Beton-Honig führt zu Varroa-Frust
München, den Datum: 02.08.2024Imkereifachberatung über die Probleme der Imkerschaft
Der Honig muss raus. Allerdings nicht via Schlussverkauf im Supermarkt, sondern aus den Bienenwaben. Denn das Honigjahr neigt sich dem Ende zu und die Imkerinnen und Imker müssen mit der Behandlung gegen die Varroamilbe im Bienenstock beginnen.
Doch eine bestimmte Art von Waldhonig macht dem wichtigen Vorhaben einen Strich durch die Rechnung.
Der Druck auf die Bienen ist groß, Imkereifachberater des Bezirks Oberbayern Dr. Hannes Beims befürchtet herbe Völkerverluste für den kommenden Winter.
Aus gesammeltem Honigtau wird Beton-Honig
Die Bienen sammeln heuer so viel Honigtau aus den Wäldern wie kaum je zuvor. Da der milde Winter und das milde Frühjahr die Vermehrung von Honigtauerzeugern – also Rindenläusen – begünstigten, finden und sammeln die Bienen vor allem an Fichtenbäumen riesige Mengen an Honigtau. Dieser Honig – auch Melezitosehonig genannt – enthält den Dreifachzucker Melezitose, der sehr schnell kristallisiert und bereits innerhalb weniger Tage in der Wabe verhärten kann. So ist er auch unter dem Begriff „Beton-Honig“ bekannt.
Das schlägt sich am Gewicht des Bienenvolks nieder: Flächendeckend in Oberbayern nahmen die Bienenvölker zwei bis sechs Kilogramm pro Tag zu, sagt Beims. Von ganzen elf Kilo habe ihm sogar ein Imker berichtet, sagt Marinus Gaßner, Mitarbeiter der Fachberatung für Imkerei des Bezirks in Seeon.
Was können die Imker und Imkerinnen bei Melezitosehonig tun?
Ein Anzeichen für Melezitosehonig und leider auch eine schlechte Nachricht für die bayerische Imkerei. Denn ist der Honig bereits verhärtet – optisch ist dieser an seiner weißen Farbe erkennbar – ist das Schleudern nahezu unmöglich.
Die Zeit drängt aber, die Bienen müssen gegen die Varroamilbe behandelt werden. Auch ihr kamen die warmen Frühjahrsmonate zugute: Sie verschafften ihr mehr Zeit, sich zu vermehren.
(Weiterführende Infos finden Sie hier: Weniger Honig durch den Klimawandel?)
Behandeln dürfen die Imkerinnen und Imker aber erst, wenn sich kein Honig mehr in den Waben befindet. Denn es gilt, Arzneimittel-Rückstände zu vermeiden. Behelfen können sie sich zum Beispiel, indem sie die Waben in Wasser einlegen und so den Honig lösen, sagt Beims. Auf diese Weise wird er zumindest anteilig geerntet und könnte noch zu Met verarbeitet werden.
Eine andere Maßnahme zum Lösen des Honigs stellt das Umtragen innerhalb des Bienenvolkes dar: Hier werden die Waben mit etwas Wasser besprüht und danach im Bienenstock an für die Nutztiere ungünstige Stellen versetzt – beispielsweise direkt über den Boden, unter das Brutnest. Somit wäre der Honig nah am Flugloch, was den Bienen missfällt. Aus Schutz vor Feinden würden sie ihn deshalb an eine andere Stelle tragen, was viel Zeit in Anspruch nehmen kann. Werden die Bienen jedoch erst spät oder gar nicht gegen die Varroamilbe behandelt, müsse mit erhöhten Verlusten der Bienenvölker gerechnet werden, sagt Beims.
Die Waldtrachtbeobachter Süd kommen zu Hilfe
Um künftig bessere Prognosen zur Erwartbarkeit von Melezitosehonig machen zu können, kooperiert die Fachberatung für Imkerei mit den Waldtrachtbeobachtern Süd e. V. Dabei handelt es sich um einen Zusammenschluss von Imkerinnen und Imkern aus Baden-Württemberg und Bayern, die Daten zur Waldtracht sammeln und weitergeben. Das geschieht beispielsweise mittels Bienenstockwaagen, die das Gewicht der Völker messen oder auch ganz aktiv, indem die Mitglieder im Wald auf Rindenlaus-Suche gehen und Eier zählen.
In Oberbayern sei das Waldtracht-Netzwerk leider noch nicht so ausgeprägt, bedauert Gaßner. Doch je mehr Imkerinnen und Imker teilnehmen, desto verlässlicher und genauer die Daten.
Imkerinnen und Imker, die eine Bienenstockwaage besitzen und ihren Beitrag leisten möchten, können Mitglied werden:
Waldtrachtbeobachter Süd e.V. - Ganzjährige Beobachtung der Honigtauerzeuger (waldtrachtbeobachter-sued.de)