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„Klimaschutz muss sich verstetigen“

München, den Datum: 02.09.2021
Umwelt

Klimaschutzmanagerin beim Bezirk Oberbayern

Der Bezirk Oberbayern möchte bis 2030 CO2-neutral sein. Um dieses Ziel zu erreichen, hat er die Stelle einer Klimaschutzmanagerin geschaffen. Diese wird zu 75 Prozent aus Bundesmitteln finanziert. Wir sprachen mit Klimamanagerin Lena Zoor-Füllgraff, die seit Juli beim Bezirk tätig ist, über ihre Aufgaben und Ziele.

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Was sind Ihre Aufgaben als Klimaschutzmanagerin beim Bezirk Oberbayern?
Lena Zoor-Füllgraff: Meine Hauptaufgabe ist, ein integriertes Klimaschutzkonzept für den Bezirk Oberbayern zu entwickeln und dieses schon teilweise umzusetzen. Das mache ich nicht allein, sondern ich arbeite mit einem kleinen Projektteam und werde zudem externe Dienstleister hinzuziehen. Das Besondere ist, dass nicht nur die Bezirksverwaltung in München im Fokus steht, sondern auch die über Oberbayern verteilten Einrichtungen des Bezirks untersucht werden.

Wie viel Zeit haben Sie dafür?
Die Zeit drängt: Innerhalb von 18 Monaten muss das Klimaschutzkonzept stehen. Es wird also sportlich.

Womit werden sie beginnen?
Der erste Schritt ist jetzt, den Ist-Zustand zu ermitteln. Wir bilanzieren, wie viele Treibhausgase die Verwaltung und die Einrichtungen des Bezirks emittieren. Dann können wir schauen: Welche Potenziale haben wir? Wo können wir Treibhausgase einsparen? Wo können wir die Effizienz steigern? Und wo können wir sogar noch Kosten reduzieren? Darauf aufbauend erstellen wir einen Maßnahmenkatalog.

Wie unterscheidet sich Ihre Stelle beim Bezirk von der einer Klimaschutzbeauftragten einer Stadt?
Eine Klimaschutzbeauftragte einer Stadt hat auch die Anliegen der Bürgerinnen und Bürger im Fokus und berät diese. Meine Aufgabe ist nicht die Beratung von Privatpersonen, sondern mein Fokus richtet sich auf den Bezirk mit seinen Einrichtungen.

Haben Sie einen persönlichen Bezug zum Klimaschutz?
Ich habe einen Bachelor in Biologie und einen Master in Umweltplanung und Ingenieurökologie. In meinen Abschlussarbeiten habe ich mich mit den Folgen des Klimawandels befasst. Der Klimawandel ist also der rote Faden, der sich durch meine Ausbildung zieht. Meine erste Anstellung hatte ich auf der Umweltforschungsstation Schneefernerhaus auf der Zugspitze. Dort habe ich als Projektverantwortliche die atmosphärenwissenschaftlichen Schulungen koordiniert. Deshalb war der Klimawandel immer ein sehr wichtiges Thema für mich. Es ist schön, jetzt auf einer anderen Ebene einzusteigen. Beim Bezirk befasse ich mich nicht mehr nur mit der Erforschung und den Auswirkungen des Klimawandels, sondern jetzt hat die Prävention eine hohe Priorität.

Sie haben noch einen unverstellten Blick auf den Bezirk. Gibt es etwas, von dem Sie dachten: „Das geht doch gar nicht“?
Mir ist aufgefallen, dass die Innenhöfe noch wenig begrünt sind und es dort sehr viele Parkplätze gibt. Die Höfe könnte man viel grüner machen, was auch dem Gebäudeklima in heißen Sommern zugutekommen würde.

Wo sehen Sie besonders viel Potenzial?
Es geht ja immer noch mehr! Wir haben zwar schon Solaranlagen, aber noch nicht auf allen Dächern, die sich dafür eignen. Die Frage ist auch: Wo setzt man Prioritäten? Wo kann man schnell viel einsparen? Ein großes Potenzial sehe ich zum Beispiel darin, wie Mitarbeitende zur Arbeit kommen: Fahren die meisten öffentlich oder mit dem Fahrrad, hat man einen ganz anderen ökologischen Fußabdruck, als wenn jeder mit dem Auto kommt. Oft gibt es auch ein großes Einsparpotenzial bei den Energieträgern und der Gebäudeheizung, da sind viele öffentliche Gebäude weit hinterher. Da verschaffe ich mir gerade Wissen, wie das beim Bezirk ist. Das alles fließt am Ende natürlich in den Maßnahmenkatalog mit ein.

Was freut Sie an der neuen Aufgabe besonders?
Es ist genau das, was ich machen wollte. Dazu kommt, dass ich hier in München geboren wurde und jetzt wieder in der Heimat tätig sein kann. Und mit dem Fahrrad ins Büro zu fahren, das ist wunderbar!

Und Ihr größter Wunsch?
Dass sich der Klimaschutz beim Bezirk so verstetigt, dass er wie der Umweltschutz eine wichtige Rolle spielt und Teil des Bezirks ist.

(Interview: Wolfgang Englmaier)




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