Inhalt

Spezialfenster für historische Gebäude

Kooperation zwischen der Meisterschule in Garmisch-Partenkirchen und der Glentleiten


Kann man Fenster in denkmalgeschützten Bauernhäusern so umbauen, dass sie auch heutigen Ansprüchen genügen? Diese Frage stellte sich eine Klasse der Meisterschule für Schreiner an den Schulen für Holz und Gestaltung in Garmisch-Partenkirchen. Ein Projekt im Freilichtmuseum Glentleiten sollte die Antwort geben.

Ein Experiment mit ungewissem Ausgang – denn niemand konnte vorher sagen, ob der Versuch gelingen würde. Ausgewählt wurden drei Bauernhäuser aus dem 18. Jahrhundert, die zum Teil später umgebaut beziehungsweise modernisiert worden waren: der „Mesnerhof“ aus Siegertsbrunn bei München, das „Weißenbachgütl“ aus Rottau (Landkreis Traunstein) und das Haus „Fischerweber“ aus Rottach-Egern (Landkreis Miesbach).

Zwei junge Männer arbeiten an einem Fenster
© Schulen für Holz und Gestaltung

Unter der Leitung der Fachlehrer Martin Königsdorfer und Stefan Schlaug machten sich die 18 Schüler an die Arbeit. Sie nahmen Maß, erstellten Skizzen und bestimm-ten die benötigten Materialien. Damit die nachgebauten Fenster bis ins Detail dem Original gleichen, kamen Beschläge von einem spezialisierten Zulieferer zum Einsatz, für die originalgetreue Bemalung der Fenster wurde eine Malerfirma engagiert.

Dann allerdings wartete die eigentliche Herausforderung: Aus den Einfachfenstern sollten moderne Kastenfenster werden, die heutigen Anforderungen entsprechen. Die Meisterschüler entwickelten dafür ein „Futter“, in dem das zusätzliche Innenfenster befestigt wurde. Einscheiben-Isolierglas und spezielle Fensterdichtungen ergänzten die Konstruktion. Ziel war dabei, die neuen Bauteile kenntlich zu machen und zugleich eine Harmonie zwischen Alt und Neu herzustellen.

Und nun wurde es spannend: Ein Münchner Ingenieurbüro unterzog eines der Fenster des Fischerweber-Hofes einer bauphysikalischen Bewertung. Dabei wurde das Original-Fenster mit dem umgebauten Exemplar verglichen. Das Ergebnis begeisterte Schüler und Lehrer. Durch den Umbau zum Kastenfenster verbesserten sich die Werte nicht nur deutlich, sondern erreichten sogar beinahe den heute üblichen Standard für Neubau-Fenster. Für die Klasse war damit erwiesen, dass man auch historische Gebäude zu Wohnhäusern mit modernem Komfort weiterentwickeln kann – selbst wenn Denkmalpflege-Auflagen eingehalten werden müssen.

Auch Christoph Schreyer, Leiter der Schulen für Holz und Gestaltung, zeigte sich hocherfreut über das Ergebnis des Projekts: „Das beweist, dass es durchaus möglich ist, Baudenkmäler, die maßgeblich das Bild der bayerischen Kulturlandschaft prägen, an ihrem Standort zu zeitgemäß bewohnbaren Häusern umzubauen.“