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"Die Leidenschaft, die Freude schafft..."

München, den Datum: 06.08.2014

Rupert Wolfswinkler Senior aus Asten kam im Jahr 1947 auf den Geschmack. Damals nahm er seine Zither mit zu seinem Wirtshaussingen und spielte das erste Mal öffentlich auf. Das machte er offensichtlich gut – denn der Kapellmeister gab ihm daraufhin eine Schrift der Rupertigauer Hochzeitslader. Und er ermahnte Wolfswinkler, an seiner Aussprache zu arbeiten. „Du brauchst eine deutliche Aussprache, damit dich deine Frau versteht, wenn du selbst mal heiratest.“ Schon bald hatte Wolfswinkler seinen ersten Auftritt als Hochzeitslader. „Mit der Gitarre im Rucksack bin ich hingefahren zur Hochzeit, das war schon ungewöhnlich.“
Bezirksrat Wast Friesinger ist seit 33 Jahren Hochzeitslader. „Das liegt bei uns in der Familie. Wir hatten bis zu fünf Hochzeitslader in unserer Verwandtschaft.“ Aufgeregt ist man schon bei der Premiere, gestand Friesinger, und manch einer hatte deshalb sogar einen Spickzettel dabei, um nichts zu vergessen.
Hochzeitslader Josef Edfelder aus Anger hatte nach eigenen Angaben sogar Alpträume vor seinem ersten Aufritt. „Doch als ich die Braut eingeladen habe zur Hochzeit, danach bin ich ganz ruhig geworden.“ Das Laden der Brautleute und der Gäste, das ist etwas Besonderes, meinte Edfelder. „Es ist so schön, weil sich die Menschen freuen, wenn man kommt. Wir besprechen die gesamte Hochzeit, das macht auch uns eine Freude. Und es ist schön, dass man so viele Leute kennenlernt.“ Nicht selten ist der Hochzeitslader dann auch ein Friedensstifter. „Ich versuche immer, Familienstreitigkeiten vor einer Hochzeit zu schlichten. Das gehört für mich auch dazu.“
Was den Hochzeitsladern auffällt: Es hat sich viel geändert bei den Vorbereitungen und bei der Feier selbst. So war Bertl Heigl aus Bruckmühl bei seinem Laden der Brautleute nicht immer willkommen. „Einmal hat der Firmpate zur Braut gesagt: Was, ein Hochzeitslader kommt? So was Abgedroschenes, so was kannst du den Leuten doch nicht zumuten.“ Unzumutbar findet manch ein Brautpaar heutzutage auch eine Hochzeit von frühmorgens bis spät abends, auch das Tanzen ist nicht jedermanns Sache, und das Braut-Entführen in die Weinstube artet hin und wieder in ein trunkenes Weinfest aus. Die meisten Hochzeiten beginnen jetzt erst am Nachmittag. „Bei vielen Landwirten findet die Hochzeit nachmittags auf dem Hof statt“, erzählte Hochzeitslader Christian Glas aus Eggstätt. „Ich denke, es liegt daran, dass es inzwischen zu wenige Wirtschaften mit einem Festsaal gibt.“ Trotzdem: Die Hochzeitslader sind mit Freude bei der Sache, und die Zunft hält zusammen. Wer sich den Hochzeitsladern anschließen will, muss sich dafür jetzt einen Paten suchen. „Früher konnte jeder Kaschperl ein Hochzeitslader werden, das war nicht gut“, erzählte Glas. „Da war sogar mal ein Foto eines Hochzeitsladers in Dessous in einer Weinstube in einer Zeitung abgebildet. Da haben wir gesagt: Ab sofort muss jeder, der Hochzeitslader werden will, jemanden finden, der für ihn gerade steht.“ Das hat sich bewährt. Inzwischen sind auch zwei Frauen unter den Hochzeitsladern. Und selbst wenn sich viel geändert hat – arbeitslos werden die Hochzeitslader in Oberbayern sicher nicht. Wer sich über diese Zunft informieren und viel Interessantes erfahren will, sollte sich die Sonderausstellung „Einen schönen Gruß vom Hochzeiter…“ im Bauernhausmuseum Amerang anschauen. Sie ist noch bis zum 2. November geöffnet. Informationen dazu gibt es im Internet unter www.bhm-amerang.de.