Den eigenen Ort mit neuen Augen sehen
München, den Datum: 20.07.2024Denkmalpflege-Rundgang durch Holzkirchen
Trotz der sommerlichen Hitze kamen am Freitag 45 Interessierte zusammen, die sich für den Denkmalschutz in der Marktgemeinde interessieren. Gestärkt mit einem Eis aus dem Eiscafé Franzetti war die erste Station die kleine schindelgedeckte Friedhofskapelle, die dem Pestheiligen St. Rochus gewidmet ist. „Sie wurde 1639 erbaut, mitten im Dreißigjährigen Krieg, wo natürlich auch die Pest ein Thema war“, erklärte Christian Boiger, Kreisbaumeister des Landkreises Miesbach. Er führte die Gruppe durch das Zentrum von Holzkirchen – in Begleitung von Bezirksheimatpflegerin Dr. Astrid Pellengahr und Dr. Vinzenz Dufter vom Landesverein für Heimatpflege. Auf freiem Feld habe die Kapelle früher gestanden, der Friedhof sei erst später dazugekommen. Dort deutete er mit einem Hinweis auf die Grabmäler der Familien Wochinger und Sippel an, was es in Holzkirchen vor allem für Gebäude gab und gibt: Brauereien und Gasthäuser.
Denkmäler und umweltfreundliche Energiegewinnung schließen sich nicht aus
Weiter ging es zum stuckverzierten Festsaal und dem Kultur-Café in den ehemaligen Rossstallungen im Oberbräu. „Das historische Gebäude wurde ergänzt, es hat sogar ein Metalldach“, so Boiger. Sogar Photovoltaik (PV) und Solar seien an Denkmälern möglich, es müsse kein bestimmter ursprünglicher Zustand beibehalten werden. Nur Kirchen seien von der neuen Art der Energiegewinnung ausgenommen, PV etwa in Kreuzform sei hier nicht drin. Bezirksheimatpflegerin Dr. Astrid Pellengahr wies auf PV-Anlagen in Dachziegelform hin, die sich optisch besser einfügten und förderfähig seien. Unterwegs erklärte sie einer Besucherin, dass man beim Bezirk Oberbayern eine Förderung für den Erhalt der eigenen denkmalgeschützten Immobilie beantragen könne. „Das gilt für alle, die in Oberbayern wohnen, also auch hier für Sie hier im Landkreis Miesbach“.
Alte Gemäuer im Wandel
Eine weitere Station ist die heutige Gemeindebücherei mir ihrem markanten Treppengiebel. Ursprünglich sei der Bau ein Zehentstadel des Klosters Tegernsee gewesen, der nach Abschaffung der Grundherrschaft 1849 als Altes Rathaus fungierte. „Ein früher Fall einer Denkmalumnutzung“, so Dr. Vinzenz Dufter vom Landesverein für Heimatpflege. Viele Bauphasen vereine das Hotel Alte Post mit dem dazugehörenden Gasthof. Der Kern stamme aus dem 16. und 17. Jahrhundert, so Boiger. Vielschichtig sei auch die Baugeschichte der Kirche St. Laurentius, die 1711 nach einem Brand neu erbaut worden sei. Die Kirchenspitze fehle aktuell noch, ebenso wie bei der benachbarten Großhartpenninger Pfarrkirche Mariä Heimsuchung sei das eine Frage der Finanzierung. Den Pfarrsitz habe Holzkirchen früher übrigens nicht gehabt, den habe seit dem 8. Jahrhundert das heute eingemeindete Pfarrdorf Großhartpenning.
Kühler Abschluss
Auf Vorschlag von Bürgermeister Christoph Schmid endete die Führung mit einer Abkühlung bei der Besichtigung eines „nicht denkmalgeschützten“ Baus: Auf schmalen Treppen ging es gruppenweise hinunter in den historischen Eiskeller beim heutigen Jugendzentrum, den vermutlich die umliegenden Wirtschaften früher zum Kühlen nutzten. Für die Gruppe war das ein besonderes Erlebnis, da der Keller nicht öffentlich sichtbar und zugänglich ist.
Hier können Sie weitere Informationen zur Denkmalpflegeförderung des Bezirks Oberbayern nachlesen.