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Erste Hilfe für die Seele – rund um die Uhr

München, den Datum: 25.06.2021
Gesundheit

0800 / 655 3000 – erste Hilfe für die Seele: Der Krisendienst Psychiatrie Oberbayern steht Menschen in seelischen Notlagen mit aufsuchender Krisenhilfe jetzt rund um die Uhr in ganz Oberbayern zur Seite. Die mobilen Krisenteams sind ab 1. Juli in den Landkreisen Altötting, Berchtesgadener Land, Mühldorf am Inn und Traunstein erstmals zu jeder Tages- und Nachtzeit verfügbar. 

Die mobilen Einsatzkräfte des Krisendienstes unterstützen Menschen in akuten psychischen Notlagen. Dies kann beispielsweise bei einer Suizidgefährdung oder schweren Psychose der Fall sein. Die Krisenteams sind immer zu zweit im Einsatz. Sie besuchen die Personen bei Bedarf zu Hause und sind meist binnen einer Stunde vor Ort. Sie deeskalieren und vermitteln persönliche Beratungstermine bei den regionalen Sozialpsychiatrischen Diensten sowie ambulante und stationäre psychiatrische Behandlungsangebote. Angefordert werden die Einsatzkräfte durch die Leitstelle, bei der die Anrufe von Menschen in Krisen zentral eingehen. Sie koordiniert auch die Vermittlung in weiterführende Hilfeangebote. Der mobile Rund-um-die-Uhr-Service des Krisendienstes ist ab 1. Juli flächendeckend in allen 20 oberbayerischen Landkreisen und den drei kreisfreien Städten verfügbar. Damit gibt es mobile Krisenhilfe für 4,6 Millionen Bürgerinnen und Bürger.

„Das sind hervorragende Nachrichten“, sagte Bezirkstagspräsident Josef Mederer. „Krisen können zu jeder Tages- und Nachtzeit, an Wochenenden und Feiertagen auftreten. Sie richten sich nicht nach Öffnungszeiten von Arztpraxen und Beratungsdiensten.“ Deshalb sei es „enorm wichtig, dass die Einsatzteams rund um die Uhr in Rufbereitschaft sind, um im Bedarfsfall schnellstmöglich persönliche, aufsuchende Hilfe anzubieten“. Mederer erklärte weiter: „Die aufsuchende Krisenhilfe ist für Menschen in Not eine großartige Unterstützung. Gerade in so schwierigen Zeiten, wie wir sie aktuell erleben, ist das wichtiger denn je.“

Auch Altöttings Landrat Erwin Schneider zeigte sich erfreut über die verbesserten Hilfsangebote des Krisendienstes Psychiatrie Oberbayern. „Der Krisendienst ist eine weitere hervorragende Möglichkeit, um Menschen in psychischen Notlagen beizustehen und diesen zu jeder Tages- und Nachtzeit bestmögliche Hilfe zukommen zu lassen“, erklärte Landrat Schneider.

Elisabeth Borst, Leiterin des Sozialpsychiatrischen Dienstes Altötting der Diakonie Traunstein ist zuständig für die mobilen aufsuchenden Dienste tagsüber. Borst sagte: „Wir freuen uns auf die Notfallversorgung für Menschen in psychischen Krisen rund um die Uhr. Diese ist als Notfallmedizin im somatischen Bereich seit langem in der Versorgung von kranken Menschen etabliert. Nun gibt es diese Notfallversorgung endlich auch für Menschen in seelischen Notlagen. Schnelle, unbürokratische und professionelle Hilfen sind die Devise des Krisendienstes Psychiatrie. Damit lassen sich die oft dramatischen Zuspitzungen einer psychischen Krise reduzieren und im persönlichen Gespräch rasche, passgenaue Lösungsmöglichkeiten aufzeigen. Deshalb spielt der Krisendienst auch eine wichtige Rolle bei der Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen.“

Als Gebietskoordinator ist Alexander Scheitz für das Krisendienst-Netzwerk in der Region 18 verantwortlich. „Durch das sukzessiv gewachsene Krisendienst-Netzwerk in der Region 18 ist nun endlich eine Rund-um-die-Uhr-Versorgung von Menschen in Krisen möglich“, so Scheitz. „Genau das ist der Anspruch des Krisendienstes Psychiatrie Oberbayern: Menschen in Krisensituationen beizustehen sowie Wege und Möglichkeiten aus der Krise aufzeigen.“

Richard Hörtlackner (hier im Interview) verantwortet für die Gesellschaft zur Förderung des Krisendienstes Psychiatrie Oberbayern (GKP) die sogenannten AWF-Dienste, also die Krisenhilfe an Abenden, Wochenenden und Feiertagen. „Wir helfen diskret und gezielt, ohne dass die Situation weiter eskaliert“, beschreibt Hörtlackner die Arbeitsweise der Einsatzteams. „Wir kommen ohne Blaulicht und ohne großes Aufsehen. Vor Ort klären wir ab, was die betroffenen Menschen brauchen. Alle Schritte sprechen wir gemeinsam eng ab.“ Ein besonderes Anliegen ist ihm die Krisenhilfe für Kinder und Jugendliche, die durch die Corona-Pandemie besonders belastet seien. „Der Krisendienst kann hier noch viel mehr unterstützen und aktiv werden. Familien, Kinder und Jugendliche haben im Krisendienst eine große, professionelle Unterstützung, die viel Leid und Schmerz mindern und Konflikte lösen kann.“

Stephan Sponner, Teamleitung der Leitstelle des Krisendienstes, sagte: „In den zahlreichen telefonischen Kontakten können wir nun endlich rund um die Uhr bei entsprechender Indikation persönliche Kriseninterventionen vermitteln. Damit können wir ab sofort auch nachts noch individueller auf die jeweilige Krisensituation reagieren und so unserem Auftrag, im Bedarfsfall zeitnahe, schnelle psychosoziale und psychiatrische Hilfen anzubieten, noch besser gerecht werden.“

Weitere Informationen:
Der Krisendienst Psychiatrie Oberbayern (www.krisendienste.bayern/oberbayern) ist Teil des Netzwerkes Krisendienste Bayern mit sieben auf Bezirksebene gegliederten, psychiatrischen Krisendiensten. Die Anrufenden kommen automatisch bei der für ihren Aufenthaltsort zuständigen Leitstelle an. 2020 hatte die Leitstelle des Krisendienstes Psychiatrie Oberbayern rund 30.000 Telefonkontakte mit Menschen in seelischen Krisen. Die Einsatzteams führten im vergangenen Jahr 1.900 mobile Kriseninterventionen durch. Der Bezirk Oberbayern finanziert die Vor-Ort-Hilfsangebote des Krisendienstes mit rund 14,3 Millionen Euro pro Jahr. Der Freistaat Bayern trägt die Kosten für den Betrieb der Leitstelle in Höhe von 3,2 Millionen Euro.


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