Zwischen Herausforderungen und Chancen
München, den Datum: 25.02.2025Das Donaumoos im Wandel der Zeit
Es ist Sorgenkind und Hoffnungsträger zugleich: das Donaumoos in den beiden Landkreisen Neuburg-Schrobenhausen und Aichach-Friedberg. Jahr für Jahr entweichen aus den trockengelegten Böden des größten Niedermoors Süddeutschlands Unmengen klimaschädlicher Treibhausgase – eine direkte Folge der Entwässerung, die im 18. Jahrhundert begann. Um das zu stoppen, setzt der Donaumoos-Zweckverband, dem der Bezirk Oberbayern angehört, auf Wiedervernässung, nachhaltige Landwirtschaft und innovative Nutzungskonzepte. Die Herausforderungen sind enorm, denn im Donaumoos leben rund 17 000 Menschen, 850 landwirtschaftliche Betriebe sind dort ansässig.
„Das Donaumoos liegt mir sehr am Herzen. Deshalb müssen wir uns gemeinsam auf den Weg machen und den Klimaschutz im Niedermoor vorantreiben“, sagt Thomas Schwarzenberger, Bezirkstagspräsident von Oberbayern. Die Strategie ist klar: Durch die Wiedervernässung des Moors soll der Kohlenstoff langfristig im Boden gebunden werden. Für dieses Ziel stellt der Freistaat Bayern bis 2030 bis zu 200 Millionen Euro bereit. Erste Erfolge zeigen Projekte wie der Baierner Flecken und das Grundwassermanagement Obermaxfeld. Beide Maßnahmen schaffen Retentionsflächen, die nicht nur den CO₂-Ausstoß verringern, sondern auch die Hochwassergefahr mindern. Nach dem extremen Hochwasser im Juni 2024 an der Paar wurde deutlich, wie dringend solche Pufferzonen benötigt werden.
Dringend benötigt die Landwirtschaft infolgedessen neue Alternativen zur Bewirtschaftung: Denn die Landwirtinnen und Landwirte bewirtschaften seit Jahrhunderten entwässerte Flächen. Hier setzt der Zweckverband auf Innovation. Eine Schlüsselrolle spielen Schilf und Rohrglanzgras – Pflanzen, die bei hohem Grundwasserstand wachsen und CO₂-Emissionen reduzieren.
Forschung für neue Nutzung
Im Forschungsprojekt ProMoFa wird untersucht, wie diese Moorpflanzen industriell genutzt werden können. Die Ergebnisse sind vielversprechend: Bereits 2023 wurden erste Papierprodukte mit einem Anteil von bis zu 30 Prozent Rohrglanzgras hergestellt. Nächste Schritte umfassen die Produktion von Kartonagen und Wellpappe. Auch für die Automobilindustrie wird das Moor interessant. Im Projekt Moor-Motive wird getestet, ob sich Seggen und Streuwiesengras zu Formteilen verarbeiten lassen. Diese neuen Wertschöpfungsketten könnten das Donaumoos zu einem Modell für nachhaltige Landwirtschaft und Industrie machen.
Größte Wisentherde Deutschlands
Das Donaumoos ist nicht nur ein Klimaschutzprojekt, sondern auch eine einzigartige Kulturlandschaft. Gegründet wurde der Donaumoos-Zweckverband 1991 vom Bezirk Oberbayern, dem Landkreis Neuburg-Schrobenhausen, den drei Moosgemeinden Karlshuld, Karlskron und Königsmoos sowie den vier Wasserverbänden im Donaumoos mit dem Ziel, den Naturraum zu bewahren und gleichzeitig als Siedlungs- und Wirtschaftsraum zu erhalten. Der ganzheitliche Ansatz umfasst neben Moorschutzmaßnahmen auch Hochwasserschutz, Biodiversität und die Förderung der regionalen Wirtschaft.
Mit seinen 18 000 Hektar Fläche, davon 12 000 Hektar Moor, ist das Donaumoos das größte Niedermoor Süddeutschlands. Es bietet Lebensraum für bedrohte Tier- und Pflanzenarten und spielt eine entscheidende Rolle im Hochwasserschutz. Gleichzeitig ist es Heimat für die Menschen, die dort leben und Landwirtschaft betreiben. Der Donaumoos-Zweckverband ist außerdem Träger der größten Wisentherde Süddeutschlands, die beim Haus im Moos lebt – eine Umweltbildungsstätte, die sich mit Natur, Kultur und Geschichte des Donaumooses befasst.