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PresseeinladungZehn Jahre „Kunsthirte“

Im Gespräch: Schafhof-Leiter Eike Berg zieht Bilanz

Montag, 28.11.2022, 11:24 Uhr

Seit November 2012 leitet Eike Berg den Schafhof – Europäisches Künstlerhaus Oberbayern. Im Gespräch berichtet er von einem Jahrzehnt voller Herausforderungen, Chancen und Veränderungen in der Kulturszene.

Der Name „Schafhof“ deutet auf die historischen Anfänge des Gebäudes hin. Das Motiv der Schafe wird am Ort von den Kunstschaffenden immer wieder spielerisch aufgenommen und ist vielen Besucherinnen und Besuchern präsent. Fühlen Sie sich ein wenig als „Schäfer“?
Eike Berg (lacht) Nein – aber irgendwie passt das Motiv des Sich-Kümmerns, das in dem Bild des Schäfers steckt, sehr gut zur Leitung unseres Kunsthauses: Viele der Kunststipendiatinnen und -stipendiaten und Kunstschaffenden, die zu uns kommen, brauchen ‚Hege und Pflege‘. Vielleicht passt ‚Kunsthirte‘ besser als ‚Schäfer‘.

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Wie war vor zehn Jahren Ihr Start?
Eike Berg Das war schon ein wenig ein Sprung ins kalte Wasser. Die ersten Wochen habe ich erst einmal einen Internetauftritt auf Deutsch und Englisch erstellt, damit ich möglichen Partnerinnen und Partnern überhaupt zeigen konnte, was wir anbieten. Das war eine Herausforderung. Danach ging es mit dem Jahresprogramm sehr schnell.

Was war Ihnen damals wichtig?
Ich wollte aus dem Schafhof einen Ort der Begegnung machen, an dem es immer etwas zu entdecken gibt. Wichtig war mir von Anfang an, auch die Kunstvermittlung aufzubauen: Kunstschaffende jeden Alters sollen einen Zugang zur Kunst bekommen. Zusammen mit Partnerinnen und Partnern haben wir Kurse aufgebaut. Ich bin sehr froh, dass mir der Bezirk den Rücken freigehalten und diese Linie voll unterstützt hat, auch mit der nun vollzogenen Änderung des Nutzungskonzeptes.

Worum ging es dabei?
Bei der Neuausrichtung stand die konzeptionelle Arbeit im Mittelpunkt. Dazu gehört beispielsweise, dass es seither ein Jahresmotto gibt, zu dem alle Aktivitäten des Jahres passen. Zu den neuen Konzepten gehören aber auch Veranstaltungsreihen wie Kunstgespräche oder KUNST#TAG.

Betrafen die Änderungen auch das Austauschprogramm von europäischen Kunstschaffenden?
Ja. Wir haben die einst starren Regeln flexibler gestaltet. Außerdem sind uns Kunstschaffende jeden Alters willkommen: Unter junge Kunstschaffende verstehen wir auch Personen, die erst relativ spät im Laufe ihres Lebens künstlerisch tätig geworden sind. Wichtig ist, dass sie jung im Kopf sind.

Ein zentrales Thema ist auch die Nachhaltigkeit.
Absolut! Das betrifft mehrere Bereiche: Zum einen laden wir ehemalige Stipendiatinnen und Stipendiaten immer wieder ein, so dass auch die Besuchenden unserer Ausstellungen sehen können: Was wurde aus dieser Künstlerin oder jenem Künstler? Das betrifft aber auch unsere Partnerinnen und Partner. Früher wurde oft nur ein Jahr lang mit einer Organisation zusammengearbeitet und dann mit einer anderen. Heute realisieren wir mit einer Organisation über Jahre hinweg verschiedene Projekte. Dadurch ist es besser möglich, Netzwerke aufzubauen. Die größere Flexibilität kommt allen Beteiligten zugute.

Was ist für die Zukunft wichtig?
Nachhaltigkeit ist ein wichtiges Thema, auch in der Kunst. Energien und Ressourcen sparen – das muss noch mehr im Fokus stehen. Ich würde mir wünschen, dass wir energetisch autark werden. Das ist aber ein langer Weg, den wir Schritt für Schritt gehen wollen.

Welche Ziele haben Sie sonst noch?
Ein weiteres Thema ist, Menschen an Kunst heranzuführen, die bisher dazu wenig Berührungspunkte hatte. Mit dem aktuellen Beschluss des oberbayerischen Bezirkstags zur Weiterentwicklung der Kunstkooperationen im Schafhof ist der Weg zu dieser und anderen Zukunftsvisionen geebnet. Wir haben damit Ressourcen bekommen, mit denen wir eine breitere Kunstvermittlung anbieten und unsere internationale Zusammenarbeit ausbauen können. Und es hilft auch, dass der Schafhof als Ausflugsziel immer attraktiver wird. Ich wünsche mir dazu, dass der Schafhof durch einen Wanderweg mit der nahe gelegenen Plantage verbunden wird. Außerdem habe ich das Konzept für ein Kunstdreieck zur touristischen Einbindung des Schafhofs in der Schublade. Es gibt also viele Ideen. Die reichen locker für weitere zehn Jahre.

Was ist Ihr persönliches Fazit zu zehn Jahren Schafhof?
Für mich ist das der schönste Job der Welt! Die letzten zehn Jahre waren angefüllt mit sehr viel Arbeit, aber ich bin glücklich darüber, dass ich hier die Möglichkeit habe, immer neue Ziele zu setzen und zu erreichen und an der Weiterentwicklung teilhaben zu können.
(Interview: we)