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Singen in Coronazeiten (2): Adam und Eva

München, den Datum: 16.04.2020
Heimat

Ein besinnlich-lustiges Lied aus dem Volksmusikarchiv

Nach den vielen positiven Reaktionen auf den österlichen Zwiegsang in der vorigen Woche veröffentlicht das Volksmusikarchiv des Bezirks Oberbayern nun ein zweites Volkslied zum Anhören, Mit- und Nachsingen. Dieses mal dreht sich alles um eine Geschichte aus dem alten Testament.

Unser zweites "Corona-Lied" handelt von der Erschaffung der Welt - aber die Erzählung im Buch Genesis des Alten Testaments ist nur die Grundlage von "Adam und Eva"! In besinnlich-lustiger Weise, quasi wie beim Frühschoppen nach der Sonntagsmesse, wird die Geschichte bis hin zum "Sündenfall" dargestellt. Natürlich in Mundart und mit einer bis in das frühe 19. Jahrhundert zurückreichenden Melodie in Vierzeilermanier mit Refrain. Lieder dieser Art könnte man auch als "geistliche Wirtshauslieder" bezeichnen - in Bayern liegen Kirche und Wirtshaus schließlich meist nebeneinander!

„Adam und Eva“

Audiodatei

MP3 Audio (Externer Link)

Diese Art des gesellig-lustigen Kommentars von Erzählungen aus der Bibel ist weit verbreitet und sehr beliebt. In vielen Fassungen ist die Adam-und-Eva-Geschichte im deutschsprachigen Raum überliefert. In unserem Beispiel singt es das Ehepaar Rosa und Sepp Linhuber aus Meisham bei Eggstätt, beide schon 80 Jahre alt. Rosa Linhuber hat das Lied von ihrer Tante gelernt - und mittlerweile auch an ihre Tochter "weitervererbt" -; ein typisches Beispiel, wie Volkslieder mündlich weitergegeben werden. Erstmals dokumentiert wurde es vom Volksmusikarchiv des Bezirks Oberbayern im Jahr 1981.

1. Adam und Eva

Hier steht der Liedtext in barrierefreier Fassung zur Verfügung:

Adam und Eva

1. Mir wolln enk jetz singa, a Liadl a neis,
von Adam und Eva, vom Paradeis.
Fidrallalala, fidrallalala, fidrallalalalalala!

2. Ja wia halt Gott-Vater die Welt hat daschafft,
da hat er zuerst den Adam gemacht. Fidrallalala...

3. Da hat halt Gott-Vater an Adam a Rippn aussaghaut
und hat eahm a vorwitzigs Everl draus baut. ...

4. Da sagt halt Gott-Vater: "Vo dem Baum eßts ma nix
und wenn ma was abatoats, kriagts ma wixwix!" ...

5.Da hat halt glei's Everl an Apfl abbrockt
und hat eahm a Speitl ins Maul einegschoppt. ...

6. Da kimmt halt Gott-Vater und jammert und schreit:
"Was habts denn es ogstellt, es saprischen Leut?" ...

7. Da sagt halt glei's Everl: "I hab ja nix to,
da Adam soll gscheida sei, er is da Mo!" ...

8. Da laßt halt Gott-Vater die Engl ruafn,
sie solln de Bogaschn glei aussewerfn. ...

9. "Ja schmeißt es no ausse und sperrts fleißi zua,
sonst gibt de Bogaschn draußt aa no koa Ruah!" ...

10. Und'sLiadl is gsunga und schee hat's net to.
Was geht des de lausigen Zualoser o? ...

Auch mit den Wirtshaus- und Moritatensängern des Bezirks Oberbayern hat das Ehepaar Linhuber ihr Adam-und-Eva-Lied seit den 1980er Jahren gern gesungen. Die große Moritatentafel zeigt Szenen aus dem Lied: Adam und Eva, die Schlange, den Engel - beeindruckend für Passanten und mitsingende "Stehenbleiber", wenn auf Straßen und Plätzen das Lied angestimmt wird. Es erklingt aber auch im geselligen Rahmen, wie unser Mitschnitt von einem Wirtshaussingen am 26. Juli 2007 im Museumsstüberl vom Bauernhausmuseum des Bezirks Oberbayern in Amerang zeigt. Die Aufnahme gibt es übrigens auch zu hören auf der CD "Heit gibt's a Rehragout" (VMA 2008).

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