Denk mal an
München, den Datum: 30.04.2025Bezirk Oberbayern macht sich stark für alte Gemäuer
Wer durch Oberbayern fährt, kommt an Baudenkmälern nicht vorbei. Viele von ihnen werden mit Geld vom Bezirk Oberbayern erhalten. 2,5 Millionen Euro gibt der Bezirk jährlich dafür aus – mit je einer Ausschüttung im Frühjahr und einer im Herbst. Stephan Holeczek – seit vielen Jahren für die Administration der Denkmalpflegeförderung zuständig – verrät im Interview, wieviel Geld man bekommt, wie ein Antrag auszufüllen ist und welche Denkmäler besonders spannend sind.
Herr Holeczek, wie viele Antragstellende in Oberbayern haben Anfang Mai einen positiven Bescheid im Briefkasten?
Stephan Holeczek: Dieses Mal waren es 112. Durchschnittlich sind es rund 230 Zuwendungen pro Jahr.
Wer stellt einen Förderantrag beim Bezirk?
Das sind private Denkmaleigentümer, aber auch Kommunen und Kirchenstiftungen.
Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein?
Die Immobilie muss in der Denkmalliste des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege (BLfD) eingetragen sein. Auskunft gibt beispielsweise der Bayerische Denkmal-Atlas im Internet. Und die Maßnahme muss denkmalpflegerisch begleitet werden von der zuständigen Unteren Denkmalschutzbehörde, die sitzt meist im entsprechenden Landratsamt, und auch vom BLfD als oberster Fachbehörde.
Und wie läuft das ab?
Der Antragsteller bzw. die Antragstellerin füllt den Förderantrag des Bezirks Oberbayern aus und gibt diesen bei seiner Kommune ab. Dann geht der Antrag seinen Weg durch die Fachbehörden und kommt mit einer abschließenden Stellungnahme des BLfD an den Bezirk.
Wovon hängt die Höhe der Förderung ab?
Gefördert werden nie die Gesamtkosten, sondern immer nur der sogenannte denkmalpflegerische Mehraufwand – beispielsweise die Mehrausgaben für spezielle Fenster, wenn diese bestimmten Vorgaben entsprechen müssen. Von diesem Mehraufwand fördern wir zehn bis 20 Prozent pro Maßnahme. 50.000 Euro ist die Maximalsumme für einen Zuschuss. Also wenn der Mehraufwand 500.000 Euro oder mehr beträgt, ist diese Obergrenze erreicht.
Ergibt es Sinn, so viel Geld aufzuwenden, um Altes zu bewahren?
Es ist vor allem für Privatleute oft viel Idealismus dabei, ein Denkmal zu erhalten. Es geht aber nicht nur um das Erhalten an sich, sondern um neue, sinnvolle Nutzungen. Die Bausubstanz ist ja schon da und oft sehr gut und wird im Sinne der Nachhaltigkeit eben anders genutzt. So kann neuer Wohnraum geschaffen werden, wo früher Kuhställe waren. Kommunen können mit vorhandenen Gemäuern Kulturräume oder andere Orte der Begegnung schaffen. Da gibt es viele gute Beispiele – vom Kindergarten bis zum Bürgerhaus.
Wenn man sich die Förderliste ansieht, sind da schon sehr viele Kirchen dabei.
Das stimmt. In vielen Städten und Gemeinden gehören Kirchen oder auch Kapellen zu den sehenswerten, erhaltenswerten und ortsprägenden Objekten. Das Geld vom Bezirk kommt dabei zuerst den Kirchengemeinden vor Ort zugute. Beantragt wird es meist über eine örtliche Kirchenstiftung. Neben den Kirchen haben wir immer eine Vielzahl an anderen spannenden Objekten auf der Förderliste.
Was war denn bei der Vergabe im Frühjahr besonders spannend?
Zum Beispiel ein Jugendstil-Wasserwerk in Erpfting, das ist ein Ortsteil von Landsberg a. Lech. Oder das monumentale Figurenfeld im Hessental bei Eichstätt, ein Mahnmal gegen Krieg und Gewalt. Das fördern wir seit vielen Jahren. Es werden immer weitere Figuren restauriert. Oder die barocke Allerheiligenkapelle in Reichersdorf, einem Ortsteil von Irschenberg.
Was ist das Besondere daran?
Die Kapelle hat einen eher ungewöhnlichen, ovalen Grundriss. Und sie steht über einem sogenannten Erdstall – einem mittelalterlichen von Menschenhand geschaffenem Gangsystem, das mysteriös ist. Zu den Erdställen im Alpenvorland wird geforscht, aber es ist bis heute nicht abschließend geklärt, wozu die unterirdischen Gänge dienten. Eventuell waren es Stellvertretergräber für die Seelen Verstorbener, die beim Verlassen von anderen Siedlungsorten zurückgelassen werden mussten oder Orte für reinigende Rituale.
Das ist wirklich spannend und weckt Neugier auf die Vergabe im Herbst.
Bei mir auch (lacht). Der Kulturausschuss im Oktober beschließt, welche Baudenkmäler gefördert werden. Dann gibt es wieder Post vom Bezirk.
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Mitarbeiter des Bezirks Stephan Holeczek
Foto: Peter Bechmann
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