Inhalt

In aller Bescheidenheit

30-jähriges Jubiläum des Holzknechtmuseums Ruhpolding.

Museen

Jeder feiert seinen runden Geburtstag anders: der eine mit großem Fest, der andere still und leise. Das Holzknechtmuseum Ruhpolding hat sich für die zweite Variante entschieden und begeht sein 30-jähriges Jubiläum ausschließlich mit einem attraktiven Programm.
Werbeplakate auf einer Leinwand aus Holz
© Knut Kuckel/Tirol.bayern

Tatsächlich steht gleich ein mehrfaches Jubiläum an: Nicht nur wurde das Holzknechtmuseum im Jahr 1988 eröffnet, auch das nahe gelegene Forstliche Bildungszentrum Laubau, das eng mit dem Museum verbunden ist, wurde vor 80 Jahren als Waldarbeiterschule gegründet. Im kommenden Jahr feiert dann der Holzknecht Verein Ruhpolding sein 400-jähriges Jubiläum. Er ist damit so alt wie die Saline Traunstein, der er seine Existenz verdankt. Denn um das wertvolle Salz aus der Sole zu sieden, die bei Reichenhall gewonnen wurde, brauchte man große Mengen Holz. Das wiederum gab es im Hinterland von Traunstein reichlich. So entstand die Traunsteiner Saline und mit ihr die dortige Holzwirtschaft.

Das Museum selbst widmet sich vor allem dem harten Leben der Holzknechte, die eine mühsame und nicht selten auch gefährliche Arbeit verrichteten, fern von allem Komfort. Trotz aller Mühsal war der Berufsstand der Holzknechte in der Bevölkerung hoch geschätzt, weil er wesentlich zum wirtschaftlichen Wohlstand der Region beitrug.

Ein Erlebnispfad schlängelt sich auf dem Freigelände des Museums an den originalen Hütten vorbei. Die meisten standen ursprünglich in den Bergwäldern der Umgebung und dienten den Holzknechten als Wohn- und Schlafraum. Mit dem Versetzen der Hütten in den 1980er Jahren entstand das Holzknechtmuseum. Auf dem Freigelände können Besucher selbst beim historischen Holzrohrbohrer mit anpacken oder die angeblich erste „Pipeline“ der Welt begutachten. Zu bestaunen gibt es auch teilweise lebensgroße Szenen und historisches Gerät, das unmittelbar in die Welt der Holzknechte versetzt. Gleichzeitig informiert das Museum über das empfindliche Ökosystem Bergwald und seine Funktion als Schutz gegen Lawinen, Steinschläge und Erdrutsche.

Rund 20.000 Interessierte besuchen das Holzknechtmuseum jedes Jahr, darunter etwa 3.000 Kinder. Für sie gibt es ein eigenes museumspädagogisches Programm: ein Grund, weshalb auch viele Schulklassen ins Museum kommen. Etwa 70 Prozent der Besucher sind Urlauber und Tagesausflügler, die restlichen 30 Prozent Einheimische.

Um das Museum für die Besucher noch attraktiver zu machen, soll die Dauerausstellung in den kommenden Jahren neu gestaltet werden. Das jedenfalls plant der Zweckverband Holzknechtmuseum Ruhpolding, der seit 1994 für das Museum verantwortlich ist und zu dem neben dem Landkreis Traunstein und der Gemeinde Ruhpolding auch der Bezirk Oberbayern gehört. Im Jubiläumsjahr lockt ein attraktives Programm nach Ruhpolding, zum Beispiel die Ausstellungen „So samma hoid“ der Künstlerin Stefanie Dirscherl (bis 3.10.) und „Alles aus Kork“ (bis 7.10.). Und natürlich die legendäre Ruhpoldinger Waldweihnacht, die alle drei Jahre im Freigelände des Museums stattfindet und im Dezember wieder Tausende von Besuchern in ihren Bann schlagen wird.

Holzknechtmuseum unter neuer Leitung

Dr. Ingeborg Schmid
Foto: Knut Kuckel/Tirol.bayern
Seit Mai dieses Jahres hat das Holzknechtmuseum Ruhpolding eine neue Leiterin: Die gebürtige Tirolerin Dr. Ingeborg Schmid ist Nachfolgerin von Simon Hamper, der das Museum eineinhalb Jahre leitete und nun als wissenschaftlicher Mitarbeiter ans Staatsarchiv Nürnberg geht. Schmid, Jahrgang 1973, studierte Ethnologie und Romanistik in Innsbruck und Rom. Ihre Diplomarbeit schrieb sie über die Anfänge des alpinen Tourismus im Ötztal. Als freie Kulturwissenschaftlerin und Archivarin realisierte sie verschiedene Projekte, darunter die historisch landeskundliche Ausstellung der Euregio Tirol, Südtirol und Trentino auf der Expo 2000 in Hannover. Zuletzt war sie Koordinatorin des alpenweiten Projekts „Berge lesen“ und Kuratorin der Ausstellung „Gehen am Berg“ in Lech am Arlberg. Darüber hinaus verfasste sie zahlreiche Bücher, darunter die kulturwissenschaftliche Untersuchung „Absturz“, in der sie tödlichen Bergunfällen im Kontext des frühen Bergalpinismus nachgeht. Die begeisterte Bergsportlerin und Yogalehrerin wohnte zuletzt im Ötztal (Tirol).

 

Aktuelle Veranstaltung: Es wurden keine Einträge gefunden!