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Weniger Honig, höhere Preise

Warum es die Imkerei in diesem Jahr schwer hat

Umwelt
Freitag, 03.09.2021, 11 Uhr

2021 war kein gutes Jahr für die Bienen. Weil weniger Honig produziert wurde, müssen die Verbraucherinnen und Verbraucher mit höheren Preisen rechnen. Über die Hintergründe informiert Arno Bruder, Imkereifachberater des Bezirks Oberbayern, im Interview.

Ein Regal mit Honiggläsern
© Alessandro Cristiano - stock.adobe.com

Als Imkereifachberater des Bezirks Oberbayern haben Sie die heimische Honigproduktion gut im Blick. Können Sie schon Bilanz ziehen über das Bienenjahr 2021?

Arno Bruder: Es ist noch viel schlechter ausgefallen als 2020, als die Imkerinnen und Imker ja auch schon Ertragseinbußen hinnehmen mussten. Schuld ist das nasse, kühle Frühjahr, das bis weit in den Mai anhielt. Da konnten die Bienen zu selten ausschwärmen. Nektar, Pollen und Honigtau haben die Bienen fast vollständig für die Aufzucht des Nachwuchses benötigt. Die Imker mussten wegen der niedrigen Temperaturen teils bis Ende Mai zufüttern.

Regionaler Honig wird also zur Mangelware?

Arno Bruder: Leider. Manche Imkerbetriebe im Alpenvorland haben heuer keinen einzigen Tropfen Honig geerntet. Für die Verbraucherinnen und Verbraucher wird sich das in einem deutlichen Preisanstieg bemerkbar machen.

Kann man das nicht mit Honig aus anderen Ländern kompensieren?

Arno Bruder: Auch auf dem Weltmarkt geht das Angebot zurück. Die Klimakrise macht der Imkerei vielerorts das Leben schwer. Denken Sie an die Waldbrände in Griechenland und in der Türkei. Dort sind Hunderttausende Völker verbrannt – die Pinienwälder ebenso. Diese brauchen Jahrzehnte, um sich wieder zu erholen. Pinienhonig aus diesen Gebieten dürfte es für Jahre kaum geben.

Der Imkereifachberater des Bezirks Oberbayern, Arno Bruder, steht an einem Stehpult und spricht in ein Mikrofon.
Arno Bruder, Imkereifachberater des Bezirks Oberbayern (© Bezirk Oberbayern)

Welche regionalen Honigsorten kann man bei uns noch am ehesten bekommen?

Arno Bruder: Das dürfte Lindenblüten- und Sommerhonig aus den städtischen Siedlungsräumen sein. Da gab es im Juni und Juli eine gute Sommertracht. Die Imkerei hat in den Städten ja generell bessere Bedingungen als im ländlichen Raum, wo die Agrarwirtschaft den Bienen wenig Nahrung bietet.

Und wie sieht es beim Waldhonig aus? Der dunkle, aromatische Honig wird ja nicht aus Blüten, sondern aus den Sekreten von Honigtau-Insekten gewonnen.

Arno Bruder: Die ersten Läuse, die im zeitigen Frühjahr geschlüpft sind, sind eingegangen. Es handelt sich dabei um die sogenannten Stammmütter, aus denen sich weitere Generationen bilden. Es kann sein, dass sich zum Herbst nochmals Läusepopulationen aufbauen, die dann Honigtau produzieren. Aber die meisten Bienenvölker sind dann schon im Winterquartier und werden von den Imkern mit Zuckerwasser oder Sirup aufgefüttert. Ein Waldhonigeintrag wäre dann eher kontraproduktiv. Außerdem enthält der Waldhonig viele Mineralstoffe, die die Bienen in der kalten Jahreszeit nicht so gut vertragen. Im schlimmsten Fall würden sie dadurch an der Ruhr erkranken.

Interview: Kerstin Schwabe