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Geschichten vom Holz - Februar

Eine Nahaufnahme von einem traditionellen Holzschlitten der Holzknechte.
Der Schlitten war für die Holzknechte rund um Ruhpolding ein unerlässliches, aber auch gefährliches Transportmittel. (© Knuth Kuckel)

Viele Wege führen über das Gelände des Holzknechtmuseums Ruhpolding. Schließlich liegt das Freilichtmuseum in einem Wandergebiet und verfügt selbst über ein beträchtliches Außengelände. Schritt für Schritt können sich die Besucherinnen und Besucher dort ein Bild machen vom Leben und Arbeiten der Holzknechte, die über Jahrhunderte das Chiemgau geprägt und die Salinen in der Umgegend mit Holz versorgt haben. Unerlässlich war dabei der Schlitten, mit dem die Holzknechte im Winter ihre schwere Last zu Tal brachten. Ein gefährliches Unternehmen, das manche sogar mit dem Tod bezahlten. Davon zeugen Marterl, die in den Bergen rund um Ruhpolding und darüber hinaus zu finden sind.

Nun hat das Museum, an dem der Bezirk Oberbayern über einen Zweckverband beteiligt ist, selbst einen neuen Weg eingeschlagen und eine große Umgestaltung vorgenommen. Ziel der Aktion war das Museumsgebäude, in dem eine Dauerausstellung zum Thema Holzknechte untergebracht ist. Seit langem war klar, dass sich dort etwas ändern musste – räumlich und inhaltlich. Vor allem beim Brandschutz und bei der Barrierefreiheit waren Nachbesserungen notwendig. So standen beispielsweise Menschen mit Behinderungen vor unüberwindlichen Hindernissen, da kein Aufzug in den ersten Stock führte. Vor allem aber brauchte die Dauerausstellung selbst eine Generalüberholung.

Dr. Ingeborg Schmid, die 2018 die Leitung des Museums übernommen hatte, sah hier die Chance für einen Neubeginn. Das Ziel: das Museum fit zu machen für die Zukunft und es „für ein heterogenes Publikum – und über Generationen hinweg – interessant zu gestalten“, wie sie selbst sagt. So sorgen jetzt „Guckstationen“ für Ausblicke in das weitläufige Gelände und beziehen es optisch und inhaltlich in die Ausstellung ein. Mit dem Leitgedanken, ein publikumsfreundliches Museum mit Zugang für alle zu schaffen, wurden ein Aufzug und Rampen eingebaut, die gehbehinderten Gästen und Personen mit Kinderwagen zugutekommen. Außerdem wurden tastbare Objekte und zahlreiche Hörstationen aufgestellt, die Sehbehinderte und Sehende gleichermaßen ansprechen. Und an den Wänden sind Informationen in verständlicher Sprache angebracht – in Deutsch und Englisch –, ergänzt durch erklärende Illustrationen.

Auch inhaltlich wurde die Dauerausstellung komplett erneuert. Dafür sichteten Ingeborg Schmid und ihre Mitarbeitenden das umfangreiche Bild- und Tonarchiv des Holzknechtmuseums und erfassten es zum Teil digital. Außerdem startete die Museumsleiterin einen Aufruf an die Bevölkerung, originale Alltagsgegenstände zur Verfügung zu stellen – was auf große Resonanz stieß. Herausgekommen sind spannende Objekte samt dazugehörigen Geschichten, die einen Eindruck vom harten Leben der Holzknechte und ihrer Familien geben. So zum Beispiel im neuen Bereich „Frauen der Holzknechte – zwischen Selbstständigkeit und Abhängigkeit“, in dem Ruhpoldinger Frauen an Hörstationen von ihren Lebensgeschichten erzählen. „Für mich eine besondere Ehre“, wie Schmid hervorhebt.

Die Schätze, die sie und ihr Team in mühevoller Kleinarbeit gehoben und aufbereitet haben, kann man nun im rundum erneuerten Museumsgebäude bewundern. Um sie zu entdecken, dürfte mancher auch einen weiten Weg auf sich nehmen.