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Auf dem Berg der Bildung - Oktober

Ein Treppenaufgang mit schwarzen massiven Wänden. An den halbhohen Wänden sind helle Holzleisten als Geländer befestigt. Die Treppenstufen sind ebenfalls mit hellem Holz ausgelegt.
Foto: Sorin Morar © Bezirk Oberbayern

„Und damit wir beederseits dessto ehender und bölder ab der Sachen khommen, begere Ich … von allerley getraidt und früchten, was angepaut und mir zustendig ist.“ So dringlich forderte Abt Gregorius von Wessobrunn 1635 vom Rat der Stadt Landsberg den „Zehnten“, der seinem Kloster zustand. Noch knapp dreißig Jahre zuvor hätten das Getreide und die Früchte, die Gregorius erbat, die Zehentscheune gefüllt, die das Kloster Wessobrunn im 16. Jahrhundert in exponierter Lage über der Stadt errichtet hatte. Nun jedoch befand sie sich bereits im Besitz der Jesuiten, die das Gebäude 1607 übernommen hatten und es ebenfalls als Lager für ihren Zehnten nutzten. Die Scheune war damit Teil des Jesuitenklosters und des dazugehörigen Kollegiums, das die Mönche Ende des 16. Jahrhunderts über der Stadt auf einem Berg gebaut hatten – seither auch „Berg der Bildung“ genannt.

Modern, funktionell und ästhetisch

Das Gebäude, das seit vielen Jahren zum Agrarbildungszentrum des Bezirks Oberbayern gehört, atmet noch heute Geschichte. Vielleicht sogar noch mehr als in den Jahrzehnten davor. Denn mit der Entscheidung, den Ostflügel des ehemaligen Jesuitenklosters zu sanieren, war klar: Die denkmalgeschützten Gebäude sollten zwar modern, aber doch behutsam umgestaltet werden. Gerade die alte Zehentscheune sollte so saniert werden, dass die ursprüngliche historische Konstruktion wieder sichtbar wird. Und zwar sowohl unter dem alten Dachstuhl, der inzwischen den Rahmen für einen Veranstaltungsraum bildet, als auch in den Gewölben im Erdgeschoss. Für die Büros, die dort entstanden, zog man Glastrennwände ein, um die Großzügigkeit des historischen Raums wiederherzustellen.

Ein heller Gang mit modernem Gewölbe. Der Boden ist mit Holz ausgelegt. Links und rechts sind große Glastüren. Am Ende das Ganges ist eine Tür mit Rundbogen.
Foto: Sorin Morar © Bezirk Oberbayern

Mit der Sanierung des Zehentstadels und des übrigen Ostflügels hat das Agrarbildungszentrum nun endlich die Räume, auf die es schon lange gewartet hat: modern, funktionell und ästhetisch. Soweit möglich, wurden Zugänge und Flure barrierefrei gestaltet: ein besonderes Anliegen des Bezirks Oberbayern, der Sachaufwandsträger der Einrichtung ist und auch die Kosten in Höhe von 8,2 Millionen Euro für Sanierung und Umbau stemmte. Neben Veranstaltungsraum und Büros entstanden ein Lernzimmer, ein Fitnessraum, ein Bierstüberl, ein Billardzimmer und vor allem 29 neue Zimmer mit eigenen Bädern. Dort wohnen jetzt die Technikerinnen und Techniker für Agrarwirtschaft, die für ihre zweijährige Ausbildung nach Landsberg kommen.

"Eine Investition in Wissen bringt immer noch die besten Zinsen"

Das 2017 beendete Bauprojekt war der Schlusspunkt der groß angelegten Sanierung des Agrarbildungszentrums, die schon 2012 begonnen hatte — inklusive Erneuerung der Internatsräume und der Labore. Für alle, die heute im Agrarbildungszentrum eine Aus- oder Fortbildung machen, bieten sich damit beste Voraussetzungen. Neben den Studierenden der Technik für Agrarwirtschaft sind das die Agrartechnischen Assistentinnen und Assistenten und all jene, die ins Fortbildungszentrum für Landwirtschaft und Hauswirtschaft, in die Landmaschinenschule oder die Abteilung Haushaltstechnik kommen. Sie profitieren davon, dass der Bezirk Oberbayern die Bildungsstätte zukunftsfähig machen möchte, ganz nach dem Motto von Benjamin Franklin: „Eine Investition in Wissen bringt immer noch die besten Zinsen.“


Und ebenso profitiert das alte Kloster von seiner heutigen Bestimmung als Agrarbildungszentrum, denn, wie Schulleiter Wolfgang Stützle sagt: „Die beste Möglichkeit, Baudenkmäler zu erhalten, besteht darin, sie zu nutzen.“