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Doppelter Abschied

München, den Datum: 06.02.2023

Dr. Elisabeth Tworek und Dr. Norbert Göttler gehen in den Ruhestand

Sie standen für Kultur und Heimat beim Bezirk Oberbayern: Dr. Elisabeth Tworek, die seit 2018 die Abteilung Kultur und Bildung leitete, und Bezirksheimatpfleger Dr. Norbert Göttler, der sein Amt 2012 antrat. Beide wurden jetzt von Bezirkstagspräsident Josef Mederer in den Ruhestand verabschiedet.

Eine Frau im Drindl wird flankiert von zwei Männern
© Bezirk Oberbayern | Foto: Peter Bechmann

Ihr Weggang stelle für den Bezirk eine Zäsur da, so Mederer, denn „beide haben wichtige Prozesse angestoßen – bis hinein in die Neuausrichtung unserer kulturellen Einrichtungen“. So wurde unter der Leitung von Elisabeth Tworek das ehemalige Volksmusikarchiv in Bruckmühl ergänzt um die neuen Aufgabenfelder Popularmusik und Literatur zum Zentrum für Volksmusik, Literatur und Popularmusik (ZeMuLi). Damit Hand in Hand geht die Erweiterung und Modernisierung der Einrichtung durch einen geplanten Neubau. Mit dem neuen Forum Heimat und Kultur in Benediktbeuern wiederum entsteht in den früheren Räumen der Fachberatung Heimatpflege ein Ort der Kulturvermittlung, an dem Ausstellungen ebenso stattfinden werden wie Kurse zur Handwerkskunst, Symposien, Vorträge, Konzerte und inklusive Projekte. So soll sichtbar werden, was der Bezirk Oberbayern an Kostbarkeiten, Wissen und Können zu bieten hat. Die Verbindung von Kultur, Bildung und Heimat, die der Pädagogin und langjährigen Monacensia-Leiterin besonders am Herzen lag, zeigt auch das künftige Digitale Archiv Oberbayern. Die digitale Plattform soll die Bestände aus den Archiven von Freilichtmuseum Glentleiten, Zentrum für Trachtengewand und ZeMuLi zusammenführen und der Öffentlichkeit zugänglich machen: ein virtuelles Oberbayern-Gedächtnis für alle.

Heimat als gemeinsamer Nenner

Heimat ist ein gemeinsamer Nenner, der die Arbeit von Tworek und Göttler verbindet. Dabei ist es ein wesentliches Verdienst des langjährigen Heimatpflegers Norbert Göttler, dass er den Heimatbegriff – der Haltung des Bezirks Oberbayern gemäß – offen und inklusiv formuliert hat. „Damit Oberbayern Heimat für alle ist, die sich bei uns zuhause fühlen.“ Göttlers Expertise – von öffentlichen Gesprächsrunden bis hin zur Beratung des bayerischen Landesamts für Verfassungsschutz – war viel gefragt. Die Heimatpflege selbst verstand der Autor und Publizist als reflektierten Umgang mit der Vergangenheit, um daraus Schlüsse für heute zu ziehen: „Verstanden wird nach rückwärts. Aber gelebt wird nach vorne“, lautete sein Credo. In diesem Sinne lag ihm das Engagement für die Erinnerungskultur besonders am Herzen, unter anderem durch Tagungen zusammen mit der Akademie für politische Bildung Tutzing und Bücher sowie Schriften, in denen er sich mit der Nazivergangenheit und dem missbrauchten Heimatbegriff auseinandersetzte. Um die Heimatpflege ins Zentrum der Auseinandersetzungen um eine offene und demokratische Gesellschaft zu rücken, rief er 2017 die Gesprächsreihe Salon Zukunft Heimat im Kleinen Theater Haar ins Leben. Dafür konnte er hochkarätige Gesprächspartner wie Julian Nida-Rümelin, Johano Strasser oder Bascha Mika gewinnen. Publikum und Medien erreichte er aber auch mit Ausstellungen in der Fachberatung Heimatpflege in Benediktbeuern und mit seinen Dialekt- und Heimatkolumnen. 

Nachfolge geregelt

Der Weggang von Tworek und Göttler bedeutet für den Bezirk Oberbayern einen Neuanfang: Die Leitung der Abteilung Kultur und Bildung und das Amt des Heimatpflegers werden in Zukunft in einer Stelle vereint sein. Diese übernimmt im April Dr. Astrid Pellengahr, die frühere Leiterin der Landesstelle für nicht-staatliche Museen. „Eine sinnvolle Neuerung“, wie Bezirkstagspräsident Mederer findet, denn „Kultur und Heimatpflege sind zwei Seiten einer Medaille.“ Und auch ganz im Sinne von Tworek und Göttler, die sich für die Zusammenlegung ausgesprochen hatten. „Ich war beim Bezirk Oberbayern buchstäblich gut beheimatet und konnte hier meine große Zuneigung zu Oberbayern in die Tat umsetzen“, sagte Elisabeth Tworek beim Abschied. Und Norbert Göttler ergänzte: „Ich durfte hier Dinge entwickeln, die über Oberbayern hinausgehen und den Bezirk damit zum Vorbild und Vorreiter machen. Das war mir eine Freude.“


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