Ein Handschuhfach aus Streuwiesengras
München, den Datum: 25.03.2025Donaumoos-Zweckverband forscht für Automobilindustrie
Wenn alles nach Plan läuft, könnten in deutschen Fahrzeugen schon bald Pflanzen aus dem Donaumoos stecken. Denn der Donaumoos-Zweckverband, dem auch der Bezirk Oberbayern angehört, forscht nach nachhaltigen Rohstoffen für die Automobilbranche. Moor-Faserverbundmatten für die Automobilindustrie, kurz Moor-Motive, lautet das neue Projekt, das unter der Regie des Donaumoos-Zweckverbands im Januar gestartet ist.
Neben bereits laufenden Projekten in der Papier- und Verpackungsindustrie hat sich nun mit der Automobilbranche ein weiteres Forschungsfeld aufgetan. Nicht zuletzt aufgrund der geografischen Lage des Moorgebiets, das sich im Städtedreieck zwischen Neuburg, Schrobenhausen und Ingolstadt befindet. Zweckverbands-Sprecher Stefan Janda erklärt den Hintergrund: „Einerseits geht es darum, die moorbodenschonende Bewirtschaftung im Donaumoos und in anderen Mooren im Freistaat zu stärken und dazu neue Wertschöpfungszweige zu generieren. Andererseits sollen für den Automobil-Sektor praktikable und vor allem nachhaltige Alternativen zu erdölbasierten Rohstoffen entstehen, in diesem Fall speziell für das Fahrzeug-Interieur.“
Gegen das Moor-Schrumpfen
So zeigte sich nach ersten Voruntersuchungen vergangenen Jahres, dass Faserverbundmatten aus Donaumoos-Nasskulturen eine vielversprechende Option sind. Demnach hätten besonders Streuwiesengras und Seggen überzeugt. „Diese Gräser wachsen bei hohen Grundwasserständen, sodass der Moorkörper erhalten bleibt – ein wesentliches Ziel im Donaumoos“, so Janda. Denn das Moorgebiet schrumpft seit Beginn der Entwässerung am Ende des 18. Jahrhunderts – die einst Grundlage für die Besiedlung war.
Klimaschutz im Blick
Das hatte allerdings verheerende Folgen für das Klima, da trockener Moorboden riesige Mengen an CO₂ ausstößt. Laut Janda gehen Untersuchungen der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf von rund 500 000 Tonnen Kohlenstoffdioxid und anderen Verbindungen pro Jahr aus. Nur nasse Böden binden die klimaschädlichen Emissionen. Der Donaumoos-Zweckverband ist daher seit geraumer Zeit damit befasst, den Moorboden wieder zu vernässen. Für die dortigen Landwirtinnen und Landwirte müssen im Zuge dessen allerdings neue Formen der Bewirtschaftung entstehen. Denn sie bauen bisher vor allem Kartoffeln an – die auf nassen Böden nicht gedeihen.
Deshalb lassen die Ergebnisse der Voruntersuchungen Hoffnung aufkeimen. Die Moorkulturen könnten künftig zu Faser-Formteilen verarbeitet werden. Diese werden dann etwa in Handschuhfächern, Innentüren oder Kofferraumabdeckungen verbaut.
Forschung geht weiter
Heuer stehen weitere Tests auf dem Plan, um eine industrielle Anwendung zu prüfen. Dabei geht es um Geruch, Belastbarkeit sowie Temperaturwechsel: Denn das verbaute Material muss beispielsweise Temperaturen bis zu +60 Grad und -20 Grad standhalten, erklärt Janda. Ein weiterer wesentlicher Punkt wird sein, die Wirtschaftlichkeit zu prüfen. Der Zweckverbands-Sprecher gibt sich optimistisch. Schließlich seien bisherige Tests positiv ausgefallen, und auch die Automobilbranche müsse sich um nachhaltige Alternativen zu erdölbasierten Rohstoffen bemühen.