Inhalt

04.03.2015: Sorge um Substanzerhalt an der Glentleiten

München, den Datum: 04.03.2015

Bereits beim Aufbau des oberbayerischen Freilichtmuseums bemühte man sich intensiv um die Konservierung des Sachguts: Bauteile, Bretter und teilweise auch Objekte aus Holz wurden mit den damals gängigen Holzschutzmitteln, die ebenfalls im privaten und öffentlichen Hausbau eingesetzt wurden, behandelt. An der Glentleiten wurden bis in die frühen 1980er Jahre vom Bundesgesundheitsamt zertifizierte Mittel verwendet. Die Produktion und der Vertrieb von PCP-haltigen Holzschutzmitteln wurden 1989 in Deutschland untersagt. Heute sieht man deren Einsatz zu Recht kritisch: Obwohl diese Mittel zunächst gegen Holzschädlinge halfen, können sie gesundheitliche Beeinträchtigungen nach sich ziehen.

Ob und wie viel von den chemischen Substanzen in den historischen Gebäuden noch nachzuweisen ist, untersucht an der Glentleiten und in dessen Zweigmuseum, dem Bauernhausmuseum Amerang im Chiemgau, zurzeit eine Sachverständige für Schadstoffe in Innenräumen und an Gebäuden. Sie analysiert Staub-, Luft- und Materialproben in den Museumsobjekten und in den Wirtschaftsgebäuden. Die ersten Ergebnisse sehen für den Großteil der historischen Häuser erfreulich aus: Die früher eingesetzten Chemikalien sind zwar noch nachweisbar, liegen aber in einem für die Besucher unbedenklichen Bereich. Nur ein Gebäude bereitet den Verantwortlichen Sorge: der Starkerer Stadel, in dem die Museumsgaststätte untergebracht ist. Die Messungen in dem historischen Bundwerkstadel haben erhöhte Werte ergeben. Um die Ergebnisse zu verifizieren, werden derzeit weitere Proben genommen. "Über die Art und Dauer der Sanierung können wir momentan noch keine Angaben machen," so die Direktorin des Freilichtmuseums Glentleiten, Dr. Monika Kania-Schütz. "In den nächsten Tagen klärt sich, ob wir unsere Gaststätte zu Saisonbeginn am 19. März im Starkerer Stadel eröffnen können. Sollte dies nicht der Fall sein, finden wir eine akzeptable Lösung, um das gastronomische Angebot in gewohnter Qualität anzubieten."

Immer wieder kommt es vor, dass trotz aller Schutz- und Vorsichtsmaßnahmen Gebäude(teile) oder auch Textil- und Holzobjekte von Schädlingen befallen werden. Eine Möglichkeit besteht in der Begasung eines gesamten Hauses. Das hierbei verwendete farb- und geruchlose Gas ist besonders wirksam gegen erwachsene Insekten und deren Larven. Nach der Freigabe des Gebäudes hinterlässt es weder im Material noch in der Luft Rückstände. In regelmäßigen Abständen werden an der Glentleiten historische Gebäude mit dieser Methode konserviert, letztmalig geschah dies im Herbst 2014.

Bei einem Befall von mobilem Sammlungsgut aus Holz oder an Textilien werden die Objekte zum Beispiel mit einem Inertgas, meist Stickstoff, behandelt. Die Vorteile liegen hierbei klar auf der Hand – das Ganze geschieht rückstandsfrei und es kommt kein Gift zum Einsatz, denn das Gas ist natürlich in der Atmosphäre vorhanden. Die Methode kam in den letzten Jahren an der Glentleiten häufiger zum Einsatz, z.B. bei der Überarbeitung der etwa 17.000 Stücke umfassenden Textilsammlung des Museums.

Erst im Herbst 2014 hatten sich Wissenschaftler aus dem Bereich der Denkmalpflege, der Museen und Restaurierung in München mit den Fragen rund um die Methoden der präventiven Konservierung und den Substanzerhalt befasst. Der Einladung des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege waren mehr als 300 TeilnehmerInnen aus ganz Bayern gefolgt, um sich über dieses Thema auszutauschen und gemeinsam geeignete Strategien zu entwickeln