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Aus alt mach neu – April

Links im Bild befindet sich ein langer Flur mit mehreren Glastüren. Die Wände sind in einem strahlenden Orange gestrichen. Rechts ist ein großes Glasfenster hinter dem sich ein weiterer Raum befindet.
Foto: Niels Schubert © Bezirk Oberbayern
„Betonklotz“ – das war bis vor wenigen Jahren noch eine der freundlicheren Umschreibungen für das Hauptgebäude des Berufsbildungswerks Förderschwerpunkt Hören und Sprache im Münchner Stadtteil Johanneskirchen. Das BBW – wie die Einrichtung des Bezirks Oberbayern auch genannt wird – war kein architektonisches Schmuckstück, gerade zwischen den bunten Gebäuden des Schulzentrums Johanneskirchen. Auch der Gebäudezustand ließ zu wünschen übrig. In den 1970er-Jahren entstanden, hatte der Bau im Laufe der Jahrzehnte stark gelitten und wies zahlreiche Schäden auf. Höchste Zeit zum Handeln: 2017 begann die Generalsanierung des Gebäudes, in dem junge Leute mit Hör- und Sprachbehinderungen ausgebildet werden. Und zwanzig Monate später konnte das BBW in sein rundum erneuertes Gebäude zurückziehen.

Schulgebäude der Zukunft

Für den Bezirk Oberbayern erwies sich das Projekt als das kostspieligste seit vielen Jahren: Rund 36 Millionen Euro bezahlte er für Umbau. Schließlich musste das vorhandene Gebäude mit rund 14 600 Quadratmetern Geschossfläche praktisch in den Rohbau zurückversetzt und dann ganz neu aufgebaut werden. Inklusive Entfernung aller Schadstoffe, Betonsanierung, gebäudetechnischer Installationen, zweier neuer Aufzüge, neuer Boden-, Wand- und Deckenbeläge, einer sanierten Tiefgarage, einer Dachabdichtung sowie einer neuen Fassade. Zusätzlich entstanden fünf Ein-Zimmer-Wohnungen und eine Hausmeisterwohnung. Hinzu kam, dass für den Unterricht eine Übergangslösung geschaffen werden musste. Buchstäblich auf der grünen Wiese neben dem Schulzentrum wurde ein „Dorf“ mit 230 Containern und drei Hallen errichtet – eine organisatorische Meisterleistung.
Ein zweistöckiges modernes Gebäude mit großen quadratischen Fenstern.
Foto: Niels Schubert © Bezirk Oberbayern
Der Aufwand hat sich gelohnt. Entstanden ist ein Schulgebäude, das den Anforderungen der Zukunft entspricht. Es ist nicht nur komplett barrierefrei, sondern wurde auch brandschutztechnisch aufgerüstet und mit modernster Unterrichtstechnik ausgestattet. Um den besonderen Bedürfnissen der Schülerinnen und Schüler entgegenzukommen, entstanden akustisch optimierte Räume, die einen deutlich besseren Unterricht ermöglichen. Mit seiner Ausstattung passt sich der Bau künftig flexibel verschiedenen Anforderungen an, damit die Lehrkräfte schnell und unkompliziert auf wechselnde Ausbildungssituationen reagieren können.

Ein Ort für viele 

Von einem „Zukunftsbau“ sprachen die Verantwortlichen bei der Wiedereröffnung des generalsanierten Gebäudes – auch im Hinblick auf die Bedeutung des BBW für die Inklusion. Junge Leute mit Hör- und Sprachdefiziten finden dort eine spezifische, auf sie zugeschnittene Ausbildung und erhalten das Rüstzeug, um auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt Erfolg zu haben. Das BBW hatte in den vergangenen Jahren eine beachtliche Vermittlungsquote in den ersten Arbeitsmarkt von durchschnittlich 70 Prozent. Es bildet Fachkräfte für 25 unterschiedliche Berufe aus. Mit ihrem Angebot erweitert die Einrichtung die Wahlfreiheit hinsichtlich der Ausbildung – wie es die UN-Behindertenrechtskonvention mit Blick auf die Inklusion fordert. Im neuen Bau finden neun Ausbildungsbetriebe Platz, in denen 150 Azubis und rund 30 externe Berufsschülerinnen und Berufsschüler ihre Ausbildung machen können. Außerdem ist die Heilpädagogische Tagesstätte des Fachverbands für Menschen mit Hör- und Sprachbehinderung e. V. (BLWG) mit eingezogen. Das BBW ist ein Ort für viele – mit vielen Möglichkeiten.