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25 Jahre Lore-Bronner-Preis: Ein Abend in Haar

Ein Abend für den Schauspielnachwuchs in Zeiten von Corona


Im kleinen Theater Haar durfte nach einem Jahr Corona-Pause endlich wieder gefeiert werden. Der Bezirk Oberbayern hatte eingeladen, um seinen Förderpreis für darstellende Kunst 2021 zu vergeben. Mit Augusta Belóka (Neue Schauspielschule München), Carolin Steinegger (ISSA) und Ricarda Verena Wimmer dominierten Frauen den diesjährigen Förderpreis, der mit insgesamt 6.000 Euro dotiert war und zu dem ein Engagement bei den Weilheimer Festspielen gehört.



Eine Gruppe von sieben Frauen und fünf Männern steht auf einer Bühne vor rotem Vorhang. Drei Frauen halten Blumensträuße.
Foto: Peter Bechmann © Bezirk Oberbayern

Der Jubiläumsabend begann mit einer Reminiszenz an den ersten Preisabend 1996, denn der Moderator Thomas Peters stellte sich als der erste Lore-Bronner-Preisträger vor. Er nutzte die Moderation, um anhand seiner Person die unterschiedlichsten Stationen einer Schauspielkarriere und die Bedeutung der privaten Schauspielschulen zu zeigen. Im Grußwort hob dann der Bezirkstagspräsident Josef Mederer auf die Bedeutung der Kunst in Krisenzeiten ab: „Das Leben vor dem Bildschirm kann kein Ersatz für echte Begegnungen sein und Kultur ist kein verzichtbarer Luxus“. Die beiden Jurymitglieder, die Schauspielerin Ruth Geiersberger und ihr Kollege Sebastian Winkler machten in ihrer Laudatio den Preisträgerinnen und allen anwesenden Nachwuchskräften Mut, ihre Chancen für den faszinierenden Beruf zu ergreifen, aber machten auch klar, dass die Schauspielerei eine lebenslange Arbeit an sich selbst bedeute.

In den Schauspieleinlagen konnten die drei ausgezeichneten Schauspielschülerinnen das anwesende Fachpublikum begeistern.
Die in Athen geborene Augusta Belóka (39) zog das Publikum als neidische „Mommina“ aus „Heute Abend wird aus dem Stehgreif gespielt“ von Luigi Pirandello gleich in den Bann, um daraus fließend in der dramatischen Rolle der Kunigunde aus „Käthchen von Heilbronn“ von Heinrich von Kleist zu wechseln und wieder zurück zur Mommina. Belóka, die vor ihrer Ausbildung an der Neuen Schauspielschule München in Florenz, Eichstätt und Paris studierte, überzeugte nicht nur mit ihrer Stimmwucht und Bühnenpräsenz, sondern verlieh ihren Figuren besondere Glaubwürdigkeit.

Danach wirbelte Carolin Steinegger (29) als antike Penthesilea mit Lederjacke und Holzstab über die Bühne des Kleinen Theaters. Die Ebersbergerin, die mit dem Bachelor of Engineering und den Master of Science zwei akademische Abschlüsse machte, bevor sie sich 2019 an der Internationalen Schule für Schauspiel und Acting (ISSA) einschrieb, war ganz Kriegerin, die sich am Ende mit der hölzernen Lanze das Leben nimmt, um als „Sie“ wiederaufzustehen, der Hauptrolle aus Peter Turrinis „Kindsmord“. Nüchtern und mit dem größten denkbaren Abstand zur Antiken Heldin spielte Steinegger die überforderte junge Frau.

Den Abschluss gab Ricarda Verena Wimmer (27), die eine lobende Anerkennung gewonnen hat. Sie kam auf einem Rollator gestützt als ein verwundeter, verkaterter Richter Adam mit Kopfverband auf die Bühne, wie man ihn wohl so selten gesehen hat. Auch die „Nutte“ aus „Nur Kinder, Küche, Kirche“ von Dario Fo spielt die Münchnerin mit vollem Körpereinsatz und Lust zur Provokation. Wimmer wechselte vom Studium der Betriebswirtschaft an der LMU nach einem Schauspielworkshop in Los Angeles an die Neue Münchner Schauspielschule.

Der vom Bezirk Oberbayern seit 1996 vergebene Lore-Bronner-Preis wird an staatlich genehmigten privaten Schauspielschulen in Oberbayern ausgeschrieben und richtet sich an Nachwuchstalente, die bereits während ihrer Ausbildung eine außergewöhnliche Begabung erkennen lassen und ihren Wohnsitz in Oberbayern haben.

22.09.2021