Bezahlbaren Wohnraum sichern
München, den Datum: 18.01.2023Bezirk Oberbayern etabliert Wohnraumkoordination für Menschen mit Behinderung
Mit seiner Wohnraumkoordination für Menschen mit Behinderungen schlägt der Bezirk Oberbayern neue Wege ein. Ziel der Koordinationsstelle ist es, für diese Zielgruppe mehr geeigneten Wohnraum zu erschließen und dauerhaft zu sichern. „Wir leisten damit einen Beitrag, dass mehr Wohnraum für Menschen mit Behinderungen zur Verfügung steht. Außerdem unterstützen wir diejenigen, die Wohnformen für diese Zielgruppe anbieten. Dies ist wichtig, weil es immer schwieriger wird, geeigneten und bezahlbaren Wohnraum zu finden”, erklärt Bezirkstagspräsident Josef Mederer.
Die Schaffung einer Koordinationsstelle war erst ein Versuch, denn eine formale Zuständigkeit und verbindliche Instrumente, um Wohnraum zu schaffen, haben die Bezirke in Bayern nicht. Organisatorisch ist die Wohnraumkoordination im Arbeitsgebiet der Strategischen Sozialplanung des Bezirks Oberbayern angesiedelt.
„Zu Beginn war es uns wichtig, die Refinanzierungsmöglichkeiten für das Thema Wohnen für Menschen mit Behinderung nochmals klar darzustellen. In der Regel lassen sich ambulant betreute Wohnangebote für Menschen mit Behinderung nur in dem sehr knapp bemessenen Segment des geförderten Mietwohnungsmarkts realisieren”, erzählt Selma März, die die Wohnraumkoordination im Bezirk verantwortet. Denn fast nur im geförderten Bereich gebe es Mieten, die im Rahmen der Sozialhilfe oder der Hilfe zum Lebensunterhalt übernommen werden können. „Auf diese Unterstützungsleistungen sind unsere Klientinnen und Klienten überwiegend angewiesen.“
Daher suchte März von Anfang an den Schulterschluss mit den oberbayerischen Kommunen, sprach in Dienstbesprechungen der Bürgermeisterinnen und Bürgermeister vor und ging direkt mit den Sozial- und Planungsämtern in den Dialog. „Uns ist es wichtig, auf die jeweiligen Wohnbedarfe für Menschen mit Behinderungen aufmerksam zu machen, damit diese idealerweise in zukünftigen Bauvorhaben in den Kommunen berücksichtigt werden können“, führt März aus.
Breiter Informationsaustausch
Auch mit den kommunalen Beauftragten für die Belange von Menschen mit Behinderung steht die Wohnraumkoordination in engem Austausch. Das Engagement des Bezirks wird hier außerordentlich begrüßt, auch weil damit bereits zentrale Aspekte der „Regensburger Erklärung zum inklusiven Wohnen in Bayern“ berücksichtigt werden. Auf diese hatten sich die Beauftragten beim landesweiten Jahrestreffen im Juli 2022 gemeinsam mit Holger Kiesel, dem Beauftragten der Bayerischen Staatsregierung für die Belange von Menschen mit Behinderung, verständigt.
„Der Mangel an bezahlbarem Wohnraum ist eine der zentralen Herausforderungen unserer Zeit, nicht nur, aber eben auch für Menschen mit Behinderung“, fasst März zusammen. Daher ist es ihr ein besonderes Anliegen, die Kräfte und Anstrengungen zum Thema Wohnen für Menschen mit Behinderung zu bündeln. So arbeiten bereits zahlreiche Kommunen sowie Mitglieder der Kommunalparlamente und Einrichtungen für Menschen mit Behinderung mit der Wohnraumkoordination im Projekt „Ambulantisierung und Wohnraum“ beim Bezirk zusammen. Hier werden unter anderem Modellvorhaben für innovative und inklusive Wohnprojekte entwickelt.
„Ziel ist es, mit bereits erfolgreich umgesetzten Projekten Mut und Lust bei Kommunen, Investoren oder Genossenschaften zu wecken und zu zeigen, dass qualitätvolles ambulantes und inklusives Wohnen auch unter den aktuellen Rahmenbedingungen realisierbar ist und ein Gewinn für einen ganzen Sozialraum sein kann“, berichtet März. Das im Rahmen der Wohnraumkoordination gebündelte Wissen bringt März auch in Projekte und Initiativen außerhalb des Bezirks ein, so arbeitet sie unter anderem aktiv im Projekt „Inklusives Wohnen in Bayern stärken“ von Wohn:sinn, dem Bündnis für inklusives Wohnen im deutschsprachigen Raum mit. (we)