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Eisige Zeiten für Motten

München, den Datum: 20.01.2023
Museen

„Präventive Konservierung” im Freilichtmuseum Glentleiten

„Frostig“ ist der Empfang für Motten und andere Schädlinge im Freilichtmuseum Glentleiten. Das Museum greift bei der Präventiven Konservierung auf Kälte als altes Hausmittel gegen die gefräßigen Untermieter zurück. Wurden betroffene Stücke früher einfach in die eisige Winterluft gehängt, so kommen sie heute oft in die Gefriertruhe. So auch an der Glentleiten – allerdings in größeren Dimensionen: An die Stelle des normalen Gefrierschranks tritt hier ein mit modernster Technik ausgestatteter Gefriercontainer.

Ein Mann und eine Frau stehen vor einem Metalltor. Vor ihnen ist eine Kutsche zu sehen.
Jan Borgmann, Leiter der volkskundlichen Sammlung, und Restauratorin Maria Wimmer mit der Kutsche, die durch Frost von Motten (Foto: Melanie Bauer © Bauernhausmuseum Amerang)

Als Mitarbeitende beispielsweise vor kurzem an den Bezugstoffen von Kutschen Kleidermotten feststellten, wanderten die Gefährte kurzerhand in den Spezial-Gefriercontainer. Dort wurden die betroffenen Stücke durch das „Adaptive Gefrierverfahren“ von den Schädlingen befreit.

Der Container – im Fachjargon IPM Freezer genannt – ist eine gemeinsame Entwicklung von Museen, dem Fraun­hofer-­Institut für Bauphysik und der auf Kulturguterhalt spezialisierten Firma iconyk mit Sitz in München. Bei dem Verfahren werden die Motten und deren Eier Temperaturen von bis zu minus 30 Grad Celsius ausgesetzt und sterben dadurch ab. „Das Besondere an dieser Methode ist“, so Restauratorin Maria Wimmer, „dass sie komplett auf Pestizide verzichtet, also gift- und rückstandsfrei funktioniert. Durch die besondere Kühltechnik des Containers besteht für die Exponate außerdem kein Risiko für klima- oder kältebedingte Schäden, auch wenn sie aus sensiblen Materialien oder Materialkombinationen wie Holz, Metall und Leder bestehen – Stichwort Gefrierbrand.“ Auch die Behandlung der Objekte vor Ort habe einen nicht zu unterschätzenden Vorteil: Transportschäden lassen sich so vermeiden.

Museumsdirektorin Dr. Julia Schulte to Bühne: „Am aktuellen Fall wird deutlich, wie sinnvoll ein gutes Schädlingsmanagement ist. Ohne regelmäßige Kontrolle könnte sich ein zunächst lokal begrenzter Schädlingsbefall zu einem wirklichen Problem für ganze Sammlungsbestände auswachsen.“ (Melanie Bauer)