Inhalt

Neue Stadel braucht das Land – Juni

Ein langer heller Gang. Links besteht die ganze Wand aus einer Fensterfront. In der Mitte hängen runde Kugelleuchten.
Foto: Sebastian Schels © Bezirk Oberbayern

Nähert man sich dem Freilichtmuseum Glentleiten, taucht entlang der Zufahrt ein Holzstadel auf, der kein Ende zu nehmen scheint. Man staunt: Ist das Oberbayerns längste Scheune, die hier einen neuen Platz gefunden hat? Beim näheren Hinsehen entpuppt sich das Ganze als moderner Bau, der seit 2018 den neuen Eingang zum Freilichtmuseum bildet. Darin untergebracht sind neben den Kassen ein Museumsladen, Ausstellungsflächen und – zu erreichen über den Laubengang auf dem Foto – zeigt eine Wirtschaft samt Schaubrauerei. Für das Museum ist das neue Gebäude ein echter Gewinn. Schließlich wurde damit nicht nur die beengte Eingangssituation gelöst, die längst nicht mehr den Anforderungen entsprochen hatte. Auf diese Weise fand sich auch ein neues Zuhause für die Gaststätte, die im historischen „Starkerer Stadel“ an ihre Grenzen gekommen war.

Vorsichtige Annäherung und bewusster Kontrast

2013 war im oberbayerischen Bezirkstag die Entscheidung gefallen, ein neues Eingangsgebäude zu errichten. Multifunktional sollte es sein, ästhetisch ansprechend und dem größten Freilichtmuseum in Südbayern angemessen. Im Architekturwettbewerb lautete die Aufgabe, ein Gebäude zu entwerfen, das sich einpassen sollte, ohne sich anzubiedern. Angesichts der Nachbarschaft zu jahrhundertealten Scheunen, Mühlen und Bauernhäusern hieß es einen Weg zu finden zwischen vorsichtiger Annäherung und bewusstem Kontrast. Aus dem Wettbewerb ging das Büro Florian Nagler Architekten als Sieger hervor. Der Entwurf nahm die Jury für sich ein, weil es ihm gelang, lokale Traditionen aufzunehmen, ohne den Bau damit zu überfrachten. Die Kombination aus länglichem Grundriss, Satteldach, regionalem Baumaterial und freiem Blick aufs Tragwerk entsprach den Vorstellungen von einem Gebäude, das sich trotz aller Modernität harmonisch ins Gelände einfügen sollte.

Ein modernisierter Stadl aus Holz.
Foto: Sebastian Schels © Bezirk Oberbayern


Heute überzeugt nicht nur die Optik, sondern auch das Innenleben des Gebäudes. Besonderer Wert wurde auf die Nachhaltigkeit der verwendeten Materialien und auf die Barrierefreiheit gelegt – für den Bezirk als Förderer von Inklusion ein wichtiger Aspekt. Ein Besuchermagnet ist die neue Schaubrauerei, in der die Glentleitner Biere gebraut werden. Sie verweist auf die Zukunft des Freilichtmuseums, wonach auf einem Gelände neben dem Starkerer Stadel künftig Exponate aus dem nördlichen Oberbayern
gezeigt werden sollen – darunter auch Gebäude aus dem Hopfenanbaugebiet Hallertau. Eine wichtige Ergänzung für die 64 Exponate aus dem südlichen Oberbayern, die seit 1972 hierher umgezogen sind und für ein halbes Jahrtausend Geschichte auf dem Land stehen. Wissenschaftliche Forschung, publikumswirksame Präsentation und Museumspädagogik gehen seitdem Hand in Hand, um die Vergangenheit zu erklären und erlebbar zu machen.

Regionalität, Nachhaltigkeit und Barrierefreiheit 

Mit seiner Architektur überzeugt das Eingangsgebäude nicht nur die Museumsgäste, sondern auch renommierte Kritiker. 2019 kam es auf die Shortlist der sieben besten Projekte beim Bayerischen Tourismus-Architekturpreis „artouro“. Und im vergangenen Jahr wurde es sogar in die Finalistenrunde des „DAM Preises für Architektur in Deutschland“ gewählt und darf sich damit zu den fünf besten Architekturobjekten im Land zählen. Für Bezirkstagspräsident Josef Mederer ein Beweis dafür, „dass das von uns gewählte architektonische Konzept des Empfangsgebäudes, das Regionalität, Nachhaltigkeit, Funktionalität und Barrierefreiheit in sich vereint, voll und ganz aufgeht.“