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Schutz für kranke Bienen

Erster Impfstoff gegen Faulbrut in den USA zugelassen


In den Medien hat die Meldung über einen ersten Impfstoff für Honigbienen gegen die Amerikanische Faulbrut – eine bakterielle Erkrankung der Bienenbrut – großen Widerhall gefunden. Was verbirgt sich dahinter, wie sind die Erfolgsaussichten, und brauchen wir diese Impfung auch in Deutschland?

Nahaufnahme (Makro) von honigschlürfenden Bienen im Bienenstock.
Blick ins Bienenvolk

Die Amerikanische Faulbrut (AFB) wird durch Bakterien hervorgerufen und ist in Deutschland als anzeigepflichtige Tier­seuche gelistet. In der Vergangenheit konnte am LAVES – Institut für Bienenkunde Celle in ein bis zwei Prozent der jährlichen Proben der Erreger der AFB nachgewiesen werden. In der Praxis jedoch sind nur wenige Imkereien betroffen. Die Verwendung des Begriffs „Impfung“ erscheint im Zusammenhang mit der Honig­biene irreführend, da die Insekten ein anderes Immunsystem als Säugetiere aufweisen. So können Bienen keine Antikörper und keine klassischen Gedächtniszellen gegen einen Erreger bilden.

Die Idee hinter dem AFB-Impfstoff besteht darin, dass die junge Bienenkönigin ein Futter erhält, in dem sich inaktivierte Faulbruterreger befinden. Dadurch findet eine Art Abwehrreaktion statt. Informationen zu diesem Erreger können auf die Nach­kommen der Königin übertragen werden. Alle bisherigen Ergebnisse basieren auf Laborversuchen. Diese haben jedoch gezeigt, dass sich rund 50 Prozent der Nachkommen „geimpfter Königinnen“ im Labor nicht mehr mit der AFB infizieren. Ob sich diese Ergebnisse auf die Praxis übertragen lassen, bleibt abzuwarten.

In der Theorie habe sich dieses Prinzip bereits durchsetzen können, wenn beispielsweise in einem an AFB erkrankten Volk eine neue Königin herangezogen wird. Diese habe nach dem Schlupf aus ihrer Zelle Futter mit dem Erreger erhalten und somit die Informationen auf ihre Töchter weitergeben können. Die Ergebnisse aus der Praxis werden also nun mit Spannung erwartet.

Im Gegensatz zu Deutschland dürfen in den USA Bienenvölker mit Antibiotika gegen die Faulbrut behandelt werden. Durch die Biologie des Erregers können diese aber lediglich den Ausbruch der Krankheit im Bienenvolk und damit die Symptome unterdrücken; wohingegen die Sporen, eine Frühform der Erreger, erhalten bleiben. Solche Völker erkranken nach Absetzen der Antibiotika wieder an der Faulbrut. Darüber hinaus können gesunde Völker weiterhin angesteckt werden und der geerntete Honig weist den Erreger auf. Somit bietet der Impfstoff trotz aller Zweifel an seiner Wirksamkeit die Chance, dass in den USA ein Umdenken im Umgang mit der AFB stattfinden könnte, der auch der heimischen Imkerei zugutekommt. (Hannes Beims/ Kerstin Schwabe)