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Viel für Kinder und Eltern bewegen

München, den Datum: 20.12.2022
Gesundheit

Bilanz der leitenden Oberärztin am Standort Haar des kbo-Heckscher-Klinikums

Dr. Almut von Foerster ist seit Januar 2022 leitende Oberärztin im Zentrum für Autismus und Störungen der sprachlichen und geistigen Entwicklung im Kindes- und Jugendalter des kbo Heckscher-Klinikums am Standort Haar. Im Gespräch zieht sie eine Zwischenbilanz.

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Dr. Almut von Foerster (© kbo-Heckscher-Klinikum)

Wie sind Sie in Haar angekommen?
Almut von Foerster
Mit der neuen Aufgabe schließt sich für mich ein beruflicher Kreis. Ich habe schon 2001 als Ärztin im Praktikum in der Abteilung für Entwicklungsstörungen gearbeitet. Ab 2005 habe ich wieder dort praktiziert, erst stationär, dann in der Ambulanz. Jetzt bin ich seit Januar 2022 erneut in der Abteilung tätig. Neu dazugekommen sind stationäre Behandlungsplätze für Kinder mit Intelligenzminderung und psychischen Störungen.

Am Standort sind vier Stationen vorgesehen, aber nur drei in Betrieb – warum?
Wir spüren den allgemeinen Fachkräftemangel. Wir würden die vierte Station sehr gerne eröffnen und haben auch konzeptionelle Ideen, um dem Versorgungsauftrag in der Behandlung intelligenzgeminderter Kinder mit psychischen Störungen nachzukommen. Doch noch fehlt uns hierfür das Personal.

Was sind die häufigsten Diagnosen bei Ihren Patientinnen und Patienten?
Wir sehen hier in unserer Abteilung das komplette Spektrum der kinder- und jugendpsychiatrischen Störungsbilder. Schwerpunktmäßig behandeln wir Kinder mit Autismus, ADHS, emotionalen Störungen, Sprachentwicklungsstörungen und Intelligenzminderung – nicht selten kombiniert mit pädiatrischen Krankheitsbildern wie etwa Epilepsien, Fetalem Alkoholsyndrom oder auch genetischen Syndromen. Also Erkrankungen, die die Kinder ein Leben lang zusätzlich belasten.

Haben Sie darüber hinaus weitere Angebote?
In unserer Ambulanz bieten wir zusätzlich Spezialsprechstunden für Mutismus und Fetale Alkohol-Spektrum-Störungen an. Hinzu kommen Gruppen für Eltern mit autistischen Kindern und soziale Kompetenzgruppen für autistische Kinder.

Es gibt einen Trend zu immer früherer Diagnostik von Autismus-Spektrum-Störungen. Wie ist das in Ihrem Zentrum?
Wir sehen in unserer Ambulanz Kinder ab dem Alter von zwei bis drei Jahren zur Autismus-Abklärung. Oft ist es auch für uns nicht ganz einfach, bereits in diesem Alter eine gesicherte Diagnose zu stellen. Erschwerend kommt hinzu, dass häufig komorbide Störungen vorliegen. Das bedeutet, dass beispielsweise eine ausgeprägte Sprachstörung die Kommunikation beeinträchtigt. Wir versuchen dann sehr individuell zu schauen, wie man das Kind fördern kann, verfolgen mit Verlaufskontrollen die Entwicklung. Damit möchten wir eine Autismus-Diagnose sichern oder ausschließen.

Ihre Patienten haben neben ihren Entwicklungsstörungen weitere psychische Erkrankungen. Bedeutet dies mehr Elternarbeit?
Die Eltern haben nicht selten schon einen längeren Leidensweg hinter sich. Oft sind sie durch Selbstzweifel oder Anfeindungen in ihrem Umfeld belastet. Manchmal haben sie selbst psychische Erkrankungen und müssen lernen, die chronische Krankheit des Kindes anzunehmen und in das Familienleben zu integrieren. Abgesehen von einer therapeutischen und gegebenenfalls auch medikamentösen Behandlung versuchen wir, individuell nach Lösungen für das jeweilige Kind und seine Familie zu suchen. Dieses Vorgehen ist üblich in der Kinder- und Jugendpsychiatrie. Die Elternarbeit ist ein zentraler Punkt in unserer Behandlung und bedarf eines behutsamen, verständnisvollen und individuellen Vorgehens. Dieses Arbeiten mit den Kindern und Jugendlichen und ihren Familien ist genau das, was mich immer an der Kinder- und Jugendpsychiatrie gereizt hat.

Was erfüllt Sie mit Freude und Genugtuung in Ihrer Arbeit?
Die Arbeit in einem multiprofessionellen Team empfinde ich als sehr bereichernd. Es ist schön zu sehen, wie alle durch ihr jeweiliges Fachwissen einen Beitrag leisten, den uns ambulant vorgestellten und stationär anvertrauten Kindern und ihren Familien zu helfen. Es erfüllt mich mit Freude, dadurch etwas voranzubringen. (Interview: Ruth Alxander)

Zentrum für Autismus und Störungen der sprachlichen und geistigen Entwicklung

Diese Abteilung des kbo-Heckscher-Klinikums befindet sich seit April 2019 in Haar. Das betreuende Team kommt aus den Berufsfeldern Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychologie, Psychotherapie, Kinder- und Jugendmedizin, Sozial- und Sonderpädagogik, akademische Sprachtherapie, Ergotherapie, Motopädie, Musiktherapie, tiergestützte Therapie, Pflege- und Erziehungsdienst, Heilpädagogik, Verwaltungs- und Hausdienst sowie Patientenservice. In der Tagesklinik werden bis zu zehn Vorschulkinder mit autistischen und sprachlich-kognitiven Entwicklungsstörungen behandelt. Außerdem gibt es zehn vollstationäre Plätze für Grundschulkinder, die soziale, sprachliche, kommunikative, emotionale oder Lern-Störungen aufweisen. Für junge Schulkinder gibt es eine Tagesklinik mit zehn Betten. Weiterhin gibt es eine Institutsambulanz und einen mobilen Dienst.


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