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Fehlbesetzung

München, den Datum: 04.03.2022
Umwelt

Fachberatung für Fischerei des Bezirks Oberbayern holt Goldfische aus Münchner Biotop

Haustiere frei lassen – das halten viele für eine „natürliche“ Lösung, wenn sie diese nicht mehr im eigenen Haus oder Garten halten möchten. Tatsächlich jedoch führt dies oft zu Leid für die ausgesetzten Tiere und bringt zudem auch andere Arten in Bedrängnis.

So ging es unlängst Wechselkröte und Laubfrosch in einem Teich-Biotop im Münchner Stadtteil Moosach. Ausgesetzte Goldfische, die dort nicht heimisch sind, wurden zur Gefahr für die Lurche. Denn die Exoten, nicht wählerisch bei der Futterwahl, haben immer auch deren Laich und Kaulquappen im Visier.

Diese „Fehlbesetzung“ rief einmal mehr die Fachberatung für Fischerei des Bezirks Oberbayern auf den Plan. Gerade im Großraum München ist diese häufig gefragt, wenn es darum geht, nicht heimische Arten aus Gewässern zu entfernen. Im Fall des Tümpels westlich der Lasallestraße kam die Bitte um Unterstützung von der Unteren Naturschutzbehörde München. Anwohnende hatten die Sichtung der Goldfische gemeldet.

Schonend und effektiv: Elektrofischerei

Schnell wurde die gemeinsame Aktion in die Wege geleitet, und Fischereifachberater Dr. Bernhard Gum und sein Kollege Tobias Ruff rückten mit Elektrofischfanggeräten an.

Das sind Kescher, die Strom in das Wasser abgegeben, dadurch Fische anziehen und zugleich betäuben. Die Elektrofischerei ist eine effektive und schonende Methode, um Fische aus dem Wasser zu holen. Schnell luden die Fischereiexperten die nur wenige Zentimeter großen Fische in einen Wasserbehälter mit Sauerstoffzufuhr um, in dem diese bereits nach zwei bis drei Minuten wieder aufwachten.

„Immer wieder werden aus Unkenntnis verschiedene Fisch-, Muschel- oder Krebsarten aus Aquarien oder Gartenteichen in Gewässer ausgesetzt. In der freien Natur können diese großen Schaden anrichten – sei es durch die Einschleppung von Krankheiten oder durch Verdrängung heimischer Arten“, erklärt Gum. „Solche Abfischaktionen sind meist arbeits- und kostenintensiv. Manchmal kommen sie auch zu spät und geschützte Lebensräume und Tierarten sind bereits angegriffen.“ Er appelliert, bereits den Kauf von Goldfischen gut zu überdenken.

Aussetzen von Zierfischen und exotischen Tierarten schädlicher als gedacht

Dass die Bevölkerung noch mehr darüber aufgeklärt werden muss, wie schädlich das übrigens auch verbotene Aussetzen von Zierfischen und anderen exotischen Tierarten ist, darüber sind sich die Fachleute der oberbayerischen Fischereifachberatung und der Unteren Naturschutzbehörde München einig.

„Viele wissen nicht, welche Folgen das haben kann. In dem Gebiet hier kommt beispielsweise die streng geschützte Wechselkröte vor“, so Julia Zimprich von der Unteren Naturschutzbehörde München, die die Abfischaktion organisiert hat. Zwei Drittel des in Bayern ohnehin sehr geringen Artenbestands lebe in München. „Wenn sich Fische im Gewässer befinden, laichen die Wechselkröten nicht mehr ab. Auch Laubfrösche und andere Amphibien können sich in solchen Teichen nicht mehr vermehren.“ Das konnte in dem Tümpel im Münchner Norden gerade noch verhindert werden. Die abgefischten Goldfische wurden in der Münchner Reptilienauffangstation abgegeben.

Zwei Männer in Fischerhosen stehen mit großen Käschern in einem kleinen Gewässer, in dem sich die Sonne spiegelt.
Holen mit Elektrofischerei Goldfische aus einem Münchner Biotop: Fischereifachberater Dr. Bernhard Gum (rechts) und Tobias Ruff von der Fischereifachberatung des Bezirks Oberbayern. (Foto: Catherina Hess )

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