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„Meine Ausbilder sind stolz auf mich“

München, den Datum: 26.03.2024

Alanay Gel ist erste Landesschülersprecherin aus dem BBW München

Alanay Gel ist Azubi am BBW München, wo sie im 2. Lehrjahr die Ausbildung zur Schreinerin durchläuft. Seit November vergangenen Jahres ist sie außerdem als Landesschülersprecherin für die Förderschulen in Bayern zuständig. Im Interview mit Dominik Schenk erzählt sie, wie es dazu kam, was sie vorhat und wie sie ihre Ausbildung und das Amt unter einen Hut bekommt.

Junge Frau mit roter Jacke, Mütze und Brille unterhält sich mit Gebärden mit einer Frau in Strickpullover und Brille
Alanay Gel (links) im Gespräch mit Gebärdensprachdolmetscherin Bahar Gschnaidtner (© BBW München)

Alanay, du wurdest letzten November zur Landesschülersprecherin gewählt. Wie kam es dazu?
Alanay Gel:Anfang des Schuljahres wurde ich zur Schülersprecherin an der Berufsschule am BBW gewählt. Danach kam unser Ver­trauenslehrer zu mir und hat mich gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, Bezirksschülersprecherin zu werden. Das klang sehr interessant, und ich habe mich entschieden zu kandidieren. Bei der Versammlung war ich dann überrascht, dass sehr viele junge Leute dort waren. Ich war die einzige Erwachsene. Und dann wurde ich tatsächlich gewählt. Ein paar Tage nach der Wahl habe ich eine Mail vom Vertrauenslehrer für die bayernweite Schülervertretung bekommen. Er fragte mich, ob ich Lust hätte, Landesschülersprecherin zu werden. Ich habe mir zwar kaum Chancen ausgerechnet, aber kandidiert. Und dann wurde ich fast einstimmig gewählt!

Was hat dich gereizt, eine solche Aufgabe zu übernehmen?
Mir sind viele Themen sehr wichtig, die bisher wenig Beachtung finden: das Thema Diversity zum Beispiel, die Frage, wie wir mit queeren Menschen an unseren Schulen umgehen. Und gerade aus eigener Erfahrung weiß ich, dass an vielen Förderschulen Hilfsangebote für junge Menschen mit psychischen Problemen fehlen, was ich auch am eigenen Leib erfahren habe. Das ist schade und das muss sich ändern.

Im Dezember hattest du einen Termin bei Kultusministerin Anna Stolz. Konntest du dort deine Themen vorbringen?
Das war ein langer Termin in einer großen Runde mit Eltern und Lehrkräften. Ich habe gemerkt, dass viele wichtige Sachen angestoßen wurden, aber die Umsetzung dauert oft sehr lange. Bei dem Termin habe ich aus meiner Sicht erzählt, wie schwierig es zum Beispiel ist, immer einen Dolmetscher organisieren zu müssen. Der Austausch war sehr gut und ich freue mich, dass es bald weitere solcher Termine geben wird.

Du bist am BBW München nicht nur Schülersprecherin, sondern auch Azubi in der Schreinerei. Was sagen denn deine Ausbilder zu deinem Engagement?
Ich glaube, meine Ausbilder sind stolz auf mich. Bisher hatten wir noch nie eine Landesschülersprecherin vom BBW München – das finden auch meine Ausbilder toll. Sie sagen auch, dass ich mich auf die Ausbildung konzentrieren muss. Aber das ist für mich selbstverständlich: Die Ausbildung geht vor, ich will meine Prüfungen und dann meinen Abschluss schaffen. Beides unter einen Hut zu bekommen ist nicht leicht, aber ich schaffe das.

Kannst du dir nach diesem Start eine Zukunft in der Politik vorstellen?
Das ist schwer zu sagen. Ich denke, dass es nicht überall in der Politik so harmonisch läuft wie bei uns in der Landesschülervertretung. Und dann ist mir meine Gesundheit wichtiger, ich muss auch auf mich selbst aufpassen. Aber schauen wir mal, was in Zukunft kommt!


Landesschülerrat

Der Landesschülerrat in Bayern ist die offizielle Vertretung der Schülerinnen und Schüler aller Schularten. Er vertritt damit die Anliegen von rund 1,7 Millionen jungen Menschen und ist Ansprechstelle und Sprachrohr zwischen der bayerischen Schülerschaft und dem Kultusministerium sowie anderen Verbänden und Organisationen. Der Landeschülerrat setzt sich aus sechs Landesschülersprecherinnen und -sprechern sowie deren sechs Stellvertretungen zusammen, die den Vorstand der Landesschülerkonferenz bilden. Sie vertreten die Haupt- und Mittelschulen, Förderschulen, Realschulen, Gymnasien und beruflichen Schulen sowie die Fachober- und Berufsoberschulen in Bayern.