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Sich helfen lassen – je eher, desto besser!

München, den Datum: 18.12.2020
Gesundheit

Krisendienst Psychiatrie an Feiertagen rund um die Uhr erreichbar / Mobile Einsatzteams unterstützen Menschen in akuten seelischen Notlagen

Zeit mit der Familie, gute Gespräche, unerwartete Geschenke und ein feines Essen: Weihnachten ist ein besonders Fest, mit dem viele Hoffnungen und Emotionen verbunden sind. In der Covid-19-Pandemie mit Lockdown und Kontaktbeschränkungen sind solche Erwartungen oft schwer erfüllbar. Menschen, die sich belastet, einsam und verunsichert fühlen, können in seelische Krisen geraten.

Unter der Nummer 0180 / 655 3000 bietet der Krisendienst Psychiatrie während der Feiertage rund um die Uhr Hilfe für Menschen in psychischer Not.

Ein farbiger Balken läuft von links unten nach rechts oben, seine Farbe wandelt sich dabei von blau nach gelb und er wird breiter. Unten link steht "Krisendienst Psychiatrie", oben rechts die Rufnummer 0180 / 6553000 und "Wähle dein Leben".
Logo Krisendienst Psychiatrie (© Krisendienst Psychiatrie)

„In der Weihnachtszeit sind viele Menschen emotional stark gefordert. Durch die Belastungen der Corona-Pandemie kann die Stimmung auch ins Negative kippen“, erklärt der Leiter der Leitstelle des Krisendienstes Psychiatrie, Dr. Michael Welschehold. „Einsamkeit, die Angst um eigene Ansteckung, die Sorge um vulnerable Angehörige – etwa die Großeltern – oder plötzliche schwere Erkrankung im Zusammenhang mit dem Virus können eine seelische Notlage auslösen. Hinzu kommt, dass das Jahr strapaziös und voller Unwägbarkeiten war. Wir raten deshalb allen Menschen, sich rechtzeitig Hilfe zu holen, wenn sie fühlen, dass sie emotional überfordert sind.“

"Darauf sind wir gut vorbereitet: Die Leitstelle ist rund um die Uhr erreichbar und personell gut besetzt."

Auch die Statistik des Krisendienstes Psychiatrie zeigt, dass in der Weihnachtszeit und rund um den Jahreswechsel seelische Krisen verstärkt auftreten können. Im Dezember 2019 hatte die Leitstelle 2458 Telefonkontakte – der höchste Wert im Jahresverlauf. Die Anrufenden benötigten meist aufgrund familiärer Konflikte, dem Gefühl der Einsamkeit und Erschöpfungszuständen Unterstützung. „Der Krisendienst verzeichnet seit Beginn der Pandemie regelmäßig Anrufe von besorgten Menschen. Wegen der Kontaktbeschränkungen und des Lockdowns über Weihnachten rechnen wir damit, dass uns deutlich mehr Menschen brauchen“, schildert Welschehold. „Darauf sind wir gut vorbereitet: Die Leitstelle ist rund um die Uhr erreichbar und personell gut besetzt.“

Mobile Einsatzkräfte in ganz Oberbayern und rund um die Uhr - auch an Feiertagen - erreichbar

Oft entlastet bereits ein sortierendes Gespräch am Telefon. Wenn das Gespräch nicht ausreicht, kann der Krisendienst weiterführende Hilfen anbieten. In akuten Notfällen können bei Bedarf mobile Einsatzteams Hausbesuche durchführen, um zu unterstützen und die Betroffenen zu stabilisieren. Mobile Einsatzkräfte gibt es in allen oberbayerischen Landkreisen. Sie sind täglich – also auch an den Feiertagen – von 8 bis 21 Uhr in Rufbereitschaft und in maximal einer Stunde vor Ort.

„Gerade in der aktuellen Situation haben wir gemerkt, wie wichtig und wertvoll die Möglichkeit ist, im Notfall einen persönlichen Kontakt durch die Einsatzteams vor Ort herstellen zu können. Unsere professionellen Teams sind ansprechbar und suchen gemeinsam mit der betroffenen Person nach einer Lösung, beraten und klären auf“, sagt Natalja Ferroni, Gebietskoordinatorin für den Krisendienst in München und selbst in einem mobilen Einsatzteam tätig. „Seit Beginn der Pandemie haben wir immer wieder erleben müssen, dass Menschen in schwierigen Situationen teilweise nur noch eingeschränkt Zugang zum Hilfesystem gefunden haben.“ Persönliche Krisengespräche seien wie auch soziale Kontakte gerade in so turbulenten Zeiten wie heute enorm wichtig. „Dies gilt insbesondere für Menschen mit psychischen Problemen und Menschen, welche sich momentan in einer schwierigen Lebenslage befinden – hier ist unkomplizierte und alltagstaugliche Unterstützung gefragt.“

Tipps zur Krisenprävention in der Weihnachtszeit

Die Mitarbeitenden des Krisendienstes haben Tipps zur Krisenprävention in der Weihnachtszeit und rund um den Jahreswechsel zusammengestellt:

  • Telefonieren oder chatten Sie mit Familie und Freunden und unterstützen Sie sich gegenseitig. Ein digitales Meeting mit allen Angehörigen in einem festlichen Rahmen ersetzt nicht das persönliche Treffen, es schafft aber Nähe und schenkt Freude – ein gutes Mittel gegen Einsamkeit und trübe Gedanken.
  • Legen Sie eine Nachrichtenpause ein. Es tut Ihrer Seele gut, wenn Sie sich nicht dauernd mit Corona beschäftigen.
  • Nehmen Sie nach Möglichkeit digitale Angebote für die Teilnahme an Gottesdiensten oder anderen kirchlichen, kulturellen oder weihnachtsbezogenen Veranstaltungen wahr. Dies schafft ein Gefühl der Zugehörigkeit und stärkt den Zusammenhalt.
  • Denken Sie auch an andere. Ihre alleinstehenden Nachbarn oder Freunde freuen sich über eine kleine Aufmerksamkeit, einen Anruf oder ein Gespräch am Gartenzaun. Das tut den Personen und Ihnen gleichermaßen gut.
  • Körperliche Aktivitäten sind wichtig. Gehen Sie draußen spazieren und nutzen Sie zuhause digitale Angebote wie Yoga- oder Fitness-Apps.
  • Wenn Sie Probleme haben: Trauen Sie sich offen darüber zu sprechen und vertrauen Sie sich Ihren Freunden und Ihrer Familie an. Sollten Sie aus eigener Kraft nicht aus der Krise finden, nehmen Sie frühzeitig Kontakt zu fachkundigen Hilfeangeboten auf. Der Krisendienst ist an allen Feiertagen und an Silvester täglich 24 Stunden für Sie erreichbar.

Weitere Informationen:

Der Bezirk Oberbayern finanziert den Krisendienst Psychiatrie mit derzeit rund elf Millionen Euro pro Jahr. 2020 hatte die Leitstelle bisher rund 30 000 Telefonkontakte.