Bayerischen Bienen auf der Spur
München, den Datum: 18.09.2024Gäste aus Indien informieren sich über Imkerei in Oberbayern
Von der „Sanftmut und Produktivität der gestreiften Bezirksmitarbeiterinnen“ – also der Bienen – waren Imkerinnen und Imker aus Indien bei einem Fortbildungs-Besuch überaus begeistert, berichtet Dr. Hannes Beims. Für ein internationales Landwirtschaftsprojekt haben sich die Gäste einen Überblick über die Strukturen und Arbeitsweisen in der oberbayerischen Imkerei verschafft. Nicht nur bei der Anzahl der Bienenvölker stellten sich große Unterschiede zwischen der bayerischen und indischen Imkerei heraus.
Seminare, Workshops und Exkursionen in die oberbayerische Bienenwelt warteten auf die Teilnehmenden. Dabei informierten das GIZ Regionalbüro Deutschland-Süd und die Fachberatung für Imkerei etwa zu Qualitätsstandards des deutschen Honigs und gaben Tipps zur Bekämpfung der Varroa-Milbe und der Haltung von Bienenvölkern. Denn die Imkerei in Indien will sich noch professioneller aufstellen. Deshalb interessierten sich die Gäste besonders für die Organisation der oberbayerischen Imkerschaft, sagt Beims.
So bekamen die Teilnehmenden in der Imkerschule des Bezirks in Landsberg am Lech einen Einblick in die Haltung der Westlichen Honigbiene in modernen Bienenkästen. In Indien eher ein ungewöhnlicher Anblick. Denn dort behilft man sich für den Bau von Kästen mit einfacheren Mitteln wie beispielsweise Kuhdung, erklärt Beims. Das Material der Bienenbehausung ist jedoch nicht der einzige Unterschied. Allein bei der Anzahl der Bienenvölker pro Person tun sich große Diskrepanzen auf. Jeweils mindestens 50 Völker besaßen die Besuchenden, einer der Imker sogar 600, wie Beims erzählt. Zum Vergleich: In Bayern liegt der Durchschnitt bei 6,7 Völkern pro Imkerei.
Schwefel im Honig
Eines aber verbindet die Bienen in Oberbayern und Indien: die Varroa-Milbe. Weil die Östliche Biene, die in Indien für die Honigproduktion zum Einsatz kommt, laut Beims nicht so freundlich und produktiv ist, wird sie dort zunehmend durch die Westliche Honigbiene verdrängt. Doch die ist im Gegensatz zur Östlichen Biene anfällig für die Varroa-Milbe. Nur, wie bekämpft man diesen unliebsamen Schädling? Die Imkerinnen und Imker aus Indien haben ihre eigenen Mittel: „Sie streuen Schwefelpulver in die Bienenkästen“, erzählt Beims, und verwendeten zudem weitere pharmazeutische Präparate. Weil sich davon Rückstände im Honig oder Wachs ablagern könnten, würden die deutschen Qualitätsstandards nicht erfüllt. Denn Schwefel ist als Tierarzneimittel in Deutschland nicht zugelassen.
Eine weitere große Herausforderung für den indischen Honig sind außerdem die Lagerbedingungen bei hohen Temperaturen. Je höher die Temperaturen sind, denen der Honig ausgesetzt ist, desto schneller sinkt dessen Qualität, weil er wichtige Inhaltsstoffe verliert. Um den Gästen einen Einblick in die Hygieneanforderungen der deutschen Honigverordnung zu geben, zeigte Beims ihnen die Produktionsräume der Fachberatung für Imkerei. Abgerundet wurde die Fortbildungsreise mit dem Besuch zweier Berufsimkereien, eines Imkervereins im Münchener Norden und eines staatlichen Bienenprüfhofes. (js)
Projekt in 15 Ländern
Das von der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) betreute Projekt ist das globale Vorhaben Grüne Innovationszentren in der Agrar- und Ernährungswirtschaft. Es ist Teil der Sonderinitiative Transformation der Agrar- und Ernährungssysteme des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und wird in 15 Ländern, darunter Indien, umgesetzt. Ziel ist es, die Einkommen kleinbäuerlicher Betriebe, Beschäftigung und regionale Versorgung mit Nahrungsmitteln in den ländlichen Zielregionen zu steigern. Der Wissens- und Erfahrungsaustausch zwischen beteiligten Partnerländern und unterschiedlichen Akteuren ist dabei ein wichtiges Kriterium.