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Vom Schmetterling zum Löwenkopf – Januar

Ein gewendelter Treppenaufgang mit schwarzen Stein. Der ganze Raum ist weiß gestrichen bis auch ein Quadrat in dunkelgrau. Der Lauf des Geländers ist golden.
Foto: Michael Heinrich
Ältere Münchner werden sich vielleicht noch daran erinnern, dass an dem Haus in der Prinzregentenstraße 18 einmal ein gelber Schmetterling prangte: das Zeichen des Reiseveranstalters Touropa, der dort von 1959 bis 1979 die ersten deutschen Flugreisen organisierte. Der Schmetterling ist weg, das Unternehmen Geschichte. Das Haus gehört mittlerweile dem Bezirk Oberbayern mit dem stilisierten Löwenkopf als Logo. Das Gebäude bildet den Abschluss des Ensembles, das sich von der Prinzregentenstraße 14 bis hierher erstreckt und in dem die stetig wachsende Bezirksverwaltung ihren Sitz hat. So war es auch ein Glücksfall, dass der Bezirk das Haus erwerben konnte, um den zunehmenden Aufgaben und Mitarbeitenden Raum zu geben.

Gebäude mit Geschichte 

Dass hier ein schlichtes Verwaltungsgebäude steht, war ursprünglich nicht vorgesehen. Prinzregent Luitpold, der Erbauer und Namensgeber der ehemaligen Prachtstraße, plante kein Verwaltungszentrum, sondern eine bürgerliche Nobelstraße. Als dann Jahrzehnte später Adolf Hitler mit seinen monumentalen Plänen in München Einzug hielt, wollte er die Prinzregentenstraße zum Zentrum seiner Macht umgestalten – mit symbolhaften Bauten. Das „Haus der Deutschen Kunst“ bildete den Anfang. Direkt gegenüber – wo heute der Bezirk Oberbayern sitzt – sollte das noch monströsere „Haus für Architektur“ entstehen, quasi ein Tempel nationalsozialistischer „Baukultur“. So weit kam es nicht. Bis zu seiner Zerstörung im Krieg stand hier ein Bürgerhaus, an dessen Stelle das Amtliche Bayerische Reisebüro (ABR) 1958 die Touropa-Niederlassung errichtete.
Schwarzer Steinboden in einem hellen Raum. Am Ende des Raumes stehen drei schwarze Sessel darüber sind fünf Hängelampen.
Wartezone im Verwaltungsgebäude des Bezirks Oberbayern in der Münchner Prinzregentenstraße 18.
Wer heute das Gebäude betritt, hat vielleicht einen Termin bei kbo, den Kliniken des Bezirks Oberbayern. Seit 2007 werden die Kliniken nicht mehr vom Bezirk direkt, sondern unter dem Dach des Kommunalunternehmens verwaltet und tragen seither das Kürzel kbo im Namen. Mit der neuen Organisationsform kam auch ein neues Design: Blau, Grün und Weiß sind nun die Farben des Unternehmens, das Einrichtungen an mehr als fünfzig Standorten in ganz Oberbayern betreibt. Rund 110 000 Menschen mit seelischen Erkrankungen werden jährlich behandelt, etwa 7 100 Mitarbeitende sind dort beschäftigt. Ebenfalls mit kbo verbunden ist die IT GmbH des Bezirks Oberbayern, die unter derselben Adresse firmiert. Sie erbringt Managementleistungen in den Bereichen Informations- und Kommunikationstechnik für den Bezirk Oberbayern, seine kameralen Einrichtungen, Dienststellen, Eigenbetriebe und kbo.

Zurück zu den Wurzeln

Als der Bezirk das Gebäude erwarb, fiel schnell die Entscheidung, das Foyer umzugestalten. Statt des zugigen Entrees, bei dem eine automatische Schiebetür kalte Luft in das Innere schaufelte, entstand 2012 ein neuer Eingang: einladend, repräsentativ, zeitlos und mit Anklängen an die Entstehungszeit des Hauses. Die Schiebetür wurde durch einen gläsernen Windfang ersetzt. Die Fassadengestaltung mit den Farben Weiß, Anthrazit und Gold findet sich nun auch im Inneren wieder. So gibt es goldene Elemente nicht nur am Treppengeländer, sondern auch an den Wänden, bei der Beleuchtung und der Fensterverkleidung, die fast schon orientalisch anmutet. Ergänzt wurden die Farben durch ein Pastellgrün, das eine Reminiszenz an das Baujahr 1958 und dessen Farbkanon ist. Auch das Design der Möblierung und der Hängeleuchten in der Wartezone erinnert an die Anfänge des Hauses in den 1960-er Jahren. „Im Zeichen des Schmetterlings“ steht das Haus heute nicht mehr. Aber seine Spuren hat er hinterlassen.