuwiesen zu entbuschen. „Im nächsten Schritt geht es nun darum, die geplanten und begonnenen Maßnahmen umzusetzen“, betonte Dr. Wolfgang Hug.

Zwei Standpunkte zur Fluss-Dynamik


In ihrem anschließenden Fachvortrag mit dem Titel „Warum brauchen wir die Wildheit der Flüsse?“ plädierte Dr. Christine Margraf für das Nicht-Eingreifen in die natürlichen Prozesse von Ökosystemen. Würde man den Flüssen durch Renaturierungen die Fesseln abnehmen, derzeitig einschränkende Rahmenbedingungen verbessern und ihnen Flächen zurückzugeben, so die Artenschutzreferentin beim Bund Naturschutz in Bayern e. V., könnten dadurch zumindest an naturnahen Flüssen von selbst neue Lebensräume entstehen. Dr. Luise Schratt-Ehrendorfer vom Department für Botanik und Biodiversitätsforschung an der Universität Wien hatte gegen diesen sogenannten „Prozessschutz“ wenig einzuwenden, gab aber im Rahmen des zweiten Fachvortrags zu bedenken, dass man je nach Beschaffenheit des Flusssystems „nicht nur zuschauen, sondern dynamisieren“ sollte.

Projektideen und Quiz sorgen für Gesprächsstoff

Das dritte Dialogforum, das von Wolfgang Suske (suske consulting, Wien) kurzweilig moderiert wurde, lud im zweiten interaktiven Teil zur Diskussion der vorgestellten Projektideen für Lech, Ammer, Isar und Loisach ein. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer hatten die Möglichkeit sich auszutauschen, Anmerkungen zu den jeweiligen Maßnahmen zu notieren und sich für aktive Beteiligung bei der Realisierung anzumelden – und brachten sich bei allen Angeboten mit spürbarem Interesse ein. Für zusätzlichen Gesprächsstoff sorgte ein Quiz mit fachlich passenden Fragen zu jeder „Flussecke“ – und die anschließende Auflösung mit der Verlosung von Preisen für eine Extraportion Unterhaltung.

Eingebettet ist die Dialogreihe in das seit 2014 laufende groß angelegte Verbundprojekt „Alpenflusslandschaften – Vielfalt leben von Ammersee bis Zugspitze“, das die Alpengewässer für sechs Jahre in den Fokus nimmt. An dem Projekt beteiligt sich eine Vielzahl von Kooperationspartnern aus Naturschutz, kommunalen Gebietskörperschaften, Wirtschafts- und Sozialpartnern. Gefördert wird es vom Bundesamt für Naturschutz und vom Bayerischen Naturschutzfonds. Als aktiver Verbundpartner begleitet der Bezirk Oberbayern bis 2019 das Projekt mit der Dialogreihe. Weitere Informationen unter www.alpenflusslandschaften.de.



Texte: Ute Leitner
Fotos: Manfred Neubauer