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Gemeinsam fur die Alpenflüsse

Dialog zum Hotspot-Projekt „Alpenflusslandschaften – Vielfalt leben von Ammersee bis Zugspitze“


Bereits zum vierten Mal haben im Oktober im Zentrum für Umwelt und Kultur Benediktbeuern Fachleute von Verbänden, interessierte Laien und Politiker über die Zukunft der Alpenflüsse diskutiert. Eingeladen hat dazu der Bezirk Oberbayern, der mit einer Dialogreihe das Hotspot-Projekt begleitet.
Im Vorgergrund ein breiter Fluss, im HIntergrund eine diesige Landschaft mit Bäumen und Bergen
© Wellnhofer Designs / fotolia.com

„Alpenflüsse mit Profil“ stand als Motto über dem diesjährigen Dialog-Tag, zu dem rund 150 Teilnehmer nach Benediktbeuern gekommen waren. Der Titel klingt harmlos, doch wer sich näher mit der Materie befasst,erkennt schnell: Einfache Lösungen für die künftige Struktur der Alpenflüsse Isar, Ammer, Loisach und Lech kann es von Haus aus nicht geben. Viel zu gegensätzlich sind die Interessen, die an den Flüssen aufeinanderprallen. Und die Interessenten: Fischer,Flößer, Kajakfahrer, Kraftwerksbetreiber, Landwirte, Umweltschützer. Wenn die Flüsse überhaupt eine Chance bekommen sollen, muss man miteinander reden. Genau das ist das Ziel, das der Bezirk Oberbayern mit seiner Dialogreihe erreichen möchte.
Fünf Jahre lang begleitet er damit als Verbundpartner das vom Bundesamt für Naturschutz und vom Bayerischen Naturschutzfonds geförderte Hotspot-Projekt.
Das sind keine leichten Gespräche, und manche Konflikte lassen sich nicht auflösen – oder noch nicht.

Ein Streitpunkt, gar nicht so weit von Benediktbeuern entfernt,
ist die Stelle, wo der Lainbach in die Loisach mündet. Hier möchte das Wasserwirtschaftsamt Weilheim das Gewässer ökologisch aufwerten und den Lebensraum für die Fische verbessern. Eine bestehende Blocksteinrampe soll durch eine durchgängige raue Rampe ersetzt werden und ein „Altwasser“ als Rückzugsbereich geschaffen werden. Die erforderlichen Flächen stehen zur Verfügung, aber die Landwirte in dem Gebiet sind dagegen. Sie befürchten Schäden an den unterirdischen Drainagen, aber auch an den Wegen im Moos, über die schwere Lastwägen Material an- und abtransportieren würden. Lange und ernsthaft wurde in der „Loisach-Themeninsel“ darüber diskutiert. Auch wenn es noch keine Lösung gibt: Dass die richtigen Personen miteinander im Gespräch sind, ist schon viel wert.

Auch die vorgestellten Erfolgsprojekte sind nicht von heute auf morgen entstanden, wie beispielsweise an der Isar bei Wackersberg-Bibermühle. Hier wurde das Ufer von der Verbauung befreit und renaturiert. Jetzt können dort wieder Fische laichen. Möglich wurde dies, weil der Fernradweg München-Venedig ins Hinterland verlegt werden konnte. Gespräche hatten die Interessen von Freizeitnutzung und Naturschutz in Einklang gebracht.

Das war auch an der Ammer der Fall, wo gemeinsam mit dem Kajakverband die Spielregeln für ihre Befahrung entwickelt wurden. Was zum Gelingen eines Projekts beitragen kann, wurde Claus Kumutat, Präsident des Bayerischen Landesamts für Umwelt, von Teilnehmern gefragt. Am ehesten führe zum Erfolg, Projekte vor der Planung gemeinsam zu entwickeln, statt fertige Projekte gegenüber anderen durchsetzen, so der Experte. Zielkonflikte gäbe es immer wieder, oft müsse man abwägen, was den Menschen am meisten nütze. So sei der Bau des Sylvensteinspeichers in den 1950er Jahren auch aus heutiger Sicht die richtige Entscheidung gewesen, auch wenn damals massiv in die Natur eingegriffen wurde. Denn der Speicher diene dem Hochwasserschutz und versorge bei Trockenheit die Isar mit Wasser, wovon Flora und Fauna profitierten.

Dass auch viel Hintergrundwissen nötig ist, um den Zustand der Flüsse richtig zu beurteilen, wurde in einem Vortrag über Artenschutz und Artenvielfalt deutlich. Dr. Bernhard Gum, stellvertretender Leiter der Fachberatung für Fischerei des Bezirks, berichtete darin über die Fische in Ammer und oberer Isar. Nach der EU Wasserrahmen-Richtlinie erhalten Gewässer v.a. dann eine gute Note, wenn die Artenvielfalt der jeweiligen Gewässerregion vorhanden ist. Das sei zwar oft der Fall, doch viele der genannten Arten wiesen nur noch einen sehr geringen Bestand auf. Je nach Art und Standort müsse dafür die Ursache herausgefunden werden. Bei der Äsche an der Ammer seien beispielsweise seit 20 Jahren Kormoran und Gänsesäger für die geringe Anzahl verantwortlich. An der oberen Isar sieht Gum das Ableiten von Wasser für das Walchenseekraftwerk als problematisch an. Bei Hochwasser gelange bei Krün viel Kies ins Flussbett. Werde dann Wasser entnommen, lägen die Fische „auf dem Trockenen“. Hier sei ein Kiesmanagement notwendig. Doch auch dafür wird es eine Lösung geben, hoffen die Teilnehmer des Alpenflüsse-Dialogs. Einen ausführlichen Bericht über die Veranstaltung gibt es ab Dezember unter www.bezirk-oberbayern.de/Dialog4.