„Botschafter für Toleranz und Inklusion“
München, den Datum: 21.11.2022Alpen.Leben.Menschen: Mit diesem Projekt haben der Malteser Hilfsdienst und der Deutsche Alpenverein den Inklusionspreis 2022 des Bezirks Oberbayern gewonnen. Die beiden Organisationen bieten gemeinsame Ausflüge und Wandertouren für Menschen mit und ohne Behinderungen an. Im Gespräch berichten die Initiatoren Erik Waalkes (Malteser Hilfsdienst) und Stefan Winter (Deutscher Alpenverein) sowie Birgit Winter (Projektleitung A.L.M.) über die inklusive Freizeitgestaltung.
Wie kam es zu dem Projekt Alpen.Leben.Menschen?
Erik Waalkes Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) organisierte Anfang 2016 einen Workshop in Berlin zum Thema Integration und Umweltbildung. Dazu lud sie Sozial- und Umweltverbände sowie Hilfsorganisationen ein. Hier nahmen jeweils eine Vertretung der Malteser und des Deutschen Alpenvereins teil. Glücklicherweise haben sich beide im Workshop austauschen können. Hieraus erwuchs in kürzester Zeit die Idee A.L.M. zu gründen, da sich die bestehenden Strukturen der Malteser und des DAV im Alpenraum sehr gut ergänzt haben. Zudem brachte jede Seite genau das ein, was die jeweils andere noch benötigte.
Seit wann veranstalten Sie inklusive Ausflüge und Unternehmungen?
Erik Waalkes Die erste Projektphase von A.L.M. startete bereits 2016 mit den ersten Integrationstouren. 2019 fanden dann die ersten Inklusionstouren statt.
Malteser Hilfsdienst und der Deutsche Alpenverein – eine ungewöhnliche Kooperation?
Stefan Winter Aber ja, zunächst mussten sich die beiden Verbände kennenlernen, denn sie kommen ja aus unterschiedlichen Bereichen, der Wohlfahrt und dem Sport, mit unterschiedlichen Ideen, Idealen und Handlungsfeldern. Die gemeinsame Überzeugung, Teilhabe von Menschen mit Behinderung in der Gesellschaft voranzubringen, hat uns dann zusammengeschweißt, und die konkrete Arbeit begann. Jeder brachte sein Wissen, Können und Engagement ein – bis heute! Eine ideale Symbiose von Sport und sozialem Handeln für ein inklusives Miteinander mit Aktivitäten in der Natur, am Berg und in der Kletterhalle, die allen gefallen.
Wie viele Menschen engagieren sich in dem Projekt?
Birgit Winter Von 2019 bis März 2022 konnten wir trotz Corona über 1 000 Teilnehmende auf unseren Touren begrüßen, davon 149 Menschen mit Behinderungen. Heuer haben wir von April bis Oktober insgesamt 46 Aktionen angeboten, davon 13 inklusive Ausflüge. Wir erreichten damit 665 Teilnehmende, davon 92 mit Behinderungen. Wir versuchen Mitwirkenden, die oft mit dabei sind, auch Verantwortungsbereiche zu übergeben im Sinne der Teilhabe.
Was sind die Ziele des Projekts?
Birgit Winter Unser Ziel ist es, viele unterschiedliche Menschen zusammenzubringen. A.L.M. lädt auch gezielt Menschen, die geflüchtet sind, zu den Ausflügen ein. Die Gruppen auf den Touren sind also immer bunt gemischt. In der Natur und beim gemeinsamen Wandern gibt es so viele Gelegenheiten, miteinander zu sprechen und sich kennen zu lernen. Es gibt Möglichkeiten einander zu helfen und Unsicherheiten im Umgang miteinander abzubauen. So entstehen ein Miteinander und ein Verständnis füreinander. Unsere Teilnehmenden sind Botschafter für Toleranz und Inklusion.
Welche Veranstaltungen bieten Sie an?
Birgit Winter Unser Angebot reicht von Wandertouren und Ausflügen in Natur und Berge, über Bouldern und Klettern bis hin zu Esel- und Lama-Wanderung. Außerdem veranstaltet A.L.M. in Kooperation mit anderen Organisationen Social Days, an denen Menschen mit körperlicher Behinderung teilnehmen können und betreut werden. Ein Naturaktionstag fand auch statt, an dem Jugendliche mit Behinderungen Bäume pflanzen durften. Wir versuchen Aktivitäten mit unterschiedlichen Schwierigkeiten anzubieten, so dass für alle das Richtige dabei ist.
Was sind die Herausforderungen bei der Organisation der inklusiven Ausflüge?
Birgit Winter Das Können und die Fähigkeiten von Menschen mit und ohne Behinderungen sind sehr unterschiedlich. Daher ist es herausfordernd, Touren zu planen, die allen Bedürfnissen weitgehend gerecht werden. Komplett barrierefreie Ausflüge sind sehr aufwändig. Zudem muss gewährleistet werden, dass Teilnehmende mit Behinderungen, wenn notwendig, auf den Ausflügen betreut werden und die Hin- und Rückfahrt zum Bahnhof organisiert wird.
Was bedeutet Inklusion für Sie?
Birgit Winter Unter Inklusion verstehen wir das Einbinden von Menschen mit Behinderungen in reguläre Angebote. Inzwischen melden sich viele selbstständig für die A.L.M.-Touren an. Das ist ein Erfolg.
Wie werden Sie das Preisgeld verwenden?
Birgit Winter Das Preisgeld gibt uns die Möglichkeit, den Bereich der Inklusion weiterzuentwickeln und auszubauen. So können wir auch daran arbeiten, einen größeren Ehrenamtspool aufzubauen für die Begleitung von Teilnehmenden bei einer Tour.