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Freibad-Pommes und staubige Liebesbriefe

München, den Datum: 19.07.2024
Zamma - Das Festival in Oberbayern

Interview mit Julia Reymann-Englert und Laura Jung zu „Zammaferien“ - ein Film, der extra für das Festival in Holzkirchen produziert wurde.

Ein ZAMMA-Projekt, das auf- und durchmischt: Professionelle Schauspielende und Kamerateams arbeiten zusammen mit Kindern und Jugendlichen, die Filmluft schnuppern und Teil eines echten Sets sein wollen! Möglich machten das Laura Jung und Julia Reymann-Englert, zwei junge, ambitionierte Filmschaffende aus Tegernsee mit Blick auf „ZAMMA – Das Festival in Oberbayern“. Derzeit bringen die beiden am Gymnasium Tegernsee und der Mittelschule Hausham Kindern und Jugendlichen das Filmemachen bei. Vor zwei Jahren haben sie ihre eigene Firma „Cinemagine“ gegründet und drehen unter anderem Werbe- und Imagefilme.

Eine Frau und zwei Jungs auf einer Bank.
Filmemacherin Laura Jung mit den zwei Hauptdarstellern ihres Films "Zammaferien" Nici Peter (links) und Flinn Heinritzi (rechts). (© Zammaferien)

Redaktion: Knapp eine Woche lang habt ihr mit Blick auf das ZAMMA-Festival in Holzkirchen euren 15-minütigen Film „Zammaferien“ gedreht, der heute um 18 Uhr auf der Bühne am Marktplatz Premiere feiert: Wird Holzkirchen bald international bekannt?
Laura: Wer weiß! Ich finde es auf jeden Fall schön zu sehen, dass auch auf großen Streamingplattformen europäische Formate, vor allem Serien, gerade international sehr gut ankommen. Es ist toll, die verschiedenen Macharten der Filme aus verschiedenen Ländern zu sehen. „Zammaferien“ war auf ästhetischer Ebene auf jeden Fall sehr stark von skandinavischen und auch italienischen Filmen und Serien beeinflusst. Vielleicht wird Holzkirchen das Hollywood Bayerns ;)

Auf inhaltlicher Ebene warten dröge Sommerferien auf den 12-jährigen Julian – alle seine Freunde verreisen. Doch dann trifft er auf Tobi, seinen neuen Nachbarn. Die beiden finden Liebesbriefe von Johann und Anna aus den 50ern auf dem Dachboden und schmieden einen Plan: diese wieder zu den beiden zurückbringen. Ob sie es schaffen? Wie seid ihr auf die Idee gekommen, wer hat das Drehbuch geschrieben?
Laura: Ich habe das Drehbuch geschrieben. Immer, wenn ich eine Idee zu einer Geschichte, einem Charakter oder einer einzelnen Szene habe, schreibe ich das auf. Die Idee, einen Film über das „Sommerferiengefühl“ zu machen gibt es schon lange. Ich wollte gerne den Duft von Freibad-Pommes, das Gefühl von Sonne und die besondere Stimmung der Sommerferien erzählen.

Seit Anfang des Jahres habt ihr euch alle zwei Wochen mit den Kindern und Jugendlichen getroffen. Wie wurden sie konkret auf den Filmdreh vorbereitet?
Julia: Ab Februar haben wir immer dreistündige Workshops gemacht. Wir fangen gerne immer mit einem „Filmquiz“ an, um die Stimmung zu lockern und rauszufinden, was für Filme die Kinder und Jugendlichen so gucken. Dann haben wir jedes einzelne Department, also jeden Aufgabenbereich, durchgesprochen: Wie läuft die Vorbereitung, und was sind meine Aufgaben am Set?
Laura: Für die Kostümstunde war zum Beispiel eine Kostümbildnerin mit ihrer „Set-Tasche“ da, die damit auch schon an sehr großen Sets gearbeitet hat. Das war sehr spannend – da war von Kleidertackern bis hin zu Schuh-Wärmesohlen alles Mögliche drin. Die Kinder durften dann ausprobieren und haben ganz viele Fragen gestellt. Die Aufgaben waren dann natürlich an das Department gebunden. Kostüm und Maske mussten zum Beispiel immer „drehfertig checken“, also nochmal die Schauspielenden abpudern und schauen, ob die Kleidung auch richtig sitzt.
Julia: Die technischen Departments haben als Assistenzen gearbeitet, also zum Beispiel die Filmklappe beschriftet und geklappt oder das viele Licht-Equipment, das wir hatten, aufgebaut. Die Kinder sind richtige Profis in ihren Departments geworden, ganz selbstständig und gewissenhaft!

Julia Reymann-Englert
(© Jennifer Hartmann)

Die Kinder hatten ja gute Anleitung ...
Laura: Genau. Das Besondere – und für uns auch Neuartige – war ja, dass Kinder mit „alten Hasen“ der Filmbranche zusammengearbeitet haben. Jeder hatte einen anderen Wissensstand und Ansatz, an dieses Projekt heranzugehen. Das hat wunderbar funktioniert, und ich glaube, wir konnten uns alle gegenseitig inspirieren. Das ist das Schöne an unserem Projekt: Es waren so viele verschiedene Menschen beteiligt. Professionelle Filmschaffende, Leute, die gerne mal Filmluft schnuppern wollten, und eben die Kinder.

Ihr konntet ja Schauspielgrößen wie Helmfried von Lüttichau als Eisverkäufer, Bärbel Schwarz oder auch Martin Sieber auf ehrenamtlicher Basis mit ins Boot holen: Wie kam es zu der Kooperation und wie lief die Zusammenarbeit?
Laura: Wir haben einfach mal angefragt. Bärbel und Martin kannten wir schon aus früheren Projekten und da war klar, dass die dabei sein müssen! Die Zusammenarbeit mit Helmfried war auch toll, er war wirklich sehr sympathisch und wir hätten uns keinen besseren Eisverkäufer vorstellen können. Da „Pünktchen und Anton“ auch eine große Inspiration für „Zammaferien“ war, und er da ebenfalls den Eisverkäufer spielt, glauben wir, dass ihn diese Hommage vielleicht überzeugt hat.

In welchen Locations habt ihr gedreht?
Julia: Wir haben teils in Bruckmühl auf einem Bauernhof gedreht, teils in Holzkirchen. Zum Beispiel im Rathaus oder im Eiscafé Franzetti. Dort gab es dann auch Eis zu den Dreharbeiten, das war natürlich super!

Ist eine Fortsetzung des Films geplant?
Laura: Tatsächlich ist das eigentlich nur der halbe Film. Ich habe die Geschichte für einen Spielfilm mit 90 Minuten Länge geschrieben. Wir hoffen, dieses Projekt in ähnlicher Konstellation in den nächsten ein bis zwei Jahren umsetzen zu können. „Zammaferien“ kann dann als Teaser angesehen werden.
Julia: Damit konnten wir das Konzept „Profis und Film AG“ auch einfach mal in kleinerem Rahmen ausprobieren und können nun auch für längere Projekte damit werben.

Zu sehen war der Film "Zammaferien" auf dem ZAMMA-Festival am 19.07.2024.


Steckbriefe:

Julia Reymann-Englert 24; Produzentin, Kamerafrau, Aufnahmeleitung; Lieblingsfilm: Die Kinder des Monsieur Mathieu; Lieblingsfilmgenre: Kinderfilm

Laura Jung 25; Drehbuchautorin, Regisseurin, Produzentin; Lieblingsfilm: Club der toten Dichter; Lieblingsfilmgenre: Detektivgeschichten