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Der heilige Christophorus und der Bezirk Oberbayern

Am Haupteingang der Bezirksverwaltung an der Münchner Prinzregtentenstraße steht eine überlebensgroße Bronze-Plastik des heiligen Christophorus. Auf ihrem Sockel ist sie weithin sichtbar. Wer war dieser Heilige? Warum steht er dort? Und was hat er mit dem Bezirk Oberbayern zu tun? Wir haben die Antworten.

Von der Skulptur sind Kopf und Oberkörper zu sehen. Im Hintergrund die Fassade des Verwaltungsgebäudes mit dem Schriftzug "Berzirk Oberbayern".
Foto: Claas Gieselmann © Bezirk Oberbayern

Der Heilige Christophorus

Der Heilige Christophorus gehört noch heute zu den populärsten Heiligen – allein schon, weil er seit dem 20. Jahrhundert auch der Schutzpatron der Autofahrerinnen und Autofahrer ist. Sein Bildnis baumelt in Plakettenform an so manchem Schlüsselanhänger. Sein Name kommt aus dem Altgriechischen und bedeutet wörtlich übersetzt „Christusträger“. Daher wird er meist mit dem Christuskind im Arm oder auf den Schultern dargestellt.

Legende vom Riesen Christophorus

Miniatur-Plastik des Christophorus mit Jesuskind auf der Schulter aus Bronze
© Bezirk Oberbayern

Die Legende vom Riesen Christophorus tauchte schon im 5. Jahrhundert auf. Sie wurde im Laufe der Jahrhunderte um eine Märtyrergeschichte erweitert. Die mittelalterliche „Legenda Aurea“ erzählt, dass sich Christophorus an einem Fluss niederließ, um dank seiner enormen Größe von 12 Ellen Reisende durch die Fluten zu tragen. Eines Nachts machte er sich mit einem Kind auf seinen Schultern auf den Weg durch den Strom. Das Kind wurde schwerer und schwerer und drückte ihn schließlich unter Wasser. Am anderen Ufer offenbarte das Kind seine wahre Identität: „Du hast nicht allein alle Welt auf deinen Schultern getragen, sondern den, der die Welt erschaffen hat", sprach es. Als Beweis ließ es Blüten aus dem Stab des Riesen treiben. Nach dieser Begegnung missionierte Christophorus und wurde deswegen von König Dagnus gemartert und schließlich enthauptet.

Bewahrer vor dem plötzlichen Tod

Im 15. Jahrhundert wurde Christophorus in die Reihe der „Vierzehn Nothelfer“ aufgenommen. Doch bereits im 12. Jahrhundert galt Christophorus als Bewahrer vor dem plötzlichen Tod. Der Glaube besagt: Wer das Bildnis des Christophorus sieht, ist für diesen Tag vor tödlichen Gefahren geschützt. Das erklärt, warum übergroße und gut sichtbare Darstellungen oft an öffentlichen Plätzen, stark frequentierten Wegen und an den Außenmauern von Kirchen angebracht wurden.

Künstler Josef Henselmann

Die plastische Darstellung des Christophorus mit dem Christuskind auf der Schulter beschäftigte den Künstler Josef Henselmann nicht nur einmal. Neben der monumentalen Figur des Heiligen, die den Haupteingang des Bezirks Oberbayern flankiert, schuf er eine weitere Bronzeplastik. Diese wurde erst 13 Jahre nach Henselmanns Tod an der Donaubrücke seines Geburtsortes Laiz bei Sigmaringen aufgestellt.

Die Bronzeplastik an der Prinzregentenstraße

Christophorus-Plastik auf einem Sockel mit drei Fahnenmasten im Hinterund
Foto: Peter Bechmann © Bezirk Oberbayern

Die Bronzeplastik am Haupteingang der Bezirksverwaltung ist 2,60 Meter groß. Der Christophorus hat sein rechtes Bein angewinkelt und den Fuß auf einen Felsblock gestellt. Über einem kurzen Untergewand trägt er einen Umhang, der seine Brust bedeckt. Dessen Enden fallen über beide Schultern nach hinten. In seiner Rechten hält er einen langen Stab, aus dem Triebe sprießen. Es scheint, als hätte der Heilige dieses göttliche Wunder eben entdeckt. Nun blickt er, den Kopf leicht nach rechts ins Profil gedreht, Richtung Himmel. Auf seiner linken Schulter steht – frontal zu den betrachtenden Personen ausgerichtet – das Christuskind mit ausgebreiteten Armen. Seine Linke hat Christophorus so angewinkelt, dass das Kind von Kopf, Schulter und Arm eingerahmt ist. Dabei scheint er die linke Hand des Christuskindes zu berühren, was die beschützende Geste verstärkt.

Jugendlicher Typus des Christophorus

Josef Henselmann schuf die Plastik 1971 im Auftrag der D.A.S. Versicherung. Diese hatte damals in der Prinzregentenstraße 14 ihren Sitz. Drei namhafte Bildhauer hatten Entwürfe eingereicht. Henselmanns Christophorus überzeugte die Jury. Der Künstler hatte – entgegen der traditionellen Darstellung des Heiligen als bärtiger, alter Mann – einen jugendlichen Typus gewählt. Ist im Bronzemodell noch ein Kinnbart zu erkennen, fehlt dieser in der endgültigen Ausführung.

Nothelfer und Beschützer

Von der in der Legende beschriebenen drückenden Last scheint dieser Christophorus nichts zu spüren. Leicht trägt er das Kind – und damit „mehr als die Welt“, wie es in der Legende heißt. Sein Standort an einer Hauptverkehrsader der Stadt München passt zu seiner Funktion als Patron der Reisenden und Autofahrenden. Als Nothelfer und Beschützer schlägt er eine Brücke zu den Aufgaben des Bezirks Oberbayern in den Bereichen Soziales und Gesundheit.

Der Künstler Josef Henselmann

Schwarz-weiß-Halbportrait von Josef Henselmann im Halbprofil, sitzend
© Münchner Stadtmuseum

Der Künstler Josef Henselmann wurde 1898 in Laiz geboren und verstarb 1987 in München. Henselmann absolvierte zunächst eine Holzbildhauerlehre. Nach dem Ersten Weltkrieg studierte er bei Karl Killer sowie bei Balthasar Schmitt und Hermann Hahn in München. Er wurde mehrfach ausgezeichnet: 1925 mit dem Großen Preußischen Staatspreis und 1930 mit dem Villa-Romana-Preis. 1932 wurde er an die Akademie der Bildenden Künste berufen. Als deren Präsident (1948 bis 1957 und 1963 bis 1968) war er nach dem Zweiten Weltkrieg maßgeblich an deren Wiederaufbau beteiligt. Zu seinen bedeutendsten Werken zählen der Hochaltar und der Volksaltar im Passauer Dom, eine mehrfigurige Kreuzigungsgruppe im Augsburger Dom sowie das Chorbogenkruzifix in der Münchner Frauenkirche. Daneben schuf der Bildhauer zahlreiche Werke für den öffentlichen Raum wie zum Beispiel den Moses-, den St. Benno- und den Rindermarktbrunnen in München – und eben den Christophorus des Bezirks Oberbayern.