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Valentin als leidenschaftlicher Sammler

Ausstellung in Benediktbeuern zeigt "Münchner Originale"


Bei Karl Valentin denken die meisten wohl nur an den äußerst populären Komiker und Volkssänger. Er war aber auch ein leidenschaftlicher Sammler von Erinnerungen an das „alte München“ des 18. und vor allem 19. Jahrhunderts.


Ein historisches handcoloriertes Foto mit einem Mann im Clownskostüm
© Stadtarchiv München

Sein Interesse galt dabei vor allem den „Münchner Originalen“. Mit diesen besonderen Menschen beschäftigt sich die gleichnamige Ausstellung in Benediktbeuern. Sie beginnt am 27. Oktober und zeigt erstmals auch Abbildungen, die erst jetzt im Stadtarchiv München entdeckt wurden.

Mit den aufgefundenen Glasdiapositiven hielt Karl Valentin unter dem Titel „Bilder berühmter Persönlichkeiten“ Vorträge in Münchner Wirtshäusern. Zu diesem Zweck wurden sie eigenhändig von ihm koloriert und zum Teil retuschiert. Die Ausstellung in der Fachberatung Heimatpflege gibt einen Einblick in Valentins Sammeltätigkeit und zeigt Lebenswege von „Originalen“, die München zu Lebzeiten nachhaltig geprägt haben, heute jedoch kaum mehr bekannt sind.

Ihr Wirken spielte nicht nur für die Großstadt München eine entscheidende Rolle. Theaterleiter Johann Schweiger, Schauspieler Konrad Dreher, die beiden Volkssänger Karl Maxstadt und Anderl Welsch, Mundartdichter Josef Georg Mitterer oder Militärmusiker Jakob Peuppus haben um die Jahrhundertwende ein Bayernbild geschaffen, das in die Welt hinausgetragen wurde und das noch heute Bestand hat. Viele Klischees haben ihren Ursprung in dieser Zeit.

Eine Übersichtstafel zeigt mit 112 Fotografien Valentins komplettes „Persönlichkeitenkabinett“. Genauer unter die Lupe genommen werden davon 15 Personengruppen – darunter Hausierer, Schausteller, Weltverbesserer, Kellnerinnen, und Schreiberlinge. Bilder von „Zwergen“, Gummihautmenschen oder bärenstarken Wirten zeigen zudem Valentins Neigung zu allem, was sich der Norm entzieht. Die Lebensgeschichten der „Münchner Originale“ spiegeln auch das soziale Bild einer Zeit wider, die zwar als florierende Gründerjahre in die Geschichte eingegangen sind, in der sich aber die Menschen ihr Brot hart verdienen mussten. So entsteht auf Grundlage der Sammlung Karl Valentins das Panorama einer Zeit, die man nur bedingt als die „gute alte“ bezeichnen kann.

Valentin war es ein großes Anliegen, diese verlorene oder bedrohte Alltagskultur für die Nachwelt zu erhalten. Der 1948 in Planegg verstorbene Künstler sammelte deshalb Fotografien, Zeichnungen, Plakate, Dias, Zeitungsausschnitte und Ansichtskarten, die neben den „Originalen“ auch Ansichten von Häusern, Straßen und Plätzen in München zeigen.

Die von Dietlind Pedarnig kuratierte Ausstellung ist vom 27. Oktober bis 8. Dezember in der Fachberatung Heimatpflege des Bezirks Oberbayern im Maierhof des Klosters Benediktbeuern, Michael-Ötschmann-Weg 4, zu sehen. Geöffnet So 11-17 Uhr, Di und Sa 13-17 Uhr. Die Räume sind barrierefrei erreichbar, der Eintritt ist frei. In der Ausstellung kann das im Allitera Verlag veröffentlichte Buch „Münchner Originale. Fotografien aus der Sammlung Karl Valentin im Stadtarchiv München“ mit Texten von Karl Stankiewitz erworben werden.

07.10.2019