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Ausgezeichnete Werke

München, den Datum: 16.02.2022
Auszeichnungen Kultur

Verleihung des Oberbayerischen Förderpreises für Angewandte Kunst 2021 in kleinstem Rahmen

Wie so viele Kulturevents konnte die Ausstellung des Förderpreises 2021 nicht stattfinden. Deshalb verlieh der Bezirkstagspräsident die Förderpreise im kleinen Rahmen in der Bezirksverwaltung. Am Wettbewerb 2021 nahmen 68 Bewerber und Bewerberinnen mit über 130 Arbeiten teil, von denen eine 13-köpfige Jury sechs junge Kreative mit insgesamt 12.000 Euro Preisgeld auszeichnete.

Collage aus fünf hochformatigen Fotos: ein knieender junger Mann hinter einer Holzskulptur, die ein Kind darstellt; eine junge Frau hinter einem Stehtisch mit einer Glasgefäß, eine junge Frau hinter einem Stehtisch mit eirn Teekanne aus Silber, zwei knieende junge Männer hinter Holzhockern
Die Preisträgerinnen und Preisträger mit ihren ausgezeichneten Arbeiten: (von links) Mattis Heilscher, Lotte Schlör, Paula Repp Alvarez, Louis Rösner und Gunther Pfeffer (Foto: Peter Bechmann © Bezirk Oberbayern)

Eine Woche vor der geplanten Preisverleihung auf der Messe Heim und Handwerk, als Anlieferung, Aufstellung der Vitrinen schon kurz bevorstand, kam die Absage der Messe.
Nun, Anfang Januar kamen vier ausgezeichneten Gestalter, Bildhauer und eine Glaskünstlerin ins Foyer des Sitzungssaal, um ihre Auszeichnungen aus den Händen des Bezirkstagspräsidenten entgegenzunehmen.

In seiner Rede betonte der Präsident die Bedeutung der gestalterischen Kreativität für die Lösung anstehender Probleme und hob die Qualität der Ausbildung an den teilnehmenden Schulen und Akademien hervor. "Trotz der Pandemie gilt es, den kulturellen Bereich und hier vor allem die Ausbildung des Nachwuchses zu fördern."

Der erste mit 3500 Euro dotierte Preis geht in diesem Jahr an die erst 22-jährige junge Silberschmiedin Paula Repp Alvarez. Sie hat eine Pfeffermühle, eine Teekanne und eine Schale aus Silber eingereicht, die durch ihre elegante Schlichtheit bestechen. Paula Repp Alvarez startet mit Zeichnungen und Papiermodellen, die sie dann in Silberblech umsetzt, das sie handwerklich bearbeitet. Dabei spielt sie in den verschiedenen Objekten verschiedene Grundformen durch: Halbkugel und Halbzylinder in der Schale, Prisma und Zylinder in der Teekanne und in der Pfeffermühle. So findet die junge Kunstschmiedin überzeugende Formen für die unterschiedlichen Funktionen, die sie durch die handwerkliche Bearbeitung in ästhetische Objekte verwandelt.

In der nächsten Preisklasse mit 2500 Euro gab es drei Ausgezeichnete.


Martin Lehmer, der bei der Verleihung nicht zugegen sein konnte, wurde für eine Doppelskulptur aus Holz mit dem Titel „InBetween“ prämiert. Auf zwei getrennten Stelen stehen zwei Hälften einer menschlichen Figur. Eine Hälfte ist männlich, die andere weiblich. Die Trennflächen verlaufen organisch und würden zusammen eine Aktskulptur mit zwei Geschlechtern ergeben, wobei der Kopf auf der männlichen Hälfte sitzt. Aber auch er ist nicht vollständig. 

Martin Lehmer, der bereits 2012 als angehender Holzbildhauer für die Skulptur „Raum-Kuh-Kontinuum“ eine Anerkennung gewonnen hat, studiert inzwischen an der Akademie der Bildenden Künste in München Bildhauerei und bleibt dabei seinem Werkstoff Holz treu.

Der zweite mit 2500 Euro dotierte Preis ging an die Produkt- und Glasdesignerin Lotte Schlör für die Glasserien „moon“ und „edge“. Die gelernte Porzellanmalerin hat ihren Bachelor in Industriedesign an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein im Fachbereich Keramik und Glasdesign gemacht.
Die Serie „edge“ mit sieben mundgeblasenen in Formen gepressten Glaskörpern, spielt mit der Formbarkeit ihres Materials. Die Serie der Gläser erscheint wie eine Familie, jedes hat seine individuellen "Ecken und Kanten" und offenbart gleichzeitig die Verwandtschaft mit den anderen. In der Serie „moon“ zeigt die Künstlerin vier Schalen aus zwei verschieden großen übereinanderliegenden Glaselementen, die gegeneinander verschiebbar sind. Blickt man von oben auf die Objekte, ergeben sich Kreissegmente, die an unterschiedliche Mondphasen erinnern.

Der dritte mit 2500 Euro dotierte Preis geht schließlich an Louis Rösner für den Holz-Hocker „Tendo“. Rösner ist gelernter Schreiner und absolvierte ein Werkstudium zum Gestalter im Handwerk an der Akademie für Gestaltung und Design der Handwerkskammer in München.
Eine überraschende Kombination aus Hightec-Holzbearbeitung und Gurt-Konstruktion macht den Reiz von Tendo aus. Der Hocker besteht nämlich aus zwei Birke-Multiplex-Platten und einem handelsüblichen Spanngurt. Das Hauptelement dient gleichzeitig als Beine und Sitzfläche, in die Röser per computergesteuerten Laser ein bewegliches Gitter geschnitten hat. Dazu kommt ein Verbindungssteg, der zur Stabilisierung des Hockers dient. Der Spanngurt bringt die Sitzplatte in eine räumliche Form und kann flexibel angepasst werden. Im Ergebnis führt dies zu einem beweglichen Hocker, der sich dem oder der Sitzenden anpasst.

Und noch ein weiterer Hocker erhält eine Prämierung in Form einer Anerkennung. Im Gegensatz zu „Tendo“ besteht der „Tube-Stool“ von Gunther Pfeffer aus den klassischen Elementen einer runden Sitzfläche, die mit der 3d-Fräse bearbeitet ist, und drei Beinen. Doch bei den Beinen zeigt sich die Innovation des Tube-Stools, denn es sind keine massiven Holzstäbe, sondern Blätter aus Esche-Furnier, die zu einer Hohlform zusammengedreht und verleimt wurden, um für die nötige Stabilität und Leichtigkeit zu sorgen. Gunther Pfeffer hat gerade die Fachakademie des Bezirks Oberbayern für Raum und Objektdesign Garmisch-Partenkirchen absolviert, nachdem er vorher dort die Meisterschule besucht hat.

Die zweite Anerkennung geht an den 23-jährgen Holzbildhauer Mattis Heilscher. Er hat eine Holzskulptur geschaffen, die eine perfekte Ergänzung zur zweigeschlechtlichen Doppelskulptur "INBetween" von Martin Lehmer darstellt. Die Figur „A Bua“ zeigt ein Kleinkind, das direkt am Boden steht und fröhlich staunend den Kopf in den Nacken legt und neugierig in die Welt blickt. Das dargestellte lebensgroße Kind, das offensichtlich noch im Zustand der geschlechtlichen Unschuld ist, interpretiert so das barocke Motiv des Putto neu.


 


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